Rapssaaten-Preise am Wendepunkt
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 02.09.2004


Die Wettermärkte in den USA und Kanada (erste frühe Fröste) bescheren auch unseren Rapsmärkten anziehende Preise.

Marktlage
Wie gewohnt folgt der Rapssaaten-Markt der Preisentwicklung des Sojakomplexes. Mit der Prognose neuer Rekordernten am internationalen Ölsaaten-Markt drehte sich der Markttrend und zeigt jetzt steil nach unten. Die Grafik zeigt unübersehbar, wie eng unsere heimischen Kassamärkte (Erzeugerpreise franko Landhandelslager) mit der internationalen Preisentwicklung (Ex-/Import-Tiefseehafen Rotterdam) verknüpft sind.

Inzwischen wurden die Ernteerwartungen bei US-Sojabohnen leicht zurückgenommen, so daß die Kurse wieder leicht anziehen konnten. Zudem besteht derzeit eine hohe Nachfrage am Markt für pflanzliche Öle, so daß sich auch die Ölsaatenpreise wieder leicht erholen konnten.

Franko Ölmühle Hamburg notierte Food-Rapssaat zur prompten Lieferung zuletzt bei 223 €/t netto. Franko mitteldeutsche Ölmühle liefen die Kurse derzeit bei 226 €/t netto zur Lieferung von Oktober bis Dezember 2004. Liefertermine bis zum Ende des Jahres werden preisgleich oder nur mit geringen Preisaufschlägen gehandelt.

An der Produktenbörse Mannheim wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 224-225 €/t zur Lieferung von November 2004 bis Januar 2005 notiert.

An den Warenterminbörsen wurde das Preistal nach dem Preisverfall der letzten Wochen zwischenzeitlich durchlaufen. Die Kurse lagen für den Termin November 2004 an der MATIF/Paris zuletzt bei 228,50 €/t. Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada zuletzt mit umgerechnet 242,45 €/t deutlich höher als in den Vorwochen.

Dieser Entwicklung folgten auch die Großhandelspreise am Tiefseehafen-Standort Rotterdam. Sie lagen zuletzt bei 224 €/t netto cif Rotterdam.

Fakten

  • Gegensätzliche Preisaussichten für Ölsaat, Schrot und Öl
    Für die Vermarktungssaison 2004/05 bestehen für die einzelnen Produktbereiche an den Ölsaatenmärkten gegensätzliche Preisaussichten. Fallende Preise sind derzeit bei Ölsaaten (außer Sonnenblumenkernen) und bei Ölschroten zu erwarten. Dagegen lassen die Marktfaktoren für pflanzliche Öle und Fette steigende Preise erwarten. Nach dem monatelangen Abwärtstrend ziehen die Ölpreise jetzt wieder an und lassen weitere Preissteigerungen für die kommenden Monaten erwarten. Die statistischen Daten gehen von einem äußerst engen Angebots-Nachfrage-Verhältnis aus, so daß Pflanzenöle in 2004/05 zu einem tragenden Faktor bei der Preisentwicklung von Ölsaaten werden dürften.

  • Steigende Sojakurse stützen Rapspreise
    Am internationelen Markt notieren die Preise für Sojabohnen und Sojaöl wieder spürbar fester. Dies wirkt sich stützend für die Preisentwicklung bei Rapssaaten in der EU aus. Auch an unseren heimischen Märkten zogen die Preise zuletzt wieder an. Preisdruck kommt trotz der hohen inländischen Ernte nicht auf, da die Erzeuger noch wenig Niegung versüren, eingelagerte Partien an den Markt zu bringen.
    Hausse-Signal - solange die Märkte für pfl. Öle weiter anziehen

  • Rekord-Angebot trifft auf aufnahmefähige Absatzkanäle
    Die hohe Rapsernte in der EU (12,7 Mio.t, Vj.: 11,0) wie auch in Deutschland (5,2 Mio.t, Vj.: 3,6) muß ihren Absatz auf dem EU-Binnenmarkt finden. Damit steht dem Binnenmarkt die größte Rapssaatemmenge seit 1999/00 zur Verfügung. Zwischen der Produktionsmenge und dem Verbrauch dürfte - statistisch gesehen - eine Überschußmenge von schätzungsweise 1 Mio.t Rapssaat entstehen, die z.B. über den Drittlandsexport eine Verwertung finden muß.

    Dennoch dürfte kein großer Preisdruck entstehen. Das große Angebot trifft bei den Ölmühlen auf eine gute Nachfrage. Der hohe Bedarf des Nahrungsmittelsektors wie auch der Biodiesel-Branche sorgen für eine stetige Verarbeitung der Erntebestände.
    Baisse-Signal

Prognose
In den kommenden Wochen dürfte die Preisentwicklung bei pflanzlichen Ölen auch die weitere Preisentwicklung bei Rapssaaten bestimmen.

Zudem reagieren unter dem Einfluß der Wettermärkte in den USA und Kanada (erste frühe Fröste) auch unseren Raps-Märkte mit anziehenden Kursen. Der hohe Bedarf der Veresterungsanlagen (RME) in der EU dürfte den Trend steigender Ölpreise zusätzlich verstärken und so auch den Rapssaaten-Preisen weiteren Auftrieb verleihen.

Nach meiner Einschätzung dürften die Sojakurse auch in den kommenden Wochen mit täglichen Preisausschlägen nach oben und unten auf Wettermeldungen, Korrekturen der US-Ernteerwartung wie der Anbauprognosen für Südamerika reagieren. Vorerst dürfte der Preistrend dabei nach oben gerichtet bleiben. Die Kursentwicklung sollte ab sofort täglich beobachtet werden.

 
 
 

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