EU-Ölsaaten-Ernte auf 9-Jahres-Tief
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 28.08.2003


Frost - Hitze - Trockenheit: Den Ölsaatenbeständen in der EU blieb in diesem Jahr nichts erspart. Ernteeinbußen von 0,8 Mio.t waren die Folge, so daß die EU-Ölsaatenernte 2003 nur noch 13,3 Mio.t erreichte. Damit sinkt die Ernte auf ein Neun-Jahres-Tief.

Marktlage
Die feste Preistendenz bei Raapssaat bestimmt derzeit den Rapsmarkt. Es kommt nur wenig Rapssaat na den Markt. In der Erwartung weiterer Preisanstiege halten Erzeuger und Händler derzeit die Ware zurück.

Der Absatz von Rapsöl hat in den letzten Wochen an Schwung verloren - obwohl die Rapsöl-Bestände in Rotterdam seit Wochen rückläufig sind. Grund für diese Entwicklung war der Preisdruck bei pflanzlichen Ölen aufgrund wachsender Bestände am Weltmarkt wie auch die feste Preisentwicklung bei Rapssaat.

Jetzt könnte sich die Situation für Rapsöl weiter verbessern. Der US-Dollar notiert aus Sicht von Euroland wieder deutlich fester (Devisenkurse). Der leichte Anstieg der Sojaölpreise am internationalen Markt führt damit - umgerechnet in Euro - zu deutlicher ausgeprägten Preissteigerungen.

Neben Sojaöl prägt vor allem Palmöl mit einem Marktanteil von fast 30 % international den Markt für pflanzliche Öle. Die Sojaöl- und Palmöl-Preise beeinflussen die Preisentwicklung bei Rapsöl maßgeblich. Die internationalen Preise für Soja- und Palmöl verteuern sich - umgerechnet in Euro - seit Mitte Juli. Noch befinden sich die Preise für Rapsöl unter Preisdruck.

Der Sojamarkt in den USA verdankt seinen Preisanstieg der seit Wochen anhaltenden Trockenheit. Mit den inzwischen prognostizierten Niederschlägen und kühleren Temperaturen im sogenannten "Corn Belt" kommt der Preisanstieg in den USA langsam zum Erliegen, da weltweit mit einer neuen Ölsaaten-Rekordernte gerechnet wird. Folglich richten Marktbeobachter den Blick aut ein neues Rekordangebot an pflanzlichen Ölen.

Während die Produktion von Sojaöl und Palmöl in den letzten Jahren immer neue Rekorde verbuchen konnte, ist die Produktion von Rapsöl seit Jahren rückläufig. Zugleich wächst der Bedarf. Preisanstiegen wird jedoch durch das Niveau der anderen pflanzlichen Öle ein enger Rahmen gesetzt.

Derzeitige Preise für Food-Raps: ca. 247 €/t ex-Ernte franko Tiefwasserhafen, ca. 251 €/t Lieferung 10-12/2003 franko Tiefwasserhafen, ca. 251 €/t ex-Ernte franko mitteldeutsche Ölmühle, ca. 222 €/t ex-Ernte franko Landhandelslager.

Fakten
Nach Einschätzung des Analysehauses OilWorld dürfte die weltweite Rapsernte in 2003/2004 rund 36,3 Mio.t erreichen - eine Produktionsausdehnung um 3,8 Mio.t. Einen Monat zuvor war man noch von einer Produktionsausdehnung um 4,4 Mio.t ausgegangen.

 
Rapssaaten - Erzeugung und Endbestände
 
Welt
EU
Deutschland
Erzeugung
in Mio.t
Endbe-
stände
in Mio.t
Erzeugung
in Mio.t
Erzeugung
in Mio.t
2000/01
37,56
2,67
9,04
3,59
2001/02
35,99
2,61
8,85
4,16
2002/02
31,72
1,26
9,23
3,85
2003/04 - Prognose
14.07.2003
36,53
1,68
9,00
3,60
13.08.2003
36,01
1,29
9,00
 
Quellen: Coceral, USDA

Weitere Informationen zu den neuen Ernteschätzung finden sich in dem Beitrag "Raps im Kielwasser steigender Sojakurse" vom 15.08.2003.

Der Bedarf der Veresterungsanlagen steigt beständig. Mit dem derzeit steigenden Kurs des US-Dollar-Kurses verteuert sich auch das Rohöl - mit der Folge steigender Mineral-Dieselpreise. Von dieser Entwicklung kann auch Bio-Diesel profitieren, dessen bessere Wettbewerbfähigkeit sich festigend auf die Rapssaatenpreise auswirkt.

Prognose

Der feste Kursverlauf für Rapssaaten dürfte nach meiner Einschätzung zunächst weiter anhalten. Die Entwicklung der US-Sojabestände, die sich jetzt in ihrer kritischen Wachstumsphase befinden, wird die weitere Preisentwicklung prägen. Für den EU-Markt wird zudem bedeutsam sein, welche Startbedingungen Niederschläge und deren Verteilung für die nächste Rapsernte 2004 schaffen werden.

Der Kurs des US-Dollars in Vergleich zum Euro dürfte sich vor dem Hintergrund einer derzeit fester bewerteten US-Konjunktur weiter verbessern. Folglich ist mit einer weiteren Verteuerung von Sojaöl und Palmöl zu rechnen. Für Rapsöl bedeutet dies eine gute Vorlage für wieder bessere Preise. Vor dem Hintergrund der Preisentwicklung bei pflanzlichen Ölen bestehen nach meiner Einschätzung für Rapssaaten gute Aussichten, ihr festes Preisniveau zu verteidigen.

Für die EU ist aufgrund der geringeren Rapsernte mit einem verstärkten Importbedarf im WJ 2003/04 zu rechnen. Die Einfuhren dürften sich vor allem auf Sojabohnen und Sonnenblumenkerne konzentrieren. Rapssaaten düften von dem hohen Ölsaatenbedarf auch preislich profituieren.
 
 
 
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