Ölsaaten satt - Rapssaaten knapp
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 21.07.2003


Die Ernte von Winterraps geht in Deutschland zügig voran. In den südlichen Gebieten der EU ist sie teilweise bereits abgeschlossen. Die Schwächetendenz am internationalen Soja-Markt bleibt nicht ohne Folgen für die Rapspreise in der EU.

Marktlage

Die Erträge gehen in Deutschland mit 10 bis 40 dt/ha (Ø 2002: 29,7) weit auseinander. Häufig fällt der Raps sehr kleinkörnig aus. Die Ölgehalte scheinen geringer als in den Vorjahren auszufallen. Man erwartet mit einer Produktion von 3,7 Mio. t (Vj. 3,9) in Deutschland und 9 Mio. t (Vj.: 9,3) in der EU eine deutlich geringere Ernte als im Vorjahr. Marktanalysten rechnen daher mit einem steigenden Importbedarf der EU für 2003/04 in Höhe von 160.000 t, der hauptsächlich mit kanadischer Ware gedeckt werden dürfte.

Die Kurse für Sojabohnen, -schrot und -öl gaben an den internationalen Märkten weiter nach. Folglich konnten sich die Raps-Kurse an den Warenterminbörsen WTB, Hamburg ebenso wie an der MATIF, Paris oder am Hafenstandort Rotterdam diesem Trend nicht völlig entziehen. Am internationalen Rapsmarkt - beispielsweise an der Warenterminbörse WCE, Winnipeg/Kanada - zeigten die Kurse zuletzt sogar eine stärkere Schwächetendenz.

Während die Ölmühlen über Kontraktkäufe derzeit eine gute und ausreichende Versorgung ex Ernte haben, bleibt das Angebot am freien Markt aus der laufenden Ernte begrenzt. Daher reagieren die Kassamarktpreise für ex Ernte-Ware mit einer stabilen Preisentwicklung. Mit Nettopreisen von 240-245 €/t ex Ernte franko Ölmühle findet Raps eine besserer Startposition als 2002. Die Erzeugerpreise liegen derzeit netto mit etwa 225-235 Euro/t über dem Kursniveau der Ernte 2002.

Fakten

  • Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) erwartet in seiner Prognose vom 11.07.2003 eine weitere weltweite Ölsaaten-Rekordernte. Nach den letztjährigen Dürreeinbußen in Kanada und Australien wird für die laufende Saison eine überdurchschnittliche bzw. normale Ernte prognostiziert. Dagegen gehen die Prognosen für die EU und für Deutschland von einer etwas geringeren Ölsaatenernte aus.

    Ölsaaten - Erzeugung und Endbestände
     
    Welt
    EU
    Deutschland
    Erzeugung
    in Mio.t
    Endbe-
    stände
    in Mio.t
    Erzeugung
    in Mio.t
    Erzeugung
    in Mio.t
    2000/01
    313,3
    35,5
    13,5
    3,65
    2001/02
    324,5
    36,7
    13,9
    4,22
    2002/03
    327,6
    38,2
    13,5
    3,89
    2002/03 - Prognose vom
    11.06.2003
    344,0
     
     
     
    11.07.2003
    352,1
    43,4
    13,4
    3,69
    Quelle: USDA

    Nach dem letzten Dürre-Jahr in Kanada und Australien wird nicht nur die Produktion eine neue Rekordmarke erreichen - auch die Endbestände werden wieder anwachsen. Das Interesse richtet sich daher vor allem auf die Marktentwicklung in China, da man mit einem stark steigenden Import-Bedarf an Ölsaaten und pflanzlichen Ölen rechnet. Noch ist unklar, ob der chinesische Mehrbedarf ausreicht, um einen ausreichende Absatz für das höhere weltweite Angebot zu schaffen.
    derzeit Baisse-Signal

  • Weltweit ist das Angebot an Rapssaaten und Rapsöl äußerst knapp. In der EU geht man lediglich für Großbritannien von einer höheren Rapsernte aus. In den großen Anbauländern Frankreich und Deutschland fällt die Ernte dagegen kleiner aus. Nach Schätzungen des Branchendienstes Oil World könnte die EU-Ölsaaten-Ernte auf ein 7-Jahres-Tief fallen. Für die "alten" EU-Mitgliedstaaten werden nur noch 9 Mio. t Rapssaat (Vj.: 9,3) prognostiziert. Für die Ernte in Polen wird ein Rückgang auf 0,7 Mio. t (Vj: 1,0) erwartet.

    Rapssaaten - Erzeugung und Endbestände
     
    Welt
    EU
    Deutschland
    Erzeugung
    in Mio.t
    Endbe-
    stände
    in Mio.t
    Erzeugung
    in Mio.t
    Erzeugung
    in Mio.t
    2000/01
    37,56
    2,67
    9,04
    3,59
    2001/02
    35,99
    2,61
    8,85
    4,16
    2002/03
    31,72
    1,42
    9,33
    3,83
    2003/04 - Prognose
    14.07.2003
    36,53
    1,68
    9,00
    3,60
    Quellen: Coceral, USDA

    Hausse-Signal

Prognose
Derzeit kommt zu dem saisonal in der Erntezeit entstehenden Preisdruck zusätzlich ein Schwächesignal vom internationalen Markt hinzu aufgrund der nachgebenden Sojakurse. Die kleinere EU-Ernte sowie der anhaltend hohe Rapsöl-Bedarf der Lebensmittelbranche und der Veresterungsanlagen (Biodiesel) sollten nach meiner Einschätzung für stabile bis leicht steigende Kurse in den nächsten Wochen sorgen. Die in Kanada erwartete höhere Ernte dürfte erst im Oktober marktwirksam werden.
 
 
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