Rasant war der Preisanstieg bei Ölsaaten in den letzten Wochen.
Die Erwartungen der Marktbeteiligten wachsen zur Zeit regelrecht
in den Himmel. Um nachvollziehen zu können, welch ein Preisboom
sich derzeit an den internationalen und europäischen Märkten vollzieht,
muß man die Situation bei pflanzlichen Ölen sowie ihrer Verwendung
beleuchten.
Marktlage
Für die US-Sojabohnen scheint es derzeit kein Halten zu geben. Seit
Mitte August explodieren die Kurse regelrecht an den Warenterminmärkten
wie auch an den Kassamärkten in den USA. Die dortige Marktsituation
liefert den Ölsaatenmärkten weltweit eine hervorragende Steilvorlage.
Weltweit ziehen die Kurse für alle Ölsaaten und deren Nachprodukte
auf allen Handelsebenen und für alle Paritäten kräftig an.
An unseren hiesigen Märkten wird Raps nach wie vor nur knapp angeboten.
Die Verkäufer an den Kassamärkten spekulieren auf weitere Preissteigerungen
und halten die Ware zurück. Dennoch konnten die höheren Preise etwas
mehr Ware mobilisieren.
Positiv reagierte der Markt auch auf die Meldung, daß China und
Algerien in der letzten Oktober-Woche am EU-Markt Rüböl gekauft
haben. Leichte Preisanhebungen setzten sich bis zur Erzeugerpreisebene
durch.
Der Transport ist durch die niedrigen Pegelstände nach wie vor
eingeschränkt, so daß die Transportkosten teuer bleiben. Die Preise
für Rapssaat franko Ölmühle zogen im Vergleich zur Vorwoche um mehr
als 10 €/t an. Derzeit liegen die Netto-Preise für prompte Ware
zum Beispiel franko Mannheim bei 274 €/t, franko Mainz bei 280 €/t,
franko Neuss bei 282 €/t. Spätere Termin können circa 1 bis 3 €/t
Aufpreis erzielen.
Non-Food-Raps notiert momentan etwa 3 bis 6 €/t niedriger. Terminkontrakte
zur Ernte 2004 stoßen inzwischen auf wachsendes Interesse bei den
Erzeugern. Derzeit liegen die Kurse für ex-Ernte-Lieferungen franko
Ölmühle bei rund 240-245 €/t netto.
Fakten
- Hausse-Faktor Biodiesel
Rapsmethylester (RME) - kurz als Biodiesel bezeichnet - etabliert
sich immer stärker am Treibstoffmarkt. Mit der Veröffentlichung
der europäischen Norm für Biodiesel aus Raps DIN EN 14214 durch
das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) wird die bisherige
nationale Norm E DIN 51606 abgelöst. Im Rahmen eines mehrjährigen
Abstimmungsprozesses haben sich Fahrzeugindustrie, Biodieselhersteller
und Vertreter der Mineralölwirtschaft auf diesen neuen, europaweit
gültigen Mindeststandard für RME verständigt.
RME muß wie jeder andere handelsübliche Kraftstoff eine Mindestqualität
erfüllen. Der neue europäische Qualitätsstandard sieht eine Reihe
von Verschärfungen sowie die Neuaufnahme des Parameters Oxidationsstabilität
vor.
Der Bedarf an Biodiesel in Deutschland erlebte in den letzten
Jahren sensationelle Zuwächse. Der hohe Bedarf in Deutschland
und der EU ist inzwischen als starker Hausse-Faktor zu werten.
Lagen die Biodieselpreise im Juni 1999 noch bei 0,61 €/L incl.
MWSt ab Zapfsäule, so erreichten die Verbraucherpreise mit 0,84
€/L im November 2000 ihren bisherigen Höchststand und lagen im
September 2003 mit 0,75 €/L wie üblich rund 0,10 €/L unter dem
Mineraldieselpreis. Höhere Produktionskapazitäten der Veresterungsanlagen
und eine wachsende Nachfrage nach Biodiesel bilden die Grundlage
für eine ständige, hohe Nachfrage nach Rohware.
Hausse-Signal
- Pflanzliche Öle - Motor des Ölsaatenmarktes
Die Preise bei allen pflanzlichen Ölen steigen weiter: Sojaöl
an dem führenden Handelsplatz USA wie auch am EU-Markt in Rotterdam,
Palmöl am weltweit bedeutendsten Standort in Malaysia wie auch
Raps-/Rüböl an dem wichtigen Umschlagplatz Rotterdam. Die Preisentwicklung
signalisiert klar und deutlich, daß ein relativ begrenztes Angebot
auf eine steigende Nachfrage stößt. Die wachsende Weltbevölkerung
hat einen steigenden Bedarf für Nahrungs- wie auch technische
Zwecke. Unter anderem haben China und Algerien in den letzten
Oktober-Wochen über 60.000 t Rapsöl geordert und signalisieren
inzwischen weiteren Bedarf.
Seit Ende letzten Jahres notierte EU-Rapsöl am Weltmarkt deutlich
höher als andere pflanzliche Öle. Im Vergleich zur Hausse der
letzten Wochen bei Sojaöl und Palmöl fielen die Preissteigerungen
bei Rapsöl deutlich geringer aus, so daß Rapsöl an Wettbewerbskraft
deutlich gewonnen hat. Das inzwischen höhere Interesse der Käufer
stützt den Raps-/Rübölmarkt und stabilisiert den Rapssaatenmarkt
durch kontinuierliche Nachfrage.
Hausse-Signal
- Für Südamerika wird derzeit mit neuen Anbau- und Ernterekorden
gerechnet. In Brasilien geht die Sojaaussaat zügig voran. Derzeit
sind rund 20 % der auf 20,5 Mio. ha geschätzten Anbaufläche
(Vj.: 18,3) bereits bestellt. Prognostiziert wird mit 60 Mio.
t (Vj.: 52,5) eine neue Rekordernte. Argentinien leidet immer
noch unter einer anhaltenden Trockenheit, so daß sich die Aussaat
verzögert. Mit 37 Mio. t (Vj.: 35,5) gehen die Vorschätzungen
auch hier von einer weiteren Angebotssteigerung aus.
Baisse-Signal
Prognose
Das vorrangige Kaufinteresse der Ölmühlen verlagert sind von den
November und Dezember-Terminen auf Termine zur Lieferung im Januar
bis März 2004. Dabei werden Geschäfte für alle Liefertermine bis
einschließlich der neuen Ernte 2004 abgeschlossen.
In den USA geht die Sojabohnenernte zügig voran. Rund 85 % der
Bestände sind bereits geerntet. Offenbar fällt die Ernte doch etwas
besser aus, als zuletzt erwartet. Die Marktbeteiligten warten daher
gespannt auf die nächste Prognose des US-Landwirtschaftsministerium
zur Sojabohnenernte am 10.11.2003. Sollten laut dieser Statistik
wieder mehr Sojabohnen zur Verfügung stehen, ist zu erwarten, daß
die Preise am Ölsaatenmarkt fallen. Hinzu kommt, daß der November-Kontrakt
für Sojabohnen an der Warenterminbörse in Chicago/USA Mitte des
Monats ausläuft, so daß technisch bedingte Preisrückgänge zu erwarten
sind. Sobald die Sojapreise unter Druck geraten, dürften auch auf
die Rapssaaten Preiseinbußen zukommen.
Wer Geschäftsabschlüsse noch in diesem Jahr plant, sollte über
einen umgehenden Verkauf in dem derzeit gut aufnahmefähigen Markt
nachdenken. Terminverkäufe mit späteren Lieferterminen erzielen
zur Zeit attraktive Preiszuschläge. Hinsichtlich der Planung eines
Verkaufszeitpunktes haben sich die Monate Dezember bis Februar in
den letzten Jahren als weniger günstig herausgestellt. Der Ernte
der Sojabohnen beginnt in Brasilien im Februar und in Argentinien
im April, so daß der EU-Markt mit erster südamerikanischer Ware
ab Ende März rechnen kann. Nach meiner Einschätzung könnten die
zu erwarteten Rekordernten jedoch bereits im Februar/März die Rapspreis-Entwicklung
belasten.
Zudem sollten Sie erwägen, zu den jetzt
hohen Preisangeboten von 240 bis 245 €/t netto franko
Ölmühle Terminkontrakte für die Raps-Ernte 2004 abzuschließen
ganz nach dem Grundsatz:
"Verkaufs-Geschäfte sollten dann abgeschlossen werden, wenn
der Markt eine Hausse-Phase durchläuft!"
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