Rapssaaten nutzen ihre Preis-Chancen
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 25.02.2004


Am Sojamarkt schnellen die Kurse wie von Panik getrieben in die Höhe. Profiteur das Kursanstiegs sind die Rapssaaten. Jetzt kommt wieder Bewegung in den Rapsmarkt.

Marktlage
Am 12.02.2004 hieß es an dieser Stelle: "... Nach meiner Einschätzung dürften die Kurse zunächst weiter fest bleiben oder sogar noch leicht anziehen. ... Der Rohstoffbedarf der Biodiesel-Veresterungsanlagen dürfte zudem für nachhaltig hohe Preise in dieser Saison sorgen. ...". Diese Einschätzung der Marktlage trat ein.

Hinzu kommt, daß die Raps-Kurse seit Tagen im Gefolge steigender Sojanotierungen nicht nur am internationalen Markt anziehen, sondern sich auch an unseren heimischen Märkten wieder verbessern konnten. Damit kam nach Wochen stagnierender Preise wieder Bewegung in den Markt.

Die anziehenden Notierungen konnten jedoch bisher nur bedingt Ware aus den Erzeuger-Lägern locken. Die Landwirte, die noch über Ware aus der 2003er Ernte verfügen, spekulieren auf weiter anziehende Kurse. Der größte Teil der Ernte ist auf Erzeugerebene jedoch bereits verkauft.

Food-Rapssaat notiert für prompte Ware zur Lieferung im März bei 279 €/t netto franko Ölmühle Hamburg und bei 285 €/t netto franko mitteldeutsche Ölmühle. Ex-Ernte-Termine werden derzeit mit 247 €/t netto franko Ölmühle Hamburg bzw. 287 €/t franko mitteldeutsche Ölmühle gehandelt. Non-food-Raps notiert etwa 4 €/t niedriger. Die Erzeugerpreise liegen derzeit für prompte Lieferungen bei 255-270 €/t franko Landhandelslager.

Fakten

  • Die Preise am Markt für pflanzliche Öle ziehen weiter an. In den letzten Tage zeigt der Kursverlauf steil nach oben. Unklar ist, ob in Südamerika auch wirklich eine Rekordernte eingefahren werden kann. Falls dies nicht der Fall ist, werden pflanzliche Öle am Weltmarkt noch knapper als bisher zur Verfügung stehen. Auch beim Palmöl sind keine sprunghaften Erntesteigerungen zu erwarten, da die neu gepflanzen Plantagen noch nicht voll im Ertrag stehen.



    Die knapp verfügbaren pflanzlichen Öle am Weltmarkt dürften den Preise für Rapsöl und infolge auch für Rapssaat in der nächsten Zeit weiter auf hohem Niveau halten.
    Hausse-Signal

  • Die weltweite Raps-Produktion könnte nach Einschätzung des Branchenanalysten OilWorld im kommenden Wirtschaftsjahr 2004/05 um 3 Mio.t steigen. Insbesondere in Europa, Kanada und China könnte der Anbau ausgedehnt werden, da die Rapspreise dauerhaft auf hohem Niveau liegen. Ausschlaggebend für eine Anbauausdehnung - soweit dies auf der Nordhalbkugel zum jetzigen Zeitpunkt noch möglich ist - ist ein auch in den nächsten Tagen weiter anziehender Preis.
    Baisse-Signal frühestens zur nächsten Ernte

Prognose
Die steigenden Sojanotierungen an den US-Marktplätzen lassen in Kombination mit einem wieder festeren Kurs des US-Dollars auch die internationalen Preise für Rapssaaten und Raps-Nachprodukte anziehen.

Die nach wie vor sehr knappe Versorgungslage mit Sojabohnen in den USA und die Witterungsbefürchtungen hinsichtlich der Sojaernte in Südamerika werden nach meiner Einschätzung in der nächsten Zeit weiterhin zu starken Preisschwankungen und täglichen Preiskorrekturen führen. Die US-Börsen, die zur Zeit vor allem die Marktsituation in den USA widerspiegeln, wirken sich mit ihrem derzeit steilen Kursansteig preistreibend auf die europäischen Märkte aus.

Nach meiner Einschätzung dürften sich Rapssaaten - solange die Sojapreise anziehen - in schöner Eintracht mit dem gesamten Ölsaatenmarkt spürbar verteuern. Sobald jedoch eine Entspannung bei der Witterung in Südamerika eintritt und absehbar ist, daß die Schäden an der derzeit laufenden Ernte begrenzt bleiben werden, dürften die Kurse aus meiner Sicht wieder deutlich nachgeben.

Ernte 2003
Das EU-Gebiet hat aufgrund der schlechteren Futterversorgung (Sommerdürre 2003) einen konstant hohen Bedarf an Ölsaaten. Der Rohstoffbedarf der Biodiesel-Veresterungsanlagen dürfte zudem für nachhaltig hohe Preise in dieser Saison sorgen. Abzuwarten bleibt außerdem die Überwinterung der Feldbestände.

Ernte 2004
Sie sollten erwägen, zu den derzeit wieder anziehenden Preisangeboten
von etwa 250 bis 260 €/t netto franko Ölmühle Terminkontrakte für die
Raps-Ernte 2004 abzuschließen ganz nach dem Grundsatz:
"Verkaufs-Geschäfte sollten dann abgeschlossen werden,
wenn der Markt eine Hausse-Phase durchläuft!"
 
 
 

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