Der Preisboom am Weizenmarkt hat sich fortgesetzt. Mit der neuesten
weltweiten Prognose des USDA am 12.11.2003 hat der Markt einen weiteren
Preisauftrieb erhalten. Doch jetzt zeigen sich erste Schwächesignale!
Marktlage
Nicht nur international, sondern auch in der EU wird die Versorgungslage
inzwischen als äußerst eng gewertet. Da die Produzenten
die Ware in der Erwartung weiter steigender Preise zurückhalten,
ist das Angebot derzeit sehr knapp.
Die Knappheit am Markt lieferte auch unseren heimischen Märkten
in den letzten Tagen die Basis für einen weiteren rasanten
Preisaufschwung. Ausgelöst wurde die Hausse durch die neueste
Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) und dessen
knappe weltweite Produktionsschätzung. Die Befürchung
witterungsbedingter Ernteausfällen in Argentinien verstärkten
den Preisauftrieb. Hinweise auf eine geringere Produktion in China
und daher zu erwartenden höheren Importbedarf verschärften
die Hausse. Da konnte auch die Aussicht auf eine gute Ernte in Australien
die Befürchtungen der Marktbeteiligten nicht mindern.
Häufig führen Korrekturen der Angebot-Nachfrage-Statistiken
zu einer Überreaktion des Marktes, wie dies infolge der US-Prognose
erfolgte. Danach tritt in der Regel eine Phase der Beruhigung ein
- die Preise normalisieren sich wieder etwas. Diese Phase wird derzeit
durchlaufen.
Mit Nettopreisen für Brotweizen von 158-162 €/t
franko Seehafen, 147-150 €/t loco Hof und 135-145 €/t
franko Landhandelslager sind die Vermarktungsmöglichkeiten
in dieser Saison deutlich attraktiver als in den Vorjahren.
Fakten
- Prognosen bestätigen knappe Versorgung
Sowohl die letzte Prognose des internationalen Getreiderates (IGC)
vom 29.10.2003 als auch des US-Landwirtschaftsministerium (USDA)
vom 12.11.2003 gehen nach wie vor von einer kleineren Weizenernte
2003/04 sowie sinkenden Endbeständen aus. Die Endbestände
wurden von beiden Organisationen nach der leichten Erhöhung
im Monat zuvor jetzt wieder zurückgenommen.
in Mio. t
|
Produktion
|
Verbrauch
|
Endbestände
|
Welt
|
Haupt- exporteure
|
Welt
|
Welt
|
Haupt- exporteure
|
1999/00 |
585,9
|
226,7
|
591,6
|
170,1
|
51,9
|
2000/01 |
583,6
|
232,3
|
590,1
|
168,8
|
52,1
|
2001/02 |
580,9
|
205,2
|
585,5
|
198,1
|
44,6
|
2002/03 |
565,8
|
185,8
|
600,2
|
163,7
|
35,2
|
2003/04 Prognose vom: |
12.05.2003 |
547,0
|
216,4
|
582,2
|
129,0
|
33,6
|
10.10.2003 |
549,5
|
215,1
|
584,4
|
130,2
|
34,2
|
12.11.2003
|
548,3
|
214,6
|
585,7
|
126,3
|
32,9
|
Hauptexporteure: Argentinien,
Australien, EU, Kanada, USA
Quelle: USDA |
Das USDA hat die Endbestände der fünf Hauptexporteure (Argentinien,
Australien, Kanada, EU, USA) im Vergleich zum Vormonat nochmals
um mehr als 1 Mio.t auf jetzt 33 Mio t (Vj. 35)
zurückgenommen. Die weltweiten Endbestände liegen nur
noch bei 5,5 % des weltweiten Jahresbedarfs.
Der IGC schätzt die Weltproduktion 2003/04 (Juli/Juni) auf nur
noch 556 Millionen Tonnen Mio.t und befindet sich damit inzwischen
um 8 Mio. Tonnen über der Prognose des USDA.
Hausse-Signal
- Kleinere EU-Ernte 2004
Nach Einschätzung der EU-Kommission ist die Getreideproduktion
2003/04 in der EU auf auf 183,6 Mio.t gefallen (2002/03: 209 Mio.t).
Auch in den neuen Beitrittsstaaten soll die Getreideproduktion
auf 46,4 Mio.t zurückgegangen sein, nachdem 2002/03
noch 53,5 Mio.t geerntet wurden.
Hausse-Signal
- Geringere Flächenstillegung? - Mehr Getreide im nächsten
Jahr?
Um für das nächste Jahr eine größere Getreideproduktion
zu ermöglichen, hat die EU-Kommission eine Senkung des obligatorischen
Flächenstillegungssatzes auf 5 % von zurzeit 10 % vorgeschlagen.
Nach Mitteilung der Kommission könnte der niedrigere Satz
- sofern er durch den EU-Ministerrat gebilligt wird -
vom 15. Januar bis zum 31. August 2004 zur Anwendung
kommen. Die EU-Kommission befürchtet, daß bei einem
Stillegungssatz von 10 % eine Vergrößerung der
Bestände in einer erweiterten EU-25 nicht möglich sein
wird. Das Risiko großer Preisschwankungen würde dann
weiter wqachsen. Mit der vorgeschlagenen Senkung des Stillegungssatzes
ließe sich die Getreideproduktion in der EU um etwa 7 Mio.t
steigern.
Baisse-Signal
Prognose
Aufgrund des hohen Preisniveaus ist das Spekulationspotential im
Markt zur Zeit sehr hoch. Gewinnmitnahmen, die auf die Kurse drücken,
stehen der insgesamt knappen Marktversorgung und der sich daraus
ergebenden Erwartung weiterer Preissteigerungen entgegen.
Einerseits verleihen Gerüchte über Zukäufe, andererseits
tatsächliche Geschäftsabschlüsse der Importstaaten
dem Markt zusätzlichen Auftrieb. So ist es derzeit auch China
mit seinem zusätzlichen Bedarf am Weltmarkt, das die Märkte
beflügelt. Masn erwartet eine geringere Produktion in China
aus und folglich einen höheren Importbedarf. China soll bereits
erste eigene Exportkontrakte zurückgekauft haben und zudem
in Kaufverhandlungen stehen.
Daher bleibe ich hinsichtlich der Einschätzung der weiteren
Marktentwicklung an unserern heimischen Märkten bei meiner
Aussage vom 25.09.2003: "Aufgrund der knappen Versorgungslage
in Deutschland wie in der gesamten EU dürften die Preise in der
laufenden Saison 2003/04 ein hohes Niveau behaupten. Dennoch sollte
man nach meiner Einschätzung vorsichtig bleiben. Es hat sich in
den letzten Jahren immer wieder gezeigt, daß in knapp versorgen
Märkten statistische Korrekturen kurzfristig zu rapiden Preiskorrekturen
nach oben wie nach unten führen können. ..."
Nach meiner persönlichen Einschätzung sollte der Verkauf
der Ernte 2003 zu einem großen Anteil umgehend erfolgen.
Derzeit liegen die Kurse noch auf hohem Niveau, es gibt jedoch erste
Anzeichen dafür, daß der Markt anfängt zu "wackeln".
Zudem sind aufgrund der erfahrungsgemäß schwächeren
Geschäftstätigkeit die Monate Dezember bis Februar ungünstigerer
für Verkäufe.
Auch Terminkontrakte zur Ernte 2004 sollten in Erwägung
gezogen werden. Zu Kursen zwischen 115 und 125 €/t
loco Hof bieten sich derzeit attakive Möglichkeiten die nächste
Ernte preislich abzusichern. Zu erwarten ist, daß international
wie auch in der EU der Anbau marktwirksam ausgedehnt wird, so daß
die Produktion 2004/05 entsprechend höher ausfallen dürfte.