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Weizen:
Unsicherheit bei Ernteerwartungen
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Regional werden in Deutschland und EU-weit Produktionseinbußen
durch Auswinterung und Trockenheit erwartet. Dennoch können
die Kurse für "alten" 2002er Weizen nur einen geringen
Preisauftrieb verzeichnen.
Marktlage
Noch ist es zu früh, um sichere Aussagen zu den Ernteerwartungen
2003 zu tätigen. Sicher ist jedoch, daß die Ernte in
Osteuropa deutlich geringer als im letzten Jahr ausfallen wird und
die internationalen Endbestände weiter rückläufig
sein werden.
Restpartien aus der 2002er Ernte werden derzeit auf
einem Preisniveau von 110 €/t franko Seehafen für den
Liefertermin Juni/Juli 2003 gehandelt. Für Futterweizen werden Preise
von 109 €/t franko Mischfutterwerk bezahlt.
Neuerntiger 2003er Weizen spielt derzeit am Markt kaum
eine Rolle. Es kommt nur in sehr geringem Umfang zu Termingeschäften.
Preise bis 105 €/t werden genannt. Die Verarbeiter versuchen,
die Kurse bereits vor der Ernte stark zu drücken. Der starke
Kursverlauf des Euro gegenüber dem US-Dollar (siehe auch Devisenkurse)
sowie die ergiebigen Niederschläge der letzten Tage haben zudem
der positiven Preisentwicklung einen Dämpfer versetzt.
Die Grafik zeigt anschaulich, daß am EU-Markt seit Wochen
nur ein leichter Aufwärtstrend zu verzeichnen ist, während
die Kurse in den USA seit ihrem Höhenflug im September/Oktober
2003 rapide eingebrochen sind und ihren Boden noch nicht gefunden
haben.
Fakten
- Prognose des IGC
In seiner Prognose vom 29.05.2003 erwartet der internationale
Getreiderat (IGC) eine Weizenproduktion für die kommende
Ernte 2003/04 in Höhe von 582 Mio. t im
Vergleich zum Vorjahr (566 Mio. t). Die Endbestände
der fünf Hauptexporteure (Argentinien, Australien, Kanada,
EU, USA) erholen sich nach Einschätzung des IGC leicht auf
38 Mio. t (Vj. 33) und damit auf gut 6 % des
weltweiten Jahresbedarfs.
in Mio. t
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Produktion
|
Verbrauch
|
Endbestände
|
Welt
|
Welt
|
Welt
|
*) Haupt- exporteure
|
1999/00 |
585
|
582
|
201
|
51
|
2000/01 |
582
|
586
|
200
|
53
|
2001/02 |
582
|
587
|
194
|
49
|
2002/03 |
566
|
602
|
158
|
33
|
2003/04 Prognose vom: |
29.04.2003 |
590
|
602
|
149
|
44
|
28.05.2003 |
582
|
599
|
140
|
38
|
*) Argentinien, Australien,
EU, Kanada, USA
Quelle: IGC, Prognose vom 30.04.2003 |
Hausse-Signal
- Prognose des USDA
Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner
monatlichen Prognose vom 11.06.2003 die Produktionserwartung für
die Weizen-Hauptexporteure (Argentinien, Australien, EU, Kanada,
USA) für die kommende Ernte 2003/04 im Vergleich
zur Mai-Prognose leicht auf 222 Mio. t zurückgenommen (Vj.: 185).
Die weltweiten Erwartungen wurden ebenfalls auf 561,45 Mio. t
reduziert (Vj.: 564).
Das USDA rechnet trotz wachsender Weltbevölkerung und dem
anhaltenden Trend zum Konsum von Weizenmehl mit einem etwas geringeren
Verbrauch - begründet mit einer geringeren Nachfrage
nach Futterweizen. Dennoch liegt der Verbrauch weiterhin hoch,
so daß die Endbestände auf rund 137 Mio. t
schrumpfen.
Für weitere Länder wie Ukraine und Rußland,
die den EU-Markt in den letzten Monaten schwer in Bedrängnis
gebracht haben, werden die Produktionserwartungen jedoch zum teil
drastisch zurückgenommen.
in Mio. t
|
Produktion
|
Verbrauch
|
Endbestände
|
Welt
|
Haupt- exporteure
|
Welt
|
Welt
|
Haupt- exporteure
|
1999/00 |
585,93
|
226,70
|
591,62
|
170,11
|
51,93
|
2000/01 |
583,59
|
232,34
|
590,11
|
168,84
|
52,11
|
2001/02 |
581,08
|
205,38
|
583,77
|
197,97
|
44,63
|
2002/03
|
564,00
|
184,80
|
596,88
|
165,09
|
35,55
|
2003/04 Prognose vom: |
12.05.2003 |
569,52
|
222,52
|
591,43
|
134,46
|
34,05
|
11.06.2003 |
561,45
|
221,73
|
589,93
|
136,61
|
37,88
|
Hauptexporteure: Argentinien,
Australien, EU, Kanada, USA
Quelle: USDA, Prognose vom 12.05.2003 |
Für den Exportbereich der Hauptexporteure sind die deutlich
günstiogere Aussichten als in den letzten Jahren. Sollten
sich die Zahlen so bewahrheiten, kann man von einem knappen Markt
sprechen..
Hausse-Signal
- Ernteerwartungen in der EU
In ihrer letzten, bereits etwas betagten Prognose vom 28.02.2003
schätzt die Interessenvertretung der Getreidehändler in der
EU, Comite Du Commerce Des Cereales (Coceral) die EU-Getreideernte 2003
auf 205,6 Mio. t, die damit das Vorjahresergebnis der
Ernte 2002 von 207,14 Mio. t um rund 1 % unterschreiten
würde. Die Weizenfläche wurde in der EU zur Ernte 2003
um 0,6 % eingeschränkt, die Erträge werden mit durchschnittlich
66,9 dt/ha 0,5 % unter dem 2002er Ergebnis eingeschätzt.
Insgesamt schätzt Coceral die EU-Weichweizenernte auf 92,9 Mio. t
nach 93,9 Mio. t in 2002, das bedeutet einen Produktionsrückgang
um 1,1 %. Ein deutlicher Produktionsanstieg 4 % wird
jedoch für Deutschland erwartet.
in Mio. t
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Weizenproduktion in der EU-15
|
Deutsch-
land
|
Frank-
reich
|
Groß-
britannien
|
EU-15
|
1999/00 |
19,551
|
35,463
|
16,465
|
89,576
|
2000/01 |
21,578
|
35,929
|
16,700
|
95,553
|
2001/02 |
22,814
|
30,233
|
11,573
|
83,044
|
2002/03 |
20,769
|
37,347
|
16,053
|
93,926
|
2003/04 Prognose vom: |
28.02.2003 |
21,645
|
35,975
|
15,210
|
92,848
|
Quelle: Coceral,
Prognose vom 28.02.2003 |
Diese Prognose signalisiert mehr Baisse- als Hausse-Potential
für den Markt. Da die Vegetation seit Wochen jedoch unter
klimatisch suboptimalen leidet (Bestandesdichte, Wassermangel,
Kornanlage usw.), erwarten die Marktbeteiligten eine eher unterdurchschnittliche
Ernte 2003. Vor allem in Ostdeutschland sind deutliche Ertragseinbußen
absehbar. Dennoch herrscht große Unsicherheit darüber,
welche Ernteerträge und Qualitäten tatsächlich
zu erwarten sind. Folglich ist das Geschäft mit 2003er Ware
fast zum Erliegen gekommen. Verarbeiter und Händler warten
zunächst die Entwicklung ab.
Hausse-Signal, sofern sich die Befürchtungen bestätigen
- Ernteerwartung für Osteuropa
Nachdem die Ukaraine und Rußland nach der letzten Ernte
bis zum Jahresende 2002 den EU-Markt mit preisgünstigem Weizen
regelrecht "überschwemmt" haben, wird die Ukraine
jetzt zum Importland. Der Totalausverkauf hat keine Vorratshaltung
erlaubt, so daß das ukrainische Landwirtschaftsministerium
für 2003/04 mit einem Importbedarf in Höhe von 2,5 Mio. t
Brotgetreide rechnet. Hohe Auswinterungsverluste lassen die Ernteschätzung
für 2003 um rund 63 % (!) auf 7,5 Mio. t Brotgetreide
schrumpfen (2002: 20,55). Gerüchte über ein mögliches
Exportverbot aus der Ukraine machen derzeit die Runde.
Hausse-Signal
- Import/Export
Der noch immer im Vergleich zum US-Dollar sehr starke Euro dämpft
die europäischen Exportmöglichkeiten. Traditionelle
Exportländer der EU wie die nordafrikanischen Staaten Algerien,
Ägypten und Marokko erwarten in diesem Jahr jedoch eine
größere Ernte, so daß hier von einem geringeren
Importbedarf ausgegangen werden kann. Höherer Importbedarf
ist dagegen aus den osteuropäischen Ländern zu erwarten.
Prognose
Produktion und Verbrauch laufen immer stärker auseinander.
Nur wenn die Ernte 2003/04 auf der nördlichen Halbkugel ohne deutliche
Einbußen eingebracht werden kann, kann die weltweite Versorgungslage
als gerade gesichert angesehen werden. Sollten sich aufgrund ungünstiger
Witterung gravierende Ertragseinbußen ankündigen, dürfte
stabile Preisentwicklung der Vergangenheit angehören.
Somit bietet der Weizenmarkt für Geschäfte an den Warenterminmärkten
ein hohes Spekulationspotential. Zwar eröffent sich dadurch
die Möglichkeit deutlich anziehender Kurse - sofern mit
drastischen Ertragseinbußen gerechnet wird -, dennoch
könnte dies auch große Preisschwankungen bedeuten, die
zu einer starken Verunsicherung am Markt führen. Eine strategische
Verkaufsplanung für die Erzeuger am Kassamarkt könnte
daduch enorm erschwert werden.
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