Der EU-Weizenmarkt verliert zusehends an Fahrt und die Umsätze
gehen deutlich zurück. Schwarzmeerweizen und der Kurs des US-Dollars
erschweren den Verkauf des EU-Weizens am Weltmarkt.
Am 18.10.2002 hieß es an dieser Stelle "... Das Angebot an guten
Brotweizenqualitäten aus den USA, Kanada und Argentinien ist jedoch
äußerst knapp. Daher wird sich vorrangig für gute Backqualitäten
die feste Tendenz an den internationalen Getreidemärkten fortsetzen.
...".
Marktlage
Diese Entwicklung trat auch ein: Das Interesse der Verarbeiter
und Exporteure richtet sich in Deutschland vorrangig auf gute Qualitäts-
und E-Weizenqualitäten. Erwartet wurde auch, daß sich die
Lage für Brot- und Futterweizen nicht verbessert würde,
solange die Witterung noch eine Verschiffung aus den Schwarzmeerhäfen
zuläßt. Noch hat die Winter die Häfen nicht in seine
Gewalt gebracht, so daß der Angebotsdruck in die EU und an
den Weltmarkt anhält.
Derzeit liegen die Marktpreise für prompte Ware franko Hamburg
für E-Weizen bei 159,00 €/t, für A-Weizen bei 138,00 €/t, für B-Weizen
bei 123 €/t und und für C-Weizen bei 109 €/t. Die schwächeren
Qualitäten stehen leicht unter Druck.
Fakten
- Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner
monatlichen Prognose vom 12.11.2002 die Produktionserwartung für
die Weizen-Hauptexporteure (Argentinien, Australien, EU, Kanada)
im Vergleich zur September-Prognose erneut um 2,5 Mio. t auf 144,0
Mio. t zurückgenommen aufgrund geringerer Ernten in Australien,
Algerien und Bulgarien.
Offenbar hat das USDA jedoch neue Erkenntnisse über die Situation
in China gewonnen. So wurden die chinesischen Endbestände aus
2001/02 deutlich nach oben auf 76,6 Mio. t (Okt-Prognose: 37,3)
korrigiert und der Verbrauch 2002/03 auf 106,1 Mio. t
zurückgenommen (Okt-Prognose: 110, 2001/02. 108,8).
China deckt mit seiner Produktion jedoch nur den Eigenbedarf
ab, für den Export steht keine Überschußware
zur Verfügung.
Die Korrekturen führen dazu, daß die erwarteten
weltweiten Endbestände seit der Oktober-Prognose mit 131,2 Mio. t
jetzt auf 172,5 Mio. t angehoben wurden.
|
Produktion
|
Verbrauch
|
Endbestände
|
Welt
|
Haupt- exporteure
|
Welt
|
Welt
|
Haupt- exporteure
|
1999/00 |
585,93
|
164,13
|
591,62
|
170,11
|
26,08
|
2000/01 |
583,59
|
171,58
|
590,11
|
168,84
|
28,26
|
2001/02 |
578,64
|
151,79
|
587,92
|
159,56
|
21,15
|
2002/03 Prognose vom: |
12.09.2002 |
572,56
|
148,80
|
598,60
|
135,45
|
18,38
|
11.10.2002 |
569,77
|
146,50
|
598,16
|
131,18
|
18,98
|
12.11.2002 |
569,34
|
144,00
|
595,10
|
172,46
|
19,07
|
Quelle: USDA, Prognose
vom 12.11.2002 |
Auch die neuesten Prognosen zeigen, daß die Endbestände
der Hauptexportländer zusehends schrumpfen.
Hausse-Signal
-
Auch der Internationale Getreiderat (IGC) erwartet in seiner
Prognose vom 30.10.2002 einen Rückgang der weltweiten Endbestände
auf 135 Mio. t (2001/02: 165) sowie der Endbestände
der fünf Hauptexportuere (Argentinien, Australien, EU,
Kanada, USA) auf 30 Miot (2001/02: 46).
Der Verbrauch liegt mittlerweile deutlich über der Produktion,
so daß die Endbestände spürbar zurückgehen.
Hausse-Signal
- Import / Export
Was den hiesigen Importeur US-dollar-notierter Produkte wie zum
Beispiel Sojaschrot freut, bereitet dem Exporteur dagegen Bauchschmerzen.
So hat es auch EU-Weizen vor dem Hintergrund der rasant steigenden
Stärke des Euro immer schwieriger, per Export das Überschußgebiet
EU zu verlassen.
Der Absatz von deutschem Weizen innerhalb des EU-Binnenmarktes
wie auch in Drittländer dümpelt vor sich hin, so daß die
Kurse leicht nachgaben. Am Markt für Futtergetreide geht die
Nachfrage der Exportindustrie gegen Null.
Französischer Weizen konnte kürzlich im Export nach Ägypten
plaziert werden. Für deutschen Weizen stellt sich die Lage
derzeit äußerst problematisch dar, so daß die
gerengen Exportmengen, den Markt kaum entlasten können.
Der internationale Handel wird derzeit durch Schwarmeerherkünfte
sowie russische und polnische Ware dominiert.
Im Rahmen neuer GATT-Verhandlungen hat sich die EU- Kommission
mit den USA und Kanada auf eine neue Einfuhrregelung für Weizen
mittlerer und niedriger Qualität und für Gerste geeinigt. Ab
1. Januar 2003 eröffnet die EU ein Einfuhrkontingent
für 2.981.600 t Weizen mittlerer und niedriger Qualität
zu einem Zollsatz von 12 €/t. Davon werden Kanada
38.000 t und den USA 572.000 t zugeteilt, das übrige
Kontingent steht anderen Exportländern offen. Außerhalb des
Kontingents beträgt der Zollsatz unverändert 95 €/t.
Die Vereinbarung muß jedoch noch von den EU-Mitgliedstaaten
gebilligt werden.
Baisse-Signal
- Autokauf in Argentinien mit Getreide
Vor dem Hintergrund des finanzellen Desasters und der wachsenden
Bedeutung von Getreide als Währung in Argentinien ermöglichen
immer mehr Automobilkonzeren und andere Brachen die Bezahlung
mit Getreide. Hierzu zählen unter anderem die Daimler-Chrysler AG,
die General Motors Corp. oder die Toyota Motor Corp.
Man erhofft von dieser Maßnahme einen Ausweg aus der Absatzflaute.
Es ist somit zu erwarten, daß Argentinien mit einer Weizenproduktion
von 14 Mio. t für 2002/03 und einem Exportanteil
von fast 65-70 % deutlich weniger Getreide auff dem Weltmarkt
anbieten wird.
Hausse-Signal
Prognose
Ich bleibe bei meiner Auffassung, daß die Weizenpreise in
der EU wie auch in Deutschland aufgrund des starken Importdrucks
aus der Schwarzmeer-Region keine Möglichkeit hatten, auf die
internationale Kursentwicklung zu reagieren. Erst wenn der Importdruck
aus der Schwarzmeer-Region mit dem einbrechenden Winter nachläßt,
hat EU-Weizen Aussicht auf nachhaltige Preisverbesserungen.
Der internationalen Markt wird aus meiner Sicht in der nächsten
Zeit seine Achterbahnfahrt fortsetzen, da die Marktbeteiligten noch
immer in ihrer Meinung zwischen "überbezahlt" und "mangelhaftem
Risikozuschlag" schwanken.
Erfahrungsgemäß kommt es in den Wintermonaten zudem zu Problemen
bei der Verschiffung aus den Schwarzmeer-Häfen. Hinzu kommt,
daß die Exporte aus dieser Region in den ersten Monaten dieses
Wirtschaftsjahres deutlich über den Exportzahlen des Vorjahres
lagen. Nach meiner Meinung ist bereits der größte Teil
des Angebotes aus dieser Region vermarktet, so daß das Schwarzmeer-Angebot
stark rückläufig sein dürfte.
Ich erwarte, daß das EU-Exportgeschäft in den nächsten
Wochen wieder in Gang kommt. Dann sollte qualitativ guter bis sehr
guter EU-Weizen deutlich steigende Kurse realisieren können,
während der Preisspielraum nach oben bei B- und C-Qualitäten
deutlich kleiner ausfallen dürfte.
Zu berücksichtigen ist jedoch, daß erfahrungsgemäß
die Umsätze in den Monaten Dezember und Januar zurückgehen
und folglich die Preise wenig Bewegung erwarten lassen. Ich erwarte,
daß der EU-Markt erst wieder im Februar nächsten Jahres
aus seinem Winterschlaf erwachen wird.
Derzeit deutet alles auf eine deutliche weltweite
Anbauausweitung zur Ernte 2003 insbesondere in den USA hin.
Es könnte daher angeraten sein - bei attraktiven
Preisgeboten - Terminkontrakte für die Weizen-Ernte
2003 abzuschließen ganz nach dem Grundsatz:
"Verkaufs-Geschäfte sollten dann
abgeschlossen werden,
wenn der Markt eine Hausse-Phase durchläuft!"
Ich erwarte für das Frühjahr/Frühsommer
2003 einen rapiden Preissprung - je nach Lage der Angebot-Nachfrage-Prognosen -
nach oben oder unten.
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