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Weizen:
Die Luft ist raus
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Still ruht der Weizenmarkt in der laufenden Adventzeit. Die Märkte
stagnieren, der Umsatz verläuft stockend, die Nachfrage ist
rückläufig.
Am 22.11.2002 hieß es an dieser Stelle "... Zu berücksichtigen
ist jedoch, daß erfahrungsgemäß die Umsätze in den Monaten Dezember
und Januar zurückgehen und folglich die Preise wenig Bewegung erwarten
lassen. Ich erwarte, daß der EU-Markt erst wieder im Februar nächsten
Jahres aus seinem Winterschlaf erwachen wird. ...".
Marktlage
Nicht nur auf der Stufe der aufnehmenden Hand kommt das Geschäft
mit Weizen mit der näher rückenden Weihnachtszeit immer
mehr zum Erliegen. Auch im Exportgeschäft in den Seehäfen Hamburg
und Rostock werden derzeit kaum größere Mengen an Getreide verladen.
Noch immer stehen die Notierungen für B-Weizen unter Druck und
werden mit 118 €/t franko Hamburg niedriger bewertet.
Die Kurse für A-Weizen und E-Weizen tendieren weiterhin relativ
fest.
Nach wie vor unterläuft Schwarzmeer-Weizen das Preisniveau
in der EU. Dumpingpreise ab 95 €/t aufwärts ab Binnenhafen
werden hier genannt.
Fakten
- Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner
monatlichen Prognose vom 10.12.2002 die Produktionserwartung für
die Weizen-Hauptexporteure (Argentinien, Australien, EU, Kanada)
im Vergleich zur September-Prognose erneut um 2,5 Mio. t auf 144,0
Mio. t zurückgenommen aufgrund geringerer Ernten in Australien,
Algerien und Bulgarien.
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Produktion
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Verbrauch
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Endbestände
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Welt
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Haupt- exporteure
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Welt
|
Welt
|
Haupt- exporteure
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1999/00 |
585,93
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226,70
|
591,62
|
170,11
|
51,93
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2000/01 |
583,59
|
232,34
|
590,11
|
168,84
|
52,11
|
2001/02 |
578,64
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205,05
|
587,92
|
159,56
|
44,64
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2002/03 Prognose vom: |
12.09.2002 |
572,56
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194,69
|
598,60
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135,45
|
29,49
|
11.10.2002 |
569,77
|
190,72
|
598,16
|
131,18
|
29,07
|
12.11.2002 |
569,34
|
187,99
|
595,10
|
172,46
|
28,80
|
10.12.2002 |
568,72
|
187,39
|
597,81
|
169,49
|
27,88
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Hauptexporteure: Argentinien,
Australien, EU, Kanada, USA
Quelle: USDA, Prognose vom 10.12.2002 |
Auch die neuesten Prognosen zeigen, daß die Endbestände
der Hauptexportländer zusehends schrumpfen.
Hausse-Signal
- Import / Export
Nach Einschätzung des französischen Getreideamtes ONIC (Office
National Interprofessionnel des Céréales), Paris könnte der
Weichweizen-Import in die EU bis zum Ende des laufenden Wirtschaftsjahres
auf 9,0 bis 9,5 Mio. t anwachsen (2001/02: 7,9 Mio. t).
Nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
(BLE) lagen die EU-Exporte bei Weichweizen im WJ 2002/03
bis zum 26.11.2002 mit 5,8 Mio t höher als im Vorjahr
(3,5 Mio. t). Die Importe summierten sich bis dahin
jedoch auf marktbelastende 6,5 Mio. t (Vj.: 2,7).
Das Plus bei den Importen ist vorrangig auf die Schwarmeer-Herkünfte
zurückzuführen.
Zuletzt mehrten sich die Gerüchte über Kaufinteresse des
Iran. Dieses Land war bereits vor zwei Jahren ein wichtiger Käufer
für deutschen Brotweizen, einige Schiffe wurden am Rostocker Hafen
verladen. Ob sich der Iran tatsächlich beim Kauf von Brotweizen
auf den deutschen Markt konzentrieren wird, wird von Händlern
derzeit diskutiert. Viele Marktteilnehmer gehen davon aus, dass
der Iran den preisgünstigen französischen Brotweizen kaufen wird,
der qualitativ in diesem Jahr durchaus Mühlenqualität aufweist.
Baisse-Signal, sofern die Drittlandsnachfrage nicht lebhafter
wird.
- Importzoll
Die Europäische Kommission hat heute den Vorschlag vorgelegt,
in dem sie den Rat um Zustimmung zu einer Neuregelung der Einfuhren
von Weizen mittlerer und niedriger Qualität und von Gerste ersucht,
die im November mit den USA und Kanada getroffen wurde. Nach Genehmigung
dieses Vorschlags durch den Rat wird die neue Regelung ab 1. Januar
2003 in Kraft treten. Näheres zu den Inhalten entnehmen Sie
bitte dem Beitrag "Internationaler
Weizen auf Achterbahnfahrt" vom 22.11.2002.
-
Intervention
Nachdem gleich zu Beginn der Intervention 2002/03 im November
größere Mengen als erwartet angedient wurden, hat die saisonbedingte
Ruhe vor Weihnachten früher als in den Vorjahren eingesetzt.
Mit dem Aufleben der Andienungen an die Intervention ist erst
wieder im März/April 2003 zu rechnen, wenn der Markt aus seinem
"Winterschlaf erwacht" ist. Wie stark das Interesse
an der Andienung in die Intervention ist wir von der weiteren
Marktentwicklung abhängen.
neutral
-
Pflanzenschutzmittel-Rückstände in Getreide aus
der Ukraine
Heute wurde bekannt, daß Untersuchungen in Frankreich
hohe Werte des in der EU verbotenen PSM-Wirkstoffes DDT ergaben.
Das vom ukrainischen Hafen Yuzhny ausgelaufene Schiff traf im
November im französischen Hafen Lorient ein, von wo die
Lieferung an eine Futtermittel-Hersteller ging. Die Ware wird
derzeit vom Markt zurückgerufen.
Hausse-Signal
- Produktionsaussichten 2003/04
Nach neuesten Meldungen des russischen Informations- und Analysehauses
SovEcon wurde der Anbau von Wintergetreide - insbesondere von
Weizen - zur nächsten Ernte im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Mio.
Hektar auf 47 Mio. Hektar ausgedehnt. Im nächsten Jahr könnte
somit das russische Exportangebot - sofern die Wachstumsverhältnisse
günstig sind - nochmals erheblich höher ausfallen.
Baisse-Signal
Prognose
Nach meiner Einschätzung hat EU-Weizen erst, wenn der Importdruck
aus der Schwarzmeer-Region mit dem einbrechenden Winter nachläßt,
wieder Aussicht auf nachhaltige Preisverbesserungen.
Erfahrungsgemäß kommt es in den Wintermonaten zu Problemen bei
der Verschiffung aus den Schwarzmeer-Häfen. Hinzu kommt, daß die
Exporte aus dieser Region in den ersten Monaten dieses Wirtschaftsjahres
deutlich über den Exportzahlen des Vorjahres lagen. Nach meiner
Meinung ist bereits der größte Teil des Angebotes aus dieser Region
vermarktet, so daß das Schwarzmeer-Angebot stark rückläufig sein
dürfte. Nach meiner Einschätzung wird daher in den nächsten Monaten
der Angebotsdruck deutlich nachlassen.
Wenn der EU-Markt im nächsten Jahr aus seinem Winterschlaf wiedererwacht,
erwarte ich, daß das EU-Exportgeschäft wieder in Gang kommt. Dann
sollte qualitativ guter bis sehr guter EU Weizen deutlich steigende
Kurse realisieren können, während der Preisspielraum nach oben bei
B- und C-Qualitäten deutlich kleiner ausfallen dürfte. Ab Mitte
Februar solle daher die Marktentwicklung beobachtet werden. Möglicherweise
könnten sich späte Verkaufstermine im Mai/Juni, die in den Vorjahren
oftmals deutliche Zuschläge realisieren konnten, als nachteilig
entpuppen. Zu diesem Zeitpunkt liegen bereits die ersten Prognosen
für die Ernten auf der Nordhalbkugel vor - und derzeit lassen Anbauausdehnungen
bei Weizen in vielen Ländern höhere Ernten erwarten. Sollte sich
dies bestätigen, dürften die Weizenpreise bereits im Vorfeld der
Ernte unter Druck geraten.
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