Noch immer dauert die Hausse am Weizenmarkt an. Die Marktlage ist
nach wie vor fest gestimmt. Doch der Preisanstieg ist derzeit zum
Stillstand gekommen. Wie wird die Entwicklung weitergehen?
Marktlage
Das Angebot am Brot- und Futterweizenmarkt ist recht klein und findet
glatte Aufnahme. So können die Kurse am Kassa- wie am Terminmarkt
das erreichte Niveau behaupten und tendieren fest. Das Interesse
richtet sich vorzugsweise auf C- und B-Qualitäten, während
A- und E-Weizen auf nur sehr geringes Interesse trifft. Folglich
bleiben die realisierbaren Aufschläge für A- und E-Weizen
sehr gering, während Futterweizen oftmals das Preisniveau sschächerer
B-Qualitäten erreicht.
Die Mühlen zeigen nach wie vor Bedarf für die nächsten
Wochen. Es deuten sich jedoch erste Signale für einen aufkommenden
Preisdruck an.
Nachdem US-Weizen bei Exporten nach Ägypten nicht zum Zuge
gekommen war, gerieten die US-Handelsplätze unter Druck. Gestern
konnte sich der US-Markt bereits wieder erholen und die Kursverfuste
fast vollständig wieder wett machen. Das Ägypten-Geschäft
machte dafür Australien, die eine gute Weizenernte einfahren
werden.
Seitens der Mühlen und Mischfutterwerke wurden zuletzt für
Lieferungen im November und Dezember 130-135 €/t ab Hof genannt.
Frei Erfasser lagen die Preise bei rund 120-125 €/t. Auch Termine
ab Anfang 2004 finden bereits Interesse und werden mit monatlichen
Reports von 1 €/t diskutiert.
Die Grafik zeigt deutlich, wie stark sich der internationale und
der EU-Markt zwischenzeitlich entkoppelt haben.
Fakten
- Mischfutterwerke mit rückläufiger Getreideverarbeitung
Die derzeitige Preisentwicklung wird vor allem durch die niedrigen
2003er-Erntezahlen und die sich daraus ergebende knappe Marktversorgung
getragen. Für hiesige Mischfutterwerke hat sich Futterweizen deutlich
verteuert und wird derzeit häufig preisgleich zu schwachem B-Weizen
gehandelt. Die Mischfutterwerke haben teueres Getreide deshalb
teilweise durch preisgünstigere Komponenten ersetzt, zumal der
schwache Kursverlauf des US-Dollars den Zukauf von Substituten
am Weltmarkt verbilligt hat. Die "eingesparten" Getreidemengen
dürften mittelfristig die Knappheit der EU-Statistik mindern.
leichtes Baisse-Signal
- Weizen am Weltmarkt
Sowohl die letzte Prognose des internationalen Getreiderates (IGC)
vom 25.09.2003 als auch des US-Landwirtschaftsministerium (USDA)
vom 10.10.2003 gehen nach wie vor von einer kleineren Weizenernte
2003/04 sowie sinkenden Endbeständen aus. Die Endbestände
wurden von beiden Oranisationen zwar leicht höher angesetzt
als einen Monat zuvor, die Gesamtaussage eines außerst knapp
versotrgen Marktes wird dabei jedoch bestätigt.
Der IGC schätzt die Weltproduktion 2003/04 (Juli/Juni) auf nur
noch 556 Millionen Tonnen Mio.t und befindet sich damit noch
immer um 6,5 Mio.t über der Prognose des USDA. Die Endbestände
der fünf Hauptexporteure (Argentinien, Australien, Kanada, EU,
USA) liegen jetzt mit 38 Mio t (Vj. 37) bei nur noch
6 % des weltweiten Jahresbedarfs.
in Mio. t
|
Produktion
|
Verbrauch
|
Endbestände
|
Welt
|
Welt
|
Welt
|
*) Haupt- exporteure
|
1999/00 |
585
|
582
|
201
|
51
|
2000/01 |
582
|
584
|
201
|
53
|
2001/02 |
582
|
587
|
196
|
49
|
2002/03 |
566
|
602
|
161
|
37
|
2003/04 Prognose vom: |
29.04.2003 |
590
|
602
|
149
|
44
|
28.05.2003 |
582
|
599
|
140
|
38
|
02.07.2003 |
572
|
596
|
133
|
37
|
31.07.2003 |
568
|
591
|
135
|
39
|
28.08.2003 |
557
|
588
|
130
|
35
|
24.09.2003 |
556
|
585
|
132
|
38
|
*) Argentinien, Australien,
EU, Kanada, USA
Quelle: IGC-Prognose |
Die in den Wintermonaten beginnende Ernte der beiden Hauptexporteure
auf der Südhalbkugel - Australien und Argentinien -
wird derzeit als sehr gut eingeschätzt. Das Exportgeschäft
beider Länder ist bereits angelaufen.
Hausse-Signal (sofern das Versorgungsrisiko abgedeckt
wird)
- Schwacher US-Dollarkurs belastet das EU-Geschäft
Der Höhenflug des Euro hält weiter an. Im Verhältnis
zum Euro notiert der US-Dollar immer schwächer. Dies wirkt
sich in mehrfacher Hinsicht nachteilig auf die Preisentwicklung
des EU-Weizens aus. Einerseits gewinnt US-Weizen eine dadurch
eine bessere Wettbewerbsfähigkeit bei zugleich niedrigeren
Kursen auf den internationalen Märkten. So bleibt auch die Nachfrage
besonders der südeuropäischen Mühlen bisher hinter den Erwartungen
zurück, da sich die dortigen Verarbeiter mit günstigem Qualitätsweizen
aus den USA versorgt haben. Andererseits wird es für EU-Exporteure
der Absatz am Weltmarkt zunehmend schwieriger.
Baisse-Signal
- Steigende Frachtraten
Zunehmend besorgt äußert sich der internationale Handel
über die kontinuierlich steigenden Frachtraten. Seit Monaten
ziehen die Transportkosten enorm an. Sollte sich dieser Trend
fortsetzen, dürfte es zunehmend uninteressanter werden, Herkünfte,
die mit langen Transportwegen verbunden sind, zu erwerben. Dann
dürfte auf den EU-Markt für Exporte nach Osteuropa eine
wachsende Nachfrage zukommen.
Hausse-Signal
Prognose
Hinsichtlich der Einschätzung der weiteren Marktentwicklung
an unserern heimischen Märkten bleibe ich bei meiner Aussage
vom 25.09.2003: "Aufgrund der knappen Versorgungslage in Deutschland
wie in der gesamten EU dürften die Preise in der laufenden Saison
2003/04 ein hohes Niveau behaupten. Dennoch sollte man nach meiner
Einschätzung vorsichtig bleiben. Es hat sich in den letzten Jahren
immer wieder gezeigt, daß in knapp versorgen Märkten statistische
Korrekturen kurzfristig zu rapiden Preiskorrekturen nach oben wie
nach unten führen können. ..."
Die bisherigen Niederschläge haben die Pegel nur sehr begrenzt
ansteigen lassen. Sie liegen nach wie vor weit unter dem Normalwasser.
Somit sind die Transportmöglichkeiten noch immer begrenzt und die
Frachtraten der Binnenschiffahrt liegen sehr hoch. In vielen Binnenhafen-Lägern
ruht Ware und wartet auf höhere Pegel und günstigere Frachtraten.
Sobald ausreichende Niederschläge die Pegel wieder ansteigen lassen,
ist zunächst mit einem Preisknick zu rechnen, der jedoch zeitlich
begrenzt bleiben dürfte. Das Wetter wird folglich die Weichen stellen.
Wer Verkaufstermine noch in diesem Jahr in's Auge gefaßt hat, sollte
über einen umgehenden Verkauf in dem derzeit knapp versorgen Markt
nachdenken. Nach meiner Einschätzung sollte ein (Teil-)Verkauf zu
den derzeit guten Preisen erwogen werden. Eine so positive Kursentwicklung
wie in dieser Saison hat der Markt seit Jahren nicht erfahren. Auch
Bäume wachsen bekanntlich nicht in den Himmel.