Weizen: Baisse-Signale für die Ernte 2003
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 22.01.2003


An den Weizenmärkten belebt sich die Nachfage nach guten bis sehr guten Weizenqualitäten wieder etwas. Schwache Qualitäten finden nur schwer Käufer.

Marktlage
An den internationalen Agrarmärkten sind die Kurse zwischenzeitlich auf das EU-Niveau abgesackt. Derzeit scheint sich die Stimmung jedoch wieder zu verbessern. International bleibt Brotweizen in einer guten Qualität knapp angeboten. Trotz des des schwachen US-Dollars und der damit in Euro dargestellten schwächeren US-Notierungen bleiben die Weizenpreise in der EU noch konkurrenzfähig. Auch für argentinischen Weizen werden derzeit hohe Preise verlangt. Hier zeigen sich deutlich die Auswirkungen der dortigen Wirtschaftskrise.

Fakten

  • Deutschland
    In Deutschland wurde zur Ernte 2003 weniger Winterweizen ausgesät. Das Statistische Bundesamtes beziffert den Anbaurückgang nach ersten Schätzungen auf rund 1,5 Prozent, so daß die Anbaufläche auf rund 2,92 Mio. ha zurückgegangen sein dürfte. Der deutlichen Anbaueinschränkung in vielen Bundesländern steht dabei eine Anbauausdehnung in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gegenüber.
    Hausse-Signal

  • Rußland
    Russische Getreide-Exporte über die Schwarzmeer-Häfen sind derzeit aufgrund schlechter Wetterbedingungen blockiert, so daß der Preisdruck am internationalen Markt leicht rücikläufig ist. Ende Dezember 2002 lagen die Preise für Weizen in Rußland bei rund 51 €/t.

    Novorossiysk ist der traditionelle Exporthafen für russisches Getreide. Hauptziele russischer Exporte sind derzeit Westeuropa, der Nahe Osten und Nordafrika, so daß die russischen Exporte in direkter Konkurrenz zu den Zielländer der EU-Exporte stehen.

    Die russischen Landwirte ernteten 2002 (Wj 2002/03) nach Angaben des russischen Landwirtschaftsministeriums fast 87 Mio. t Getreide (2001: 83,1, 2000: 65,4), darunter 50,6 Mio. t Weizen (2001: 47 Mio. t) geerntet. In den letzten 6 Monaten konnte Rußland seinen Export auf 9,5 Mio. t (!) Getreide steigern (2001: 3,2 Mio. t). Für das Wirtschaftsjahr 2002/03 plant Rußland einen weiteren Ausbau des Exportgeschäftes auf 14 Mio. t Getreide. Voraussetzung hierfür ist der geplante, weitere Ausbau der Seehäfen.

    Bitte beachten Sie, daß die Daten der großen Getreideproduzenten Ukraine und Kazakstan in den russischen Zahlen nicht berücksichtigt sind. Nach Einschätzung des Analysehauses IKAR könnten sich die Exporte von Rußland, Ukraine und Kazakhstan auf insgesamt 25 Mio. t bis zum Ende des WJ 2002/03 belaufen.
    Baisse-Signal

  • USA
    Die USA gehen in ihrer Anbauerwartung für 2003 unter anderem von einer Ausdehnung des Weizenanbaus um 3 % auf 25,2 Mio. ha (2002: 24,4) aus, darunter beim Winterweizen-Anbau von einer Steigerung auf 17,9 Mio. ha (2002: 16,9).
    Baisse-Signal

Prognose
Im laufenden Wirtschaftsjahr hat sich die EU  - ein großer Weizenproduzent und -exporteur - aufgrund des zu Dumpingpreisen angebotenen Schwarzmeerweizen zu einem Hauptimporteur entwickelt. Mit den seit Anfang 2003 geltenden neuen EU-Importbestimmungen ließ der Importdruck erfreulicherweise deutlich nach.

Für den Anschlußbedarf der Verarbeiter wird folglich deutscher und EU-Weizen wieder interessanter werden. Die Nachfrage belebt sich derzeit vorrangig bei guten bis sehr guten Backqualitäten.

Die winterbedingten Verladeprobleme in den Schwarzmeerhäfen vergrößern derzeit die Exportchancen für EU-Ware. Mit einer Belebung des dringend benötigten Exportgeschäftes wird in den nächsten Wochen gerechnet. Zudem ist zu erwarten, daß der Angebotsdruck aus Osteuropa in der zweiten Hälfte des Wirtschaftsjahres zurückgehen wird.

Sobald die Preise wieder anziehen, sollte daher nach meiner Einschätzung

  • der Verkauf der noch liegenden 2002er Ware geplant werden und
  • der Abschluß von Termingeschäften zur Ernte 2003 erwogen werden.

 
 
Aktuell
Archiv
Analysen

Vorhergehende Beiträge
09.01.2003   Weizen noch immer im Preistal
13.12.2002   Weizen: Die Luft ist raus
22.11.2002   Internationaler Weizen auf Achterbahnfahrt
14.10.2002   Backweizen: Der Markt wackelt
20.09.2002   EU-Weizenpreise folgen der internationalen Preisrally zögerlich
14.08.2002   Preisboom am Weizenmarkt?
28.06.2002   Weizen: Die Aussichten werden schlecht geredet
16.05.2002   Weizen: Flaues Geschäft, frustrierende Preise

 
 
Aktuell
Archiv
Analysen
 

Seitenanfang