Während Weltmarktpreise in die Höhe schnellen,
in Osteuropa mehr als ein Drittel der Wintersaaten ausgewintert ist und das Produktionsdefizit
zur Ernte 2006 immer größer wird, kommt hierzulande nur langsam Schwung
in die Preise.
Marktlage
Mit
der Februar-Prognose des Internationalen Getreiderates vom 23.02.2006 ist auf
dem internationalen Markt nochmals Bewegung in die Preise gekommen. Für 2006/07
wird jetzt eine deutlich kleinere Ernte erwartet. Für Osteuropa - speziell
für Rußland und die Ukraine - wird aufgrund des strengen und trockenen
Winters mit marktwirksamen Produktionsrückgängen gerechnet. Geringere
Ernteaussichten werden auch für die EU (strenger Winter), USA und Kanada
(Trockenheit) und China (kleinere Anbaufläche) erwartet.
Nach
Bekanntgabe der Prognose zogen die Kurse vor allem an den amerikanischen Märkten
nochmals rasant an. Die Kurse an den deutschen Märkten liegen derzeit deutlich
unter dem Niveau in den USA, dem weltweit größten Weizenexporteur.
Die EU-Kommission hat zwischenzeitlich auf
die steigenden Weltmarktpreise reagiert und die Exporterstattungen nicht
nur gekürzt, sondern ausgesetzt. Nachdem die EU Mitte Januar noch zu Erstattungen
von 9,00 Euro/t bereit war, erfolgte jetzt nach einer schrittweisen Kappung
die völlige Aussetzung der Exporterstattungen. Da zudem keine Konkurrenz
mehr mit Schwarzmeerweizen aufgrund der dortigen Preislage und ausbleibender Lieferungen
besteht, sieht die EU-Kommission keinen Grund mehr für diese regulative Maßnahme.
In
Deutschland ziehen die Kurse - zum Teil mit großen regionalen
Unterschieden - wieder an. Mit Blick auf die schmalere internationale Versorgungslage
zur kommenden Ernte und unter Berücksichtigung der knappen Verfügbarkeit
hochwertiger Backqualitäten aus der letzten Ernte in der EU drehte sich der
Weizenmarkt seit Ande Februar wieder ind Plus. Zögerlich legten die Preise
in der EU wie auch in Deutschland in den letzten Tagen wieder leicht zu.
Vor
allem A-Weizen bzw. Aufmischqualitäten verzeichneten eine lebhaftere Nachfrage
und höhere Kurse. Futterweizen wird ebenfalls stärker nachgefragt und
erzielt Preisaufschläge.
Während die Kurse an der Warenterminbörse KCBT
kräftig zulegten, wurde auch Schwarzmeer-Weizen erheblich teurer. Eine - aus
europäischer Sicht - äußerst erfreulich Entwicklung.
Die
steigenden internationalen Preise kurbelten auch das EU-Exportgeschäft nochmals
an, so daß Brotweizen zum Beispiel an der Warenterminbörse WTB
in Hannover oder an der Produktenbörse Mannheim
höher bewertet wurden.
Auch die Erzeugerpreise folgten
bereits den starken Hausse-Impulsen, wie zum Beispiel die Erlöse der Mitglieder
des Realpreissystems CASH! zeigen. Seit
der Ernte zogen die CASH!-Preise für A-Weizen um rund 17 % an, bei B-Weizen
betrug der Preisanstieg sogar über 20 % (!).
Fakten
Welt:
Verbrauch erneut größer als Produktion
Die weltweite
Produktion 2005/06 sieht der Internationale Getreiderat (IGC) in seiner Februar-Prognose
vom 23.02.2006 mit 615 Mio.t unverändert zum Monat zuvor, und damit
inzwischen rund 10 Mio.t niedriger als im Vorjahr. Trotz der guten Ernte
in Australien bleibt der IGC bei seiner Einschätzung, daß der weltweite
Verbrauch die Produktion um 3 Mio.t übersteigt. Das bedeutet schrumpfende
Endbestände, die in für die Saison 2005/06 mit 136 Mio.t weltweit,
darunter 52 mio.t bei den Hauptexporteuren rund 2 Mio.t niedriger als
im Vorjahr ausfallen.
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Ausblick 2006
Für
2006 erwartet der IGC mit nur noch 588 Mio.t Weizen, nachdem die Erwartung
im Januar noch bei 595 Mio.t lag. Erneut wird folglich mit einen Produktionsrückgang
gerechnet, der mit einem Minus von 27 Mio.t krasser ausfallen dürfte
als der der laufenden Saison. Mit 605 Mio.t erwartet der IGC zwar einen kleineren
Verbrauch, geht jedoch davon aus, daß das Produktionsdefizit von derzeit
3 Mio.t auf 17 Mio.t in der Saison 2006/07 ansteigt.
Hausse-Tendenz
Deutschland:
Trotz Frost guter Saatenstand
Die Pflanzenbestände haben die
wochenlange Frostperiode zumeist gut überstanden. Da sich die Vegetation
in der Winterruhe (hohe Kalium-Konzentration in der Zelle) befand und eine Schneedecke
die Wintersaaten schützte, kam es in den meisten Regionen zu keinen Schäden.
Lediglich aus Gegenden mit starken Kahlfrösten wird von Auswinterungsschäden
berichtet. Noch liegen keien endgültigen Zahlen vor, doch der Umfang der
Schäden dürfte kaum marktwirksam sein.
Baisse-Tendenz
Rußland und Ukaraine: Hohe Auswinterungsschäden
Die
Winterkulturen sind in Rußland so stark durch Trockenheit und Starkfrost
geschädigt, daß auf vielen Flächen eine Neuansaat erforderlich
ist. Nach Aussage des russischen Agrarministers Aleksey Gordeyev am 25.02.2006
müssen 30 % des Wintergetreides, ungefähr 10 % der Weinberge sowie
viele Obstanlagen als Totalausfall betrachtet werden. Die Verluste werden je nach
Quelle zwischen 298 und 894 Mio. Euro angegeben. Weizen hat sich in
Rußland in den letzten Monaten immer stärker verteuert. Inzwischen
haben die Preise bereits die Marke von 101,50 Euro/t erreicht.
Nicht
viel besser sieht es in der Ukaraine aus. Die Auswinterungsschäden
scheinen auch hier erheblich zu sein. Das Landwirtschaftsministerium bezifferte
am 01.03.2006 die Auswinterungsverluste mit 27 % (regional mit bis zu 45 %).
Auch hier sind die Brotgetreidepreise in den letzten Wochen deutlich angestigen.
Der ukrainische Agrarminister Olexandr Baranivsky betont, daß ausreichende
Getreidevorräte bis zum Anschluß an die neue Ernte verfügbar seien
und somit kein Grund für Preiserhöhungen bei Mehl und Brot bestünden.
Hausse-Tendenz
Prognose
Ich
bleibe bei meiner persönlichen Einschätzung des Weizenmarktes vom 08.02.2006
und möchte an dieser Stelle nur einige Ergänzungen vornehmen:
Als
Preismotor am Weizenmarkt fungiert neben dem Export jetzt auch wieder stärker
die Nachfrage der Verarbeiter. Die inzwischen lebhaftere Nachfrage zieht jedoch
vor allem an den norddeutschen Märkten, im Einzugsgebiet der Seehäfen
und der Binnenwasserstraßen höhere Kurse nach sich. Marktfernere Gegenden
können erst mit leichter Zeitverzögerung von der günstigeren Absatzlage
profitieren.
Nach meiner persönlichen Einschätzung
haben die Weizenkurse in den kommenden Wochen weiteres Potential für steigende
Kurse. Bei anhaltend hohen Weltmarktpreisen wird der Export aus der EU heraus
trotz ausbleibender Exporterstattung problemlos und für die Exporteure lukrativ
verlaufen. Vor allem Weizen mit einwandfreien Backqualitäten dürfte
in der nächsten Zeit Preisaufschläge verbuchen.
Mit
der Anzahl der Unsicherheitsfaktoren zur Ernte 2006 dürften auch die Risikozuschläge
wachsen, zumal der weltweite Verbrauch deutlich über der Produktion prognostiziert
wird.