Wenige Wochen vor Weihnachten hat der Markt nochmals mit
lebhafter Nachfrage durch Verarbeiter und Exporteure für einen Preisanstieg
bei Weizen gesorgt. Überdurchschnittliche Qualitäten sind EU-weit gesucht
und erzielen Aufschläge.
Marktlage
Die gute Nachfrage der Verarbeiter ließ die Weizenpreise für Standard-Brotweizen
und Aufmisch-Qualitäten zuletzt nochmals ansteigen. Eine umfangreichere Nachfrage
aus den Niederlanden nach Futterweizen zur Januar-Lieferung bringt jetzt auch
Bewegung und höhere Preise in den Futtergetreidemarkt. Partien mit Qualitätsmängeln
bleiben dagegen weitgehend unbeachtet, so daß die Preise schwach bleiben.
Damit bestätigt sich die Erwartung der Prognose vom 03.11.2005.
Noch
immer herrscht auf den Binnenwasserstraßen Niedrigwasser und LKW-Laderaum
ist folglich knapp und teuer. Daher belebt sich auch der regionale Handel. Das
Exportgeschäft läuft seit Wochen deutlich flotter, so daß in den
Seehafen-nahen Regionen nur mit zusätzlichen Preisaufschlägen zusätzliche
Ware mobilisiert werden kann. Mit Exporterstattungen, die die EU-Kommission zuletzt
unverändert bei 5 Euro/t belassen hat, und etwas höheren Weltmarktpreisen
fließt die Ware leichter in Drittländer ab.
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Auf Großhandelsebene notierte Brotweizen
an der Produktenbörse Hamburg
zur prompten Lieferung zuletzt bei 109,00 Euro/t netto franko - 1 Euro
höher als in der Vorwoche, Futterweizen mit 105,00 Euro/t - enefalls
1 Euro höher als in der Vorwoche. An der Produktenbörse Mannheim
wurde Eliteweizen mit 128-130 Euro/t, Aufmischweizen franko Mühle mit
113-115 Euro/t, Brotweizen mit 105-107 Euro/t und Futterweizen mit 90-92 Euro/t
netto franko unverändert zur Vorwoche notiert. An der Produktenbörse Frankfurt
lag Eliteweizen bei 130 Euro/t, Aufmischweizen bei 114-118 Euro/t, Brotweizen
bei 104-109 Euro/t und Futterweizen bei 95-98 Euro/t netto franko -
und damit über den Vorwochenpreisen.
Anders als an
den Kassa-Märkten kündigt sich an den Warenterminmärkten bereits
die "Winterpause" an. An den europäischen Warenterminbörsen konnten
sich die Kurse für den Handel mit besseren Qualitäten trotz umfangreicherer
Umsätze nicht halten, lediglich Futterweizen-Kontrakte notierten etwas höher.
An der WTB-Hannover
notierte der Dezember-Termin für Weizen mit mindestens 11,5 % Protein
mit zuletzt 110 Euro/t sogar 50 Cent unter dem Durchschnitt der Vorwoche.
An der MATIF/Paris wurden die Kurse für
Mahlweizen für den Termin November 2005 mit zuletzt 109 Euro/t
rund 90 Cent/t unter dem Durchnschnittskurs der Vorwoche festgesetzt. Spätere
Termine mußten ebenfalls Kursverluste in Kauf nehmen. Futterweizen an der
LIFFE/London konnte dagegen mit zuletzt
102,96 Euro/t um 15 Cent über dem Durchschnittspreis der Vorwoche
notieren.
Auf internationaler
Ebene ließen Prognosen, daß die weltweite Getreidenachfrage in den kommenden
Jahren stärker steigen wird als das Angebot, die Kurse am Weltmarkt ansteigen
und bescherten auch den Backqualitäten am heimischen Markt ein leichtes Preis-Plus.
Hintergrund
sind Schätzungen, nach denen einer Welt-Produktionserwartung von 611 Mio.t
(Vj.: 623) ein internationaler Verbrauch von 616 Mio.t (Vj.: 613)
gegenübersteht. Das rechnerische Versorgungsdefizit beläuft sich folglich auf
5 Mio.t.
Fakten
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Weltmarkt:
Hoher Verbrauch läßt Endbestände schrumpfen
Der
Internationale Getreiderat (IGC) hat am 24.11.2005 seine Prognose des internationalen
Weizen-Verbrauchs 2005/06 mit 616 Mio.t auf dem erwarteten hohen Niveau des
Vormonates belassen. Damit würde der Verbrauch 3 Mio.t über dem
Vorjahresverbauch liegen und infolge die Welt-Weizenproduktion um rund 5 Mio.t
übersteigen. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) setzte in
seiner November-Prognose vom 10.11.2005 die Produktionserwartungen mit knapp 611 Mio.t
rund 3 Mio.t höher als im Oktober an - der Verbrauch wird auf rund 620 Mio.t
geschätzt. Das rechnerische Produktionsdefizit liegt damit bei rund 9,5 Mio.t.
in
Mio. t | Produktion |
Verbrauch | Endbestände |
Welt |
Welt |
Welt |
Haupt- exporteure |
1999/00 | 585 | 582 | 202 | 52 |
2000/01 | 582 | 584 | 201 | 53 |
2001/02 | 581 | 586 | 198 | 50 |
2002/03 | 566 | 600 | 165 | 43 |
2003/04 | 555 | 593 | 127 | 40 |
2004/05 | 623 | 613 | 137 | 53 |
2005/06 Prognose vom: |
28.09.2005 | 609 | 615 | 132 | 49 |
27.10.2005 | 609 | 616 | 130 | 46 |
24.11.2005 | 611 | 616 | 131 | 47 |
Hauptexporteure: Argentinien, Australien,
EU, Kanada, USA Quelle: IGC |
Der
weltweite Verbrauch steigt infolge der wachsenden Weltbevölkerung weiter.
Die erwarteten Endbestände reichen für einen Zeitraum von 2,5 Monaten
aus. Für die kommenden Jahre wird damit gerechnet, daß die Nachfrage
schneller steigen wird als die Produktion.
Hausse-Tendenz
Prognose
Zwei
Hausse-Faktoren prägen derzeit den Markt:
| Die stetige Nachfrage nach Standard- bzw. überdurchschnittlichen
Qualitäten bei Back- und Aufmischweizen. |
| Die sinkenden weltweiten Endbestände infolge
des wachsenden Verbrauchs. |
Jetzt - wenige
Wochen vor Weihnachten - werden die letzten Geschäfte zur Versorgung
der Verarbeiter und Belieferung der Exporteure bis in den Januar hinein abgeschlossen.
Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften sich die Märkte
bereits in den kommenden Woche allmählich in die "Winterpause"
verabschieden.
Die Erfahrung der vergangenen Jahre lehrt,
daß die Märkte erst Mitte Januar langsam wieder "aufwachen".
Das "Februar-Tief" am internationalen Markt läßt in den ersten
zwei Monaten des Jahres häufig keine freudige Stimmung und infolge oftmals
schächere Preise aufkommen.
Die Ausprägung dieses
"Februar-Tiefs" wird darüber entscheiden, wie flott der Export
von EU-Weizen in Drittländer laufen wird. Bei weiterhin zügigem Export
ist mit einer spürbaren Verknappung von hochwertigen Weizenqualitäten
in der gesamten EU zu rechnen. Während schlechtere und mangelhafte Partien
nach meiner Einschätzung auch im kommenden Jahr wenig Preisspielraum nach
oben habnen dürften, rechne ich für hochwertige Qualitäten mit
einem dauerhaft hohen bzw. weiter anziehenden Preisniveau.