Weizen: Tauwetter kommt im Schneckentempo
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 10.03.2005

Erzeuger und Handel sitzen nach wie vor trübsinng auf ihren Weizen-Bergen und verfolgen eine Preisentwicklung, die keine ist. Jetzt richten sich die Hoffnungen zunehmend auf eine Marktentspannung durch einen flotteren Export.

Marktlage
Der zaghafte Lichtblick der letzten Woche ist am Weizenmarkt inzwischen beinahe wieder verpufft. Der Aufschwung fand sein Ende, noch bevor er richtig begonnen hatte

Der niedrige Dollarkurs hatte in den letzten Wochen zu einem höheren Exportvolumen geführt. Das bot dem US-Weizen gute Exportchancen am Weltmarkt und die Kurse an den US-Märkten verteuern sich. Der US-Weizen-Export legte an Tempo zu mit der Erfolg, daß die Preise in den USA kräftig anzogen. Die weltweit bessere Nachfrage und die höheren US-Kurse gaben auch den internationalen Märkten neue Impulse. Vor allem backfähige Qualitäten notierten höher.

Inzwischen hat sich dieser von den Produzenten, dem Handel und den Exporteuren lang ersehte Silberstreif am Horizont wieder merklich eingetrübt. Kurz gesagt: Die Luft ist wieder 'raus.

Auch an unseren heimischen Märkten können sich die Weizenpreise letztendlich nur behaupten. Der Handel kalkuliert seine Zukaufpreise auf Basis des Interverntionspreises. Die hohen Weizenberge auf denen viele Erzeuger und Händler noch immer sitzen bieten den Verarbeitern eine äußerst komfortable Lage für preisgünstige Zukäufe.

Der Export kommt angesichts der niedrigen Weltmarktpreise auch nicht nenneswert in Gang. Für den Export von Weizen in Drittländer hat die EU-Kommission am 03.03.2005 die Exporterstattungen nochmals um 2 Euro auf 10 EUR Euro/t angehoben. Zwar konnten auf Basis dieser Exporterstattung von der EU insgesamt 451.750 t zugeschlagen werden, vor dem Hintergrund der noch vorhandenen Bestände aus der Ernte 2004 ist dies jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

 

Seit dem Absturz der Weizenpreise kurz vor dem Erntebeginn 2004 treten die Kurse beinahe auf der Stelle. Die seitdem erfolgten Preisanhebungen bleiben marginal.

Auf Großhandelsebene notierte Brotweizen an der Produktenbörse Hamburg zur prompten Lieferung zuletzt bei 106,50 Euro/t netto franko. An der Produktenbörse Mannheim wurde der Brotweizen-Preis mit 100-101 Euro/t notiert. An der Produktenbörse Frankfurt lag Brotweizen unverändert bei 92-95 Euro/t.

Die schlechte Stimmung an den Kassa-Märkten macht sich auch an den Warenterminmärkten bemerkbar. An den europäischen Warenterminbörsen konnten sich die Kurse in den letzten Tagen wieder leicht stabilisieren. An der WTB-Hannover notierte der Mai-Termin mit zuletzt 106 Euro/t rund 1,20 Euro unter dem Durchschnitt der Vorwoche. An der MATIF/Paris wurden die Kurse für den Termin Mai 2005 mit zuletzt 107,75 Euro/t rund 1,60 Euro/t unter dem Durchnschnittskurs der Vorwoche festgesetzt.

 

 

Fakten

  • EU-Exporterstattung erneut angehoben
    Der Export kommt angesichts der niedrigen Weltmarktpreise auch nicht nenneswert in Gang. Für den Export von Weizen in Drittländer hat die EU-Kommission am 03.03.2005 die Exporterstattungen nochmals um 2 Euro auf 10 EUR Euro/t angehoben. Zwar konnten auf Basis dieser Exporterstattung von der EU insgesamt 451.750 t zugeschlagen werden, vor dem Hintergrund der noch vorhandenen Rekord-Bestände aus der Ernte 2004 ist dies jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

    Deshalb fordert das französische Getreideamt Onic von der EU-Kommission eine umfangreiche Weichweizenausschreibung. Nach der Vorstellung von Onic sollten jede Woche Lizenzen für 400.000 t Weichweizen erteilt werden, um den Markt uzu entlasten.
    Baisse-Tendenz

 

  • Aussichte 2005: Kleinere EU-Getreideernte
    Erste Schätzungen über die zu erwartende Getreideernte 2005 gehen von einer etwas geringeren Produktion in diesem Jahr aus. Das Anaysehaus Strategié Grains erwartet mit insgesamt 270,2 Mio.t Getreide eine um etwa 5 % geringere Ernte als im Vorjahr. Im einzelnen geht die Prognose von folgenden Produktionsmengen aus:

    in Mio.t
    Prognose 2005
    2004
    2003
    Weizen
    121,2
    124,5
    97,9
    Gerste
    57,8
    61,8
    54,4
    Mais
    51,4
    52,3
    38,9
    Getreide insgesamt
    270,2
    283,7
    227,2

    Hausse-Tendenz, sofern die Endbestände über den Export abgebaut werden können

 

  • Kleinere Ernte 2005 in Deutschland erwartet
    Der Getreideanbau in Deutschland wurde nach ersten Erhebungen leicht zurückgefahren. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes, Wiesbanden wurde im Herbst 2004 in Deutschland für die Ernte 2005 auf knapp 5,52 Mio. ha Wintergetreide eingesät. Damit ging die Wintergetreide-Fläche im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 % bzw. 41.400 ha. zurück. Im einzelnen geht das Statistische Bundesland von folgenden Flächenveränderungen aus:

    in ha LF
    Prognose
    Aussaatfläche 2005
    Veränderung 2004:2005
    2004
    Anbaufläche
    Mio. ha
    2003
    Anbaufläche
    Mio. ha
    Winterweizen
    +66.700 ha
    + 2,2 %
    3,06
    2,83
    Wintergerste
    –13.900 ha
    – 1,0 %
    1,36
    1,32
    Triticale
    –29.500 ha
    – 5,8 %
    0,51
    0,50
    Winterroggen
    –64.600 ha
    –10,3 %
    0,62
    0,53
    Wintergertreide insg.
    –41.400 ha
    – 0,7 %
    5,56
    5,20

    Das Anaysehaus Strategié Grains erwartet für Deutschland mit insgesamt 24,7 Mio.t Weizen eine um etwa 2,5 % geringere Ernte als 2004.
    leichte Hausse-Tendenz, sofern die Endbestände abgebaut werden können

 

Prognose

Nachdem der Weizenmarkt seit Oktober 2004 beinahe bewegungslos auf niedrigstem Niveau verharrte, gab es in der letzten Woche erstmalig Signale, die auf eine Belebung der Geschäfte und auf höhere Preise hoffen ließen. Inzwischen ist die Wirkung der positiven Signale wieder mehr oder weniger verpufft. Die statistischen Daten erweisen sich als genauso erdrückend für die Marktentwicklung wie die real eingelagerten Weizen-Berge, die jetzt zunehmend zur Vermarktungs anstehen.

Dennoch hat sich die Stimmung verbessert, da die Anhebung der EU-Exporterstattung (und die Hoffnung auf weitere Anhebungen in den kommenden Wochen) auf eine Entlastung der Marktlage in der EU hoffen lassen. Dennoch erwarte ich für die verbleibenden Handelswochen der Saison 2004/05 ein weiterhin lustluses Geschäft, das den Preisen nur einen äußerst begrenzten Preisspielraum nach oben läßt.

Die Preise an den internationalen Märkten dürften sich nach meiner Einschätzung zunächst weiter leicht verbessern und damit dem EU-Weizen bessere Exportmöglichkeiten eröffnen. Die Konkurrenz am internationalen Markt wird dennoch - solange der US-Dollar auf schwachem Niveau tendiert - deutliche Wettbewerbsvorteile für sich verbuchen können und den Export von EU-Weizen und damit eine Entlastung des EU-Marktes erschweren.

Die Höhe und der Umfang von EU-Exporterstattungen wird daher die weitere Preisentwicklung maßgeblich beeinflussen. Nachdem sich einige traditionelle Exportländer der EU wieder etwas stärker für EU-Ware interessieren, erwarte ich, daß sich die Marktstituation in der gesamten EU leicht entspannen wird. Die derzeitige Erstattungshöhe dürfte bereits der einen oder anderen Lieferung den Export an den Weltmarkt ermöglichen.

In Regionen, in denen die Geschäftstätigkeit völlig erlahmt ist, hat sich die Intervention in dieser Saison wieder zu einer zentralen Größe bei der Preiskalkulation entwickelt.

 
 
 
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14.12.2004 Weizen in der Winterstarre
20.10.2004 Weizenmarkt verharrt in Lethargie
27.08.2004 EU-Weizenpreise wieder auf Weltmarkt-Niveau
15.07.2004 Weizen: Qualitätsspekulation bringt Preisunsicherheit
   
 
 
 
 

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