Nach der Schußfahrt ins Erntetal konnten sich gute Backqualitäten
seit September erfolgreich auf der Preisskala nach oben arbeiten, während für
schwächere und mangelhafte Ware kaum Preisspielraum besteht. Weltbeit besteht
ein weiteres Jahr ein Produktionsdefizit.
Marktlage
Seit
dem Abschluß der Ernte ist die Geschäftstätigkeit deutlich zurückgegangen.
Es wird nur noch wenig Ware gehandet, zumal die Verarbeiter derzeit nur eine begrenzte
Nachfrage haben. Die Vorräte aus der Ernte decken zur Zeit den Verarbeitungsbedarf.
Seit Beendigung der Ernte konnten sich die Preise leicht nach oben arbeiten.
Dabei
spielt die Qualität der angebotenen Ware eine entscheidende Rolle. Einwandfreie
backfähige Ware ("Standardqualität" oder besser) kann Preiszuschläge
realisieren, während Problemware (Proteingehalte, Fallzahlen, Kleberqualität,
HL-Gewicht) oft nur mit Preiszugeständnissen vermarktet werden kann. Die
Mühlen sind noch nicht bereit, Ihre Qualitätsanforderungen niedriger
einzustufen. Futterweizen wird über Bedarf angeboten, so daß die Erzeugerpreise
auf der Stelle treten.
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Auf Großhandelsebene notierte Brotweizen
an der Produktenbörse Hamburg
zur prompten Lieferung zuletzt bei 108,00 Euro/t netto franko - 1 Euro
höher als in der Vorwoche, Futterweizen mit 103,00 Euro/t dagegen unverändert.
An der Produktenbörse Mannheim wurde
Eliteweizen mit 128-130 Euro/t, Aufmischweizen franko Mühle mit 114-116 Euro/t,
Brotweizen mit 104-106 Euro/t und Futterweizen mit 90-92 Euro/t netto
franko unverändert zur Vorwoche notiert. An der Produktenbörse Frankfurt
lag Aufmischweizen bei 114-118 Euro/t, Brotweizen bei 105-108 Euro/t
und Futterweizen bei 95-96 Euro/t netto franko - und damit über den
Vorwochenpreisen.
Die Stimmung an den Kassa-Märkten
spiegelt sich auch an den Warenterminmärkten wider. An den europäischen
Warenterminbörsen konnten sich die Kurse für den Handel mit besseren Qualitäten
aufgrund mangelnder Umsätze lediglich halten, während Futterweizen-Kontrakte
etwas höher notierten.
An der WTB-Hannover
notierte der Dezember-Termin für Weizen mit mindestens 11,5 % Protein
mit zuletzt 109,50 Euro/t sogar 30 Cent unter dem Durchschnitt der Vorwoche.
An der MATIF/Paris wurden die Kurse für
Mahlweizen für den Termin November 2005 mit zuletzt 109,50 Euro/t
nur 0,40 Euro/t über dem Durchnschnittskurs der Vorwoche festgesetzt.
Spätere Termine mußten sogar Kursverluste in Kauf nehmen. Futterweizen
an der LIFFE/London konnte dagegen mit
zuletzt 101,04 Euro/t um 35 Cent über dem Durchschnittspreis der
Vorwoche notieren.
Auf internationaler Ebene ließen neue Ernteprognosen
in der letzten Woche die Kurse am Weltmarkt ansteigen und bescherten auch den
Backqualitäten am heimischen Markt ein leichtes Preis-Plus.
Hintergrund
sind Schätzungen, nach denen einer Welt-Produktionserwartung von 609 Mio.t
(Vj.: 623) ein internationaler Verbrauch von 616 Mio.t (Vj.: 613)
gegenübersteht. Das rechnerische Versorgungsdefizit beläuft sich folglich auf
7 Mio.t.
Fakten
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Ernte
in Deutschland: Minus 7 % - jedoch Qualitätsprobleme
Obwohl
die Weich-Weizen-Anbaufläche in Deutschland zur Ernte 2005 um fast 2,5 %
ausgedehnt wurde, lag die Erntemenge nach dem Rekordjahr 2004 aufgrund niedrigerer
Hektar-Erträge mit 23,5 Mio.t rund 7 % unter der Vorjahresernte
(Vj.: 25,4).
In Deutschland müssen
sich Erzeuger, Handel und Verarbeiter auf eine kleinere Ernte einstellen. Als
deutlich problematischer erweisen sich jedoch Qualitätsmängel infolge
der regional zum Teil stark verregneten Ernte. Vor allem in West- und Nordwestdeutschland
kam es zu einem teilweise krassen Qualitätsabfall. Daher streuen die Qualitäten
nach Angaben der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel,
Detmold in diesem Jahr sehr stark:
Qualitätskriterium | Streubereite | Ø
2005 | Ø 2004 | Einheit |
Protein | 7,9
- 19,9 | 13,0 | 12,5 | % |
Sedimentationswert | 10
- 79 | 49 | 43 | mL |
Kleber
(RMT) | | 692 | 666 | mL/100g
Mehl |
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, daß
- trotz insgesamt besserer Qualitätswerte - vor allem die stark
abfallenden Partien zu Vermarktungsproblemen führen. Bei einer Bewertung
der Probenergebnisse anhand der Kriterien der EU-Getreidemarktordnung müßten
7,4 % (Vj.: 10,1 %) aller Weizen als nicht interventionsfähig
eingestuft werden. 8,9 % (Vj.: 13,0) fallen unter die Kategorie "Weichweizen
mit Abschlag, 59,4 % (Vj.: 62,0 %) genügen den Anspüchen
der Klasse "Weichweizen" und 24,3 % (Vj.: 14,9 %) der
Klasse Qualitätsweizen. Große Probleme bereitet vielen Partien ein
zu geringes Hektoliter-Gewicht, daß eine Vermarktungs an Mühlen zumindest
erschwert.
Hausse-Tendenz für einwandfreie Back-Qualitäten
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Welt-Weizen-Verbrauch
steigt weiter
Der Internationale Getreiderat (IGC) hat am 27.10.2005 seine
Prognose des internationalen Weizen-Verbrauchs 2004/05 nach oben korrigiert. Der
Verbrauch soll jetzt nochmals um 1 Mio.t höher ausfallen als noch im
September erwartet und damit die Welt-Weizenproduktion um rund 7 Mio.t übersteigen.
Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) setzte in seiner September-Prognose
vom 12.08.2005 die Produktionserwartungen mit knapp 608 Mio.t dagegen rund
2 Mio.t niedriger als im August an - der Verbrauch wird auf rund 619 Mio.t
geschätzt. Das rechnerische Produktionsdefizit liegt damit bei rund 11 Mio.t.
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Infolge des Produktionsdefizites
schrumpfen auch die weltweiten Endbestände weiter. Lediglich bei den Hauptexporteuren
Argentinien, Australien, EU, Kanada und USA bleiben die Vorratsscheunen gut gefüllt.
Die komfortable Angebotslage hat seit dem Dürrejahr 2003 zu einem dramatischen
Preisabsturz geführt - in der Grafik dargestellt anhand der CASH!-Preise
in Hessen. Die (vorläufigen) Preise und Bestände für die Saison
2004/05 repäsentieren jedoch nur den Zeitraum Juli bis Oktober 2005.
Nach diesen Prognosen würde die globale
Weizenproduktion um rund 2,5 % unter der Vorjahresernte liegen.
Vertraut man der neuen Schätzungen des IGC würde die weltweite Weizenernte
2005/06 den prognostizierten Verbrauch von 613 Mio.t um rund 3 Mio.t
unterscheiten. Damit liegt die Produktion erneut den weltweiten Verbrauch, so
daß es zu einem Bestandsabbau kommt. Nicht nur weltweit, sondern auch bei
den Hauptexporteuren wird jetzt ein Bestandsabbau erwartet.
in
Mio. t | Produktion |
Verbrauch | Endbestände |
Welt |
Welt |
Welt |
Haupt- exporteure |
1999/00 | 585 | 582 | 202 | 52 |
2000/01 | 582 | 584 | 201 | 53 |
2001/02 | 581 | 586 | 198 | 50 |
2002/03 | 566 | 600 | 165 | 43 |
2003/04 | 555 | 593 | 127 | 40 |
2004/05 | 623 | 613 | 137 | 53 |
2005/06 Prognose vom: |
27.07.2005 | 608 | 613 | 133 | 52 |
24.08.2005 | 610 | 613 | 134 | 51 |
28.09.2005 | 609 | 615 | 132 | 49 |
27.10.2005 | 609 | 616 | 130 | 46 |
Hauptexporteure: Argentinien, Australien,
EU, Kanada, USA Quelle: IGC |
Der
weltweite Verbrauch steigt infolge der wachsenden Weltbevölkerung weiter.
Die erwarteten Endbestände reichen für einen Zeitraum von 2,5 Monaten
aus.
Hausse-Signal
Intervention seit 01.11.2005
wieder geöffnet
Die neue Interventions-Saison 2005/06 hat begonnen.
Das Interesse an der Weizenintervention ist groß. Aufgrund der nur zögerlich
anziehenden Marktpreise können gerade noch den Infterventionskriterien entsprechende
Partien problemlos untergebracht werden. Hohe Transportkosten (Treibstoff, Maut)
und das Risiko, daß ein Verarbeiter die Annahme einer schwächeren Partie
verweigert, veranlassen viele Händler, mit der Intervention "auf Nummer
Sicher" zu gehen. Fazit: Die Intervention dürfte ein marktwirksames
Volumen an Verkaufsware aus dem Markt ziehen, so daß das übrige Angebot
von dieser Marktentlastung profitieren könnte.
Hausse-Tendenz
Prognose
Geringere
Endbestände weltweit wie auch bei den Haupt-Exporteuren bringen erstmals wieder
Hausse-Faktoren in die Kurserwartung ein. Die Kurse dürften - solange
das Geschäft nicht wieder richtig in Gang kommt - stabil bleiben und
nur allmächlich ertwas anziehen. Noch sind die Verarbeiter aus der Ernte
versorgt. Ich erwarte jedoch im Laufe der ersten drei November-Wochen eine Nachfragebelebung
seitens der Mühlen und Mischfutterwerke. Dann könnten die Kurse einwandfreier
Backqualitäten etwas stärker anziehen. Insbesondere guter Aufmischweizen
dürfte höhere Preisaufschläge realisieren.
Insgesamt
hängt die Entwicklung des deutschen wie auch des EU-Weizenmarktes jedoch
von einem Aufschwung am Exportmarkt ab.
Die Aussichten
für die Ernte 2006 entwickeln sich bisher sehr günstig. In den meisten
Anbaugebieten auf der Nordhalbkugel konnte die Aussaat unter günstigen Bedingungen
erfolgen. Starke Trockenheit in Rußland und der Ukraine könnte jedoch
zu einer geringeren Anbaufläche führen.