Noch immer liegen unverkaufte Weizenberge in den Lägern
der Produzenten und Händler. Träge plätschern
die Geschäfte dahin und die Preise zeigen sich weitgehend
bewegungslos.
Marktlage
Die zaghafen Ansätze einer Marktbelebung
und leichter Preisaufschwünge sind verpufft, noch bevor
der Trend am Markt richtig Fuß fassen konnte. Die
Verarbeiter zeigen sich insgesamt gut versorgt und sind
nur mit einer bescheidenen Nachfrage am Markt aktiv. Frustriert
wenden sich immer mehr Verkäufer der Intervention zu.
Hinzu kommt, daß die rückläufige
Kursentwicklung an den europäischen Warenterminbörsen
die Stimmung zusätzlich getrübt hat. Nachdem Regenfälle
in den letzten Tagen die Befürchtungen einer Trockenheit
in Südwestfrankreich hinweggeschwemmt haben, sind die
Preise für 2004er und 2005er Weizen an den EU-Warenterminmärkten
regelrecht abgestürzt. Die leicht nach oben korrigierten
weltweiten Produktionszahlen für 2004/05 haben auch
an den internationalen Märkten die Kurse unter Druck
gebracht.
Nachdem sich die Hoffnungen auf anziehende
Preise zerschlagen haben, bieten Produzenten und Handel
vermehrt alterntige Ware an, so daß der gesamte europäische
Markt durch das größere Angebot zusätzlich
negativ beeinflußt wird.
Der niedrige Dollarkurs hat zwar in der
laufenden Vermarktungssaison zu höheren Weizen-Exporten
geführt. Das Exportvolumen reichte bisher jedoch nicht
für eine durchschlagende Entlastung des E(U-Weizenmarktes
aus.
An unseren heimischen Kassa-Märkten
können sich die Weizenpreise letztendlich nur behaupten.
Der Handel kalkuliert seine Zukaufpreise auf Basis des Interverntionspreises.
Die hohen Weizenberge auf denen viele Erzeuger und Händler
noch immer sitzen bieten den Verarbeitern eine äußerst
komfortable Lage für preisgünstige Zukäufe.
Seit dem Absturz der Weizenpreise kurz
vor dem Erntebeginn 2004 treten die Kurse beinahe auf der
Stelle. Die seitdem erfolgten Preisanhebungen bleiben marginal
- egal ob es sich um Erzeuger-, Großhandels-
oder Warenterminkurse handelt.
Auf Großhandelsebene notierte Brotweizen
an der Produktenbörse Hamburg
zur prompten Lieferung zuletzt bei 106,00 Euro/t netto
franko. An der Produktenbörse Mannheim
wurde der Brotweizen-Preis mit 102-103 Euro/t notiert.
An der Produktenbörse Frankfurt
lag Brotweizen beinahe unverändert bei 99-101 Euro/t.
Die schlechte Stimmung an den Kassa-Märkten
macht sich auch an den Warenterminmärkten bemerkbar.
An den europäischen Warenterminbörsen konnten sich
die Kurse in den letzten Tagen wieder leicht stabilisieren.
An der WTB-Hannover
notierte der Mai-Termin mit zuletzt 104,50 Euro/t unverändert
zum Durchschnitt der Vorwoche. An der MATIF/Paris
wurden die Kurse für den Termin Mai 2005 mit zuletzt
101,00 Euro/t rund 2,60 Euro/t unter dem Durchnschnittskurs
der Vorwoche festgesetzt.
Nicht nur der Fronttermin, sondern auch
die späteren Termine für die Ernte 2005 sind in
den letzten Monaten und Wochen weiter abgestürzt.
Fakten
-
Interventionsbestände
wachsen weiter
Die Interventionsbestände in Deutschland und in
der EU schellen nach den geringen Einlagerungsmengen
des Vorjahres wieder stark an. Der Export in Drittländer
ist unter anderem aufgrund des ungünstigen Dollar-Euro-Umrechnungsverhältnisses
zu gering, um den deutschen und EU-Markt ausreichend
zu entlasten.
Baisse-Tendenz
-
Export-Erstattungen
reduziert
Der zuständige EU-Verwaltungsausschuß hat
den Beihilfesatz für den Export von Weizen in Drittländer
am 31.03.2005 von bisher 10 Euro/t auf nur noch
3,9 Euro/t abgesenkt. Erst am 03.03.2005 hatte
die EU-Kommission die Exporterstattungen um 2 Euro
auf 10 Euro/t angehoben.Begründet wurde die Maßnahme
mit dem zuletzt wieder stärkeren Kurs des US-Dollars
gegenüber dem Euro. Ob es aufgrund des zur Zeit schwächeren
Kursverlauf des Euros möglich sein wird, Weizen vom
freien Markt der EU in Drittländer zu vermarkten, bleibt
abzuwarten. Wie es beim Export weiter geht, hängt
vorrangig von den Entscheidungen in Brüssel ab.
Baisse-Tendenz
-
Prognose der weltweiten Weizenernte
2004/05 nochmals erhöht
Erneut hat der Internationale Getreiderat (IGC)
am 31.03.2005 seine Prognose der internationalen Weizenproduktion
2004/05 nach oben korrigiert. Sie soll jetzt nochmals
um 2 Mio.t höher ausfallen als noch im Februar
erwartet. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium
(USDA) setzte in seiner März-Prognose vom 10.03.2005
doe Produktionserwartungen mit knapp 624 Mio.t ebenfalls
rund 1,6 Mio.t höher als im Febrauar an.
Nach diesen Prognosen würde die globale Weizenproduktion
um 12 bis 13 % (68 bzw. 71 Mio.t) über
der Vorjahresernte liegen.
Vertraut man der neuen Schätzungen des IGC würde
die weltweite Weizenernte 2004/05 den prognostizierten
Verbrauch von 610 Mio.t um rund 13 Mio.t übersteigen.
Damit übertrifft die Produktion zum ersten Mal seit
sechs Jahren den weltweiten Verbrauch, so daß es
zu einem Bestandsaufbau kommt. Nicht nur weltweit, sondern
auch bei den Hauptexporteuren wird jetzt ein deutlicher
Bestandsaufbau erwartet.
in Mio. t
|
Produktion
|
Verbrauch
|
Endbestände
|
Welt
|
Welt
|
Welt
|
Haupt- exporteure
|
1999/00 |
585
|
582
|
202
|
52
|
2000/01 |
582
|
584
|
201
|
53
|
2001/02 |
581
|
586
|
198
|
50
|
2002/03 |
566
|
600
|
164
|
39
|
2003/04 |
555
|
594
|
124
|
39
|
2004/05
Prognose vom: |
30.09.2004
|
615
|
606
|
138
|
50
|
25.11.2004
|
618
|
606
|
138
|
50
|
27.01.2005 |
621
|
608
|
137
|
49
|
31.03.2005 |
623
|
610
|
137
|
50
|
Hauptexporteure:
Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
Quelle: USDA |
Der weltweite Verbrauch bleibt nach
wie vor auf einem hohen Niveau. Die erwarteten Endbestände
reichen jetzt wieder für einen Zeitraum von 3 Monaten
aus. Das Wachstum der Weltbevölkerung läßt
auch in den nächsten Jahren einen steigenden Verbrauch
erwarten.
Die Grafik zeigt die enge Bindung
des Kursverlaufes an den Warenterminmärkten an
die fundamentalen Daten, in diesem Fall an die Entwicklung
der Endbestände bei Futtergetreide und Weizen.
Baisse-Signal
Prognose
Nachdem die Intervention in den vergangenen Wochen als Absatzweg
an Bedeutung gewonnen hat, spielt der Interventionspreis
als Kalkulationsbasis ein entscheidene Rolle. Die Rücknahme
der Exporterstattungen lähmt auch die Hoffnung auf
umfangreichere Exporte. Kurz gesagt, Der Markt traut dem
Preisverlauf in dem kommenden Monaten kaum noch durchschlagende
Preissteigerungen zu. Als einzig positives Signal für
eine bessere Wettbewerbsfähigkeit von EU-Weizen kann
der schwächere Kursverlauf des Euro gewertet werden.
Fazit: Die Stimmung am Markt ist äußerst trübe
und für die Ernte 2004 scheint die Saison so gut wie
gelaufen zu sein. Nach meiner Einschätzung deutet jedoch
einiges darauf hin, daß die Weizen-Ernte 2005 preislich
etwas besser bewertet werden wird.