Hohe Preise am Weltmarkt und flott laufende Exportgeschäfte
lassen die Preise für gute Backqualitäten weiter steigen. Die Nachfrage
wächst, doch die Anbieter bleiben zurückhaltend. Mitten im Winter
beendet Weizen seinen Winterschlaf.
Marktlage
Die
steigenden internationalen Preise bringen auch den Weizenerzeugern am heimischen
Markt endlich die erwarteten Preisanstiege.
Am 05.12.2005
hieß es: "... Die Erfahrung der vergangenen Jahre lehrt, daß die
Märkte erst Mitte Januar langsam wieder "aufwachen". Das "Februar-Tief" am internationalen
Markt läßt in den ersten zwei Monaten des Jahres häufig keine freudige Stimmung
und infolge oftmals schächere Preise aufkommen. ..."
Während
Weizen wie erwartet aus dem Winterschlaf erwachte, deutet alles darauf hin, daß
das "Februar-Tief" - für das hauptsächlich saisonale
Preisverläufe in den USA verantwortlich sind - möglicherweise völlig
ausbleiben könnte. Denn derzeit schnellen die US-Preise aufgrund extremer
Trockenheit in den "Southern Plains", den südlichen Anbauebenen
in den USA in die Höhe.
Auch die Niederschläge in Argentinien
und anderen südamerikanischen Ländern liegen weit unter dem üblichen
Maß, da sich wie vor Jahren das El Niño-/La Niña-Phänomen
wieder aufbaut.
Der Blick der internationalen und besonders
der europäischen Marktteilnehmer richtet sich zudem auf die Auswinterungsschäden
in Osteuropa und den Umfang der Ernteeinbußen in der Export-Nation USA.
Die Unsicherheiten für die Ernte 2006 mehren sich. Der Preisanstieg erfolgt
bereits als Risikozuschlag mit Blick auf die kommende Ernte.
Die
Preise in der EU wie auch in Deutschland folgten in den letzten Tagen der internationalen
Preisentwicklung und zogen kräftig an. Man rechnet mit umfangreichen Zukäufen
von US-Weizen durch den Irak, so daß die Kurse an der Warenterminbörse KCBT
zuletzt nochmals kräftig zulegten. Aus europäischer Sicht äußerst
erfreulich ist, daß auch Schwarzmeer-Weizen teurer wurde.
Die
steigenden internationalen Preise kurbelten auch das EU-Exportgeschäft nochmals
an, so daß Brotweizen zum Beispiel an der Warenterminbörse WTB
in Hannover oder an der Produktenbörse Mannheim
höher bewertet wurden.
Auch die Erzeugerpreise folgten
bereits den starken Hausse-Impulsen, wie zum Beispiel die Erlöse der Mitglieder
des Realpreissystems CASH! zeigen. Seit
der Ernte zogen die CASH!-Preise um über 20 % (!) an.
Die EU-Kommission hat zwischenzeitlich auf
die steigenden Weltmarktpreise reagiert und die Exporterstattungen gekürzt.
Nachdem die EU Mitte Januar noch zu Erstattungen von 9,00 Euro/t bereit war,
erfolgte jetzt eine schrittweise Kappung auf nur noch 4,92 Euro/t.
Fakten
Welt:
Verbrauch erneut größer als Produktion
Die weltweite
Produktion 2005/06 sieht der Internationale Getreiderat (IGC) in seiner Januar-Prognose
vom 26.01.2006 mit 615 Mio.t rund 4 Mio.t höher als noch einen
Monat zuvor, jedoch noch immer rund 8 Mio.t niedriger als im Vorjahr. Für
das Plus sind vor allem höhere Ernten in China (+5 Mio.t), Kanada (+1 Mio.t),
Kasachstan (+1 Mio.t) und Pakistan (+2 Mio.t) verantwortlich. Auf der
Südhalbkugel wurde die Getreideernte zwischenzeitlich beendet. Damit werden
die Prognosen für die weltweite Weizenernte erheblich verläßlicher.
In Australien wird die Weizenernte 2005/06 mit 24 Mio.t höher als im
Vorjahr (22,6 Mio.t) prognostiziert.
Da jedoch auch der Verbrauch
mit 618 Mio.t weiter steigen soll, dürfte sich der seit 2000/01 anhaltende
Trend rückläufiger Endbestände fortsetzen.
|
Ausblick 2006
Für
2006 erwartet der IGC mit nur noch 595 Mio.t Weizen erneut einen Produktionsrückgang,
der mit einem Minus von 20 Mio.t deutlicher ausfallen dürfte als der
der laufenden Saison. Vor allem für Rußland und die Ukraine werden
Auswinterungsschäden erwartet. Dagegen wird für die EU mit einem Plus
von 6 Mio.t gerechnet.
Hausse-Tendenz
Deutschland:
Trotz Frost guter Saatenstand
Die Pflanzenbestände haben die
wochenlange Frostperiode zumeist gut überstanden. Da sich die Vegetation
in der Winterruhe (hohe Kalium-Konzentration in der Zelle) befand und eine Scheedecke
die Wintersaaten schützte, kam es in den meisten Regionen zu keinen Schäden.
Lediglich aus Gegenden mit starken Kahlfrösten wird von Auswinterungsschäden
berichtet. Noch liegen keien endgültigen Zahlen vor, doch der Umfang der
Schäden dürfte kaum marktwirksam sein.
Baisse-Tendenz
Hessen: Winterweizenanbau zur Ernte 2006 eingeschränkt
Nachdem
im Jahr 2005 mit 159.200 Hektar in Hessen so viel Ackerfläche wie noch nie mit
Winterweizen bestellt wurde, wird für die Ernte 2006 von 152.700 Hektar ausgegangen.
Damit wird zur Ernte 2006 nach den Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes
rund 4 % weniger Weiizen angebaut als im Vorjahr.
Damit macht der Weizenanbau in Hessen rund 49 % der
gesamten Getreideanbaufläche von 311.300 Hektar bzw. 31 % der gesamten
hessischen Ackerfläche (486.800 Hektar) aus.
Hausse-Tendenz
Interesse
an der Intervention sinkt
Nachdem noch im Dezember umfangreiche
Weizen-Mengen zur Intervention bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
(BLE) angemeldet wurden, hat sich das Interesse an diesem Absatzweg zwischenzeitlich
merklich abgekühlt. Bis zum 15.01.2006 wurden rund 1,052 Mio.t Getreide,
darunter rund 604.000 t Gerste und 448.000 t Weizen der Intervention
angedient. Das war etwa eine halbe Million Tonnen Getreide weniger als zum selben
Zeitpunkt des Vorjahres.
Hausse-Tendenz
Prognose
Als
Preismotor am Weizenmarkt fungiert derzeit der Export. So sind es vor allem die
Gegenden im Einzugsgebiet der Seehäfen und der Binnenwasserstraßen,
die von den höheren Exportpreisen profitieren. Die dort abfließende
Ware verknappt das Angebot und läßt die Kurse steigen. Marktfernere
Gegenden können erst mit leichter Zeitverzögerung von der günstigeren
Absatzlage profitieren.
Nach meiner persönlichen Einschätzung
haben die Weizenkurse in den kommenden Wochen weiteres Potential für steigende
Kurse. Vor allem Weizen mit einwandfreien Backqualitäten dürfte in der
nächsten Zeit Preisaufschläge verbuchen.
Für
den europäischen Markt hängt der weitere Preisverlauf stark davon ab,
wie groß die Auswinterungsverluste und damit die Produktionseinbußen
zur Ernte 2006 wirklich sind. Für Osteuropa werden Verluste zwischen 20 bis
30 % genannt. Inzwischen wird vor allem in der Ukraine diskutiert, die Exporte
zu begrenzen, um den heimischen Bedarf zu decken. In Rumänien, Bulgarien
und auch Ungarn soll die fehlende Schneedecke zu starken Auswinterungsverlusten
geführt haben. Die Mittelmeeranrainer befürchten nach einem Winter mit
Niederschlagsdefizit erneut eine Frühjahrstrockenheit.
Mit
der Anzahl der Unsicherheitsfaktoren zur Ernte 2006 dürften auch die Risikozuschläge
wachsen, zumal der weltweite Verbrauch deutlich über der Produktion prognostiziert
wird.