"Schwache Nachfrage, geringe Umsätze", so
lautet die einhellige Wertung der Situation am Weizenmarkt.
Die Folge: Die Preise treten mehr oder weniger auf der Stelle.
Marktlage
Ohne nennenswerte Impulse verläuft das Weizen-Geschäft
am Kassamarkt. Die Stimmung konnte sich auch nach Beendigung
der "Feiertagspause" nur mäßig verbessern.
Inwischen wird - wie erwartet - das Angebot seitens
der Erzeuger spürbar größer. Immer mehr
Landwirte planen den Verkauf der eingelagerten Erntemengen,
nachdem die Preise bereits seit Wochen auf der Stelle treten.
Die Grafik zeigt überdeutlich, daß
nach dem Dürre-Ausnahmejahr
2003/04 die Preisentwicklung wieder zu ihrem langjährigen,
abwärts gerichteten Trend zurückgefunden hat.
Inzwischen sind die Kurse an unseren Märkten nach der
Rekordernte 2004 auf
dem niedrigsten Niveau angekommen. Die fundamentalen Daten
des Weizen-Marktes lassen kaum Hoffnungen auf eine Trendwende
keimen. Die statistischen Daten erweisen sich als genauso
erdrückend für die Marktentwicklung wie die real eingelagerten
Weizen-Berge, die noch immer auf besserere Zeiten warten.
Auf Großhandelsebene notierte Brotweizen
an der Produktenbörse Hamburg
zur prompten Lieferung zuletzt bei 108 Euro/t netto
franko für die Lieferung im Januar bis März. An
der Produktenbörse Mannheim
wurde der Brotweizen-Preis mit 100-101 Euro/t notiert,
cif Oberrhein mit 108-110 Euro/t. An der Produktenbörse Frankfurt
lag Brotweizen unverändert bei 100-104 Euro/t.
Die schlechte Stimmung an den Kassamärkten
macht sich auch an den Warenterminmärkten bemerkbar.
An den europäischen Warenterminbörsen konnten sich
die Kurse in den letzten Tagen wieder leicht stabilisieren.
An der WTB-Hannover
notierte der Februar-Termin mit zuletzt 103,50 Euro/t
unverändert zum Durchschnitt der Vorwoche. An der MATIF/Paris
wurden die Kurse für den Termin März 2005
mit zuletzt 106 Euro/t rund 1,50 Euro/t über
dem Durchnschnittskurs der Vorwoche festgesetzt.
Fakten
- Welt-Weizenernte nochmals nach
oben korrigiert
Die weltweite Weizenproduktion 2004/05 soll um 2,6 Mio.t
höher ausfallen noch im Dezember erwartet. Das erwartet
das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) in
seiner Januar-Prognose. Mit 621 Mio.t würde
die globale Weizenproduktion um mehr ls 12 % über
der Vorjahresernte liegen.
Nach oben korrigiert wurden die Produktionszahlen in der
EU-25 und in Argentinien. Eine kleinere Weizenernte steht
in Australien in Aussicht.
Vertraut man der neuen US-Schätzung würde die neue
weltweite Weizenernte 2004/05 den prognostizierten Verbrauch
von 606 Mio.t um fast mehr als 14 Mio.t übersteigen.
Damit übertrifft die Produktion zum ersten Mal seit
sechs Jahren den weltweiten Verbrauch, so daß es
zu einem Bestandsaufbau kommt. Nicht nur weltweit, sondern
auch bei den Hauptexporteuren wird jetzt ein deutlicher
Bestandsaufbau erwartet.
in Mio. t
|
Produktion
|
Verbrauch
|
Endbestände
|
Welt
|
Haupt- exporteure
|
Welt
|
Welt
|
Haupt- exporteure
|
1999/00 |
585,9
|
226,7
|
591,6
|
170,1
|
51,9
|
2000/01 |
583,6
|
232,3
|
590,1
|
168,8
|
52,1
|
2001/02 |
580,8
|
204,2
|
585,1
|
202,3
|
47,9
|
2002/03 |
566,9
|
206,8
|
601,4
|
167,6
|
40,6
|
2003/04 |
551,4
|
232,2
|
588,0
|
131,0
|
36,5
|
2004/05
Prognose vom: |
10.06.2004
|
593,4
|
245,1
|
595,8
|
126,4
|
42,0
|
12.08.2004
|
608,6
|
250,5
|
598,6
|
142,3
|
46,9
|
10.12.2004
|
618,3
|
256,4
|
606,4
|
142,8
|
46,9
|
12.01.2005 |
620,9
|
258,8
|
606,5
|
145,3
|
48,3
|
Hauptexporteure:
Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
Quelle: USDA |
Der weltweite Verbrauch bleibt nach wie vor auf einem
hohen Niveau. Die erwarteten Endbestände reichen
jetzt wieder für einen Zeitraum von 3 Monaten
aus, nachdem in der vergangenen Saison gerade noch 6 Wochen
überbrückt werden konnten. Das Wachstum der
Weltbevölkerung läßt auch in den nächsten
Jahren einen steigenden Verbrauch erwarten.
Baisse-Signal
- Hoffnungen richten sich auf den
Export
Am internationalen Markt konkurriert EU-Weizen mit preisgünstigen
Angeboten aus Übersee. Gegen argentinischen Weizen
kommen EU-Angebote derzeit kaum an. Argentinen rechnet
mit einer um rund 11 % höheren Weizenernte und
agiert mit außerordentlich preisgünstigen Angeboten
am internationalen Markt.
Hinzu kommt, daß der über lange Monate stetig
schwächere Kursverlauf des US-Dollars den Export
zusätzlich erschwert hat. Dollar-notierter Weizen
z.B. aus den USA oder Argentinen profitiert von diesem
Wettbewerbsvorteil.
Inzwischen hellt sich die Lage am Weizenmarkt in der EU
etwas auf, nachdem die EU eine Weizenausschreibung für
den Export aus dem freien Markt angekündigt hat.
leichtes
Hausse-Signal mit vorerst nur eingeschränkter
Wirkung
Prognose
Die Weizen-Rekordernten geben keinerlei Anlaß auf
eine Trendwende zu hoffen. Die statistischen Daten erweisen
sich als genauso erdrückend für die Marktentwicklung wie
die real eingelagerten Weizen-Berge, die jetzt zunehmend
zur Vermarktungs anstehen.
Der Markt verläuft vorerst in äußerst ruhigen Bahnen. Ich
erwarte für die verbleibenden Handelswochen der Saison 2004/05
ein weiterhin lustluses Geschäft, das den Preisen nur
einen äußerst begrenzten Preisspielraum nach
oben läßt. Die Konkurrenz am internationalen
Markt wird - solange der US-Dollar auf schwachem Niveau
tendiert - deutliche Wettbewerbsvorteile für sich
verbuchen können und den Export von EU-Weizen und damit
eine Entlastung des EU-Marktes erschweren. Die Höhe
und der Umfang von EU-Exporterstatungen wird hier die weitere
Preisentwicklung maßgeblich beeinflussen.
E-Weizen findet inzwischen wieder in stärkerem Maße Abnehmer
im EU-Binnenmarkt. Mit der Aussicht auf eine Belebung des
Exportgeschäftes konnten E-Weizen und in bescheidenerem
Umfang auch A-, B- und C-Weizen seit Anfang der Woche erstmals
moderate Preisaufschläge realisieren, die sich jedoch wie
in den vergangenen Wochen an der Dringlichkeit des Bedarfs
der Verarbeiter orientieren.
Noch zeigen sich Mühlen und Futtermittelwerke insgesamt
gut versorgt. Ab Mitte Februar rechnet man mit einer wieder
etwas gößeren Nachfrage.