Weizen: EU-Exporterstattung läßt Hoffnung keimen
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 26.01.2005


"Schwache Nachfrage, geringe Umsätze", so lautet die einhellige Wertung der Situation am Weizenmarkt. Die Folge: Die Preise treten mehr oder weniger auf der Stelle.

Marktlage
Ohne nennenswerte Impulse verläuft das Weizen-Geschäft am Kassamarkt. Die Stimmung konnte sich auch nach Beendigung der "Feiertagspause" nur mäßig verbessern. Inwischen wird - wie erwartet - das Angebot seitens der Erzeuger spürbar größer. Immer mehr Landwirte planen den Verkauf der eingelagerten Erntemengen, nachdem die Preise bereits seit Wochen auf der Stelle treten.

Die Grafik zeigt überdeutlich, daß nach dem Dürre-Ausnahmejahr 2003/04 die Preisentwicklung wieder zu ihrem langjährigen, abwärts gerichteten Trend zurückgefunden hat. Inzwischen sind die Kurse an unseren Märkten nach der Rekordernte 2004 auf dem niedrigsten Niveau angekommen. Die fundamentalen Daten des Weizen-Marktes lassen kaum Hoffnungen auf eine Trendwende keimen. Die statistischen Daten erweisen sich als genauso erdrückend für die Marktentwicklung wie die real eingelagerten Weizen-Berge, die noch immer auf besserere Zeiten warten.

Auf Großhandelsebene notierte Brotweizen an der Produktenbörse Hamburg zur prompten Lieferung zuletzt bei 108 Euro/t netto franko für die Lieferung im Januar bis März. An der Produktenbörse Mannheim wurde der Brotweizen-Preis mit 100-101 Euro/t notiert, cif Oberrhein mit 108-110 Euro/t. An der Produktenbörse Frankfurt lag Brotweizen unverändert bei 100-104 Euro/t.

Die schlechte Stimmung an den Kassamärkten macht sich auch an den Warenterminmärkten bemerkbar. An den europäischen Warenterminbörsen konnten sich die Kurse in den letzten Tagen wieder leicht stabilisieren. An der WTB-Hannover notierte der Februar-Termin mit zuletzt 103,50 Euro/t unverändert zum Durchschnitt der Vorwoche. An der MATIF/Paris wurden die Kurse für den Termin März 2005 mit zuletzt 106 Euro/t rund 1,50 Euro/t über dem Durchnschnittskurs der Vorwoche festgesetzt.

 

Fakten

  • Welt-Weizenernte nochmals nach oben korrigiert

    Die weltweite Weizenproduktion 2004/05 soll um 2,6 Mio.t höher ausfallen noch im Dezember erwartet. Das erwartet das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) in seiner Januar-Prognose. Mit 621 Mio.t würde die globale Weizenproduktion um mehr ls 12 % über der Vorjahresernte liegen.

    Nach oben korrigiert wurden die Produktionszahlen in der EU-25 und in Argentinien. Eine kleinere Weizenernte steht in Australien in Aussicht.

    Vertraut man der neuen US-Schätzung würde die neue weltweite Weizenernte 2004/05 den prognostizierten Verbrauch von 606 Mio.t um fast mehr als 14 Mio.t übersteigen. Damit übertrifft die Produktion zum ersten Mal seit sechs Jahren den weltweiten Verbrauch, so daß es zu einem Bestandsaufbau kommt. Nicht nur weltweit, sondern auch bei den Hauptexporteuren wird jetzt ein deutlicher Bestandsaufbau erwartet.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Haupt- exporteure
    Welt
    Welt
    Haupt- exporteure
    1999/00
    585,9
    226,7
    591,6
    170,1
    51,9
    2000/01
    583,6
    232,3
    590,1
    168,8
    52,1
    2001/02
    580,8
    204,2
    585,1
    202,3
    47,9
    2002/03
    566,9
    206,8
    601,4
    167,6
    40,6
    2003/04
    551,4
    232,2
    588,0
    131,0
    36,5
    2004/05 Prognose vom:

    10.06.2004

    593,4
    245,1
    595,8
    126,4
    42,0

    12.08.2004

    608,6
    250,5
    598,6
    142,3
    46,9

    10.12.2004

    618,3
    256,4
    606,4
    142,8
    46,9
    12.01.2005
    620,9
    258,8
    606,5
    145,3
    48,3
    Hauptexporteure: Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
    Quelle: USDA

    Der weltweite Verbrauch bleibt nach wie vor auf einem hohen Niveau. Die erwarteten Endbestände reichen jetzt wieder für einen Zeitraum von 3 Monaten aus, nachdem in der vergangenen Saison gerade noch 6 Wochen überbrückt werden konnten. Das Wachstum der Weltbevölkerung läßt auch in den nächsten Jahren einen steigenden Verbrauch erwarten.


    Baisse-Signal

  • EU-Rekordernte 2004 belastet den Markt

    Weitere Informationen zur Versorgungslage am Weltmarkt und in der EU-25 entnehmen Sie bitte dem Beitrag "Weizen in der Winterstarre" vom 14.12.2004.

  • Hoffnungen richten sich auf den Export

    Am internationalen Markt konkurriert EU-Weizen mit preisgünstigen Angeboten aus Übersee. Gegen argentinischen Weizen kommen EU-Angebote derzeit kaum an. Argentinen rechnet mit einer um rund 11 % höheren Weizenernte und agiert mit außerordentlich preisgünstigen Angeboten am internationalen Markt.

    Hinzu kommt, daß der über lange Monate stetig schwächere Kursverlauf des US-Dollars den Export zusätzlich erschwert hat. Dollar-notierter Weizen z.B. aus den USA oder Argentinen profitiert von diesem Wettbewerbsvorteil.

    Inzwischen hellt sich die Lage am Weizenmarkt in der EU etwas auf, nachdem die EU eine Weizenausschreibung für den Export aus dem freien Markt angekündigt hat.
    leichtes Hausse-Signal mit vorerst nur eingeschränkter Wirkung

 

Prognose
Die Weizen-Rekordernten geben keinerlei Anlaß auf eine Trendwende zu hoffen. Die statistischen Daten erweisen sich als genauso erdrückend für die Marktentwicklung wie die real eingelagerten Weizen-Berge, die jetzt zunehmend zur Vermarktungs anstehen.

Der Markt verläuft vorerst in äußerst ruhigen Bahnen. Ich erwarte für die verbleibenden Handelswochen der Saison 2004/05 ein weiterhin lustluses Geschäft, das den Preisen nur einen äußerst begrenzten Preisspielraum nach oben läßt. Die Konkurrenz am internationalen Markt wird - solange der US-Dollar auf schwachem Niveau tendiert - deutliche Wettbewerbsvorteile für sich verbuchen können und den Export von EU-Weizen und damit eine Entlastung des EU-Marktes erschweren. Die Höhe und der Umfang von EU-Exporterstatungen wird hier die weitere Preisentwicklung maßgeblich beeinflussen.

E-Weizen findet inzwischen wieder in stärkerem Maße Abnehmer im EU-Binnenmarkt. Mit der Aussicht auf eine Belebung des Exportgeschäftes konnten E-Weizen und in bescheidenerem Umfang auch A-, B- und C-Weizen seit Anfang der Woche erstmals moderate Preisaufschläge realisieren, die sich jedoch wie in den vergangenen Wochen an der Dringlichkeit des Bedarfs der Verarbeiter orientieren.

Noch zeigen sich Mühlen und Futtermittelwerke insgesamt gut versorgt. Ab Mitte Februar rechnet man mit einer wieder etwas gößeren Nachfrage.

 
 
 

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