Im Gefolge der steigenden Rohöl- und Energiepreisen
gibt es keine Produktionsüberschüsse auf dem Acker
mehr. Erntemengen, die nicht in die menschliche Ernährung
oder in den Futtertrog wandern, finden in der energetischen
Verwertung Absatz ... und eine Preisuntergrenze.
Marktlage
Getreideberge, Kartoffelüberschüsse oder nicht
absetzbare Ölsaaten-Rekordernten dürften in Kürze
der Vergangenheit angehören. Die energetische Verwertung
von organischer Substanz, die sich in Energie oder Energieträger
umsetzen läßt, steckt zwar in weiten Bereichen
noch in den Kinderschuhen, doch sie boomt.
Damit entwickelt sich am unteren Ende der
Preisskala für Feldfrüchte ein NaWaRo-Segment,
daß den unteren Preisbereich für das jeweilige
Anbauprodukt darstellt. Häufig bietet die Verarbeitungsindustrie
Termingeschäfte und Kontrakte an, um ihren Rohstoffbedarf
zu sichern.
Seit Jahren Bekannt ist der Anbau von NaWaRo-Raps.
Neu ist der Anbau von Getreide zur Ethanolherstellung
in Deutschland. So bietet die Südzucker Bioethanol GmbH,
Ochsenfurt derzeit ein- oder zweijährige Anbauverträge
für Weizen zur Bioethanolherstellung an. Südzucker
bietet für einjährige Verträge 80 Euro/t
ex Ernte, bei zweijährigen Verträgen einen Zuschlag
von mindestens 2,50 Euro/t sowie je nach Parität
mögliche Zuschläge.
Fakten
-
Welt-Weizenernte
niedriger als der Verbrauch
Die weltweite Weizenproduktion 2005/06 soll rund 5 Mio t
kleiner ausfallen als der weltweite Verbrauch. Das US-Landwirtschaftsministerium
(USDA) rechnet in seiner aktuellen Prognose mit einer
Erntemenge von knapp 613 Mio. t (Vj: 625).
Der Verbrauch soll dagegen bei rund 618 Mio. t
Weizen liegen, so daß die weltweiten Reserven in der
kommenden Saison um rund 5 Mio. t schrumpfen könnten.
Auch der Internationale Getreiderat (IGC) geht in seiner
neuesten Prognose vom 28.07.2005 für 2005/06 mit
608 Mio.t von einer kleineren Welternte als im
Vorjahr (624 Mio.t) aus. Der Verbrauch soll mit
613 Mio.t auf dem Vorjahresniveau verharren. Resultat:
Die Endbestände schrumpfen wieder um 5 Mio.t
auf 133 Mio.t.
Hausse-Tendenz
-
EU-25: Dürre
in Südeuropa läßt die Weizenernte schrumpfen
Für die EU-25 rechnet die EU-Kommission damit, daß die
Ertragseinbußen bei Weichweizen bei -5,2 % gegenüber
2004 (124,4 Mio.t) liegen. Damit läge die EU-Produktion
jedoch noch immer ca. 5 % über dem Durchschnitt
der letzten 5 Jahre.
-
Polen: Kleinere
Ernte
In Polen wird nach Angaben der nationalen Statistikbehörde
eine Winterweizenernte in Höhe von 7,8 Mio.t
erwartet, das wären 8 % weniger als mit der
Rekordernte 2004 eingebracht werden konnte. Dagegen
rechnet man bei Sommerweizen mit einer höheren
Ernte als im Vorjahr: Die Produktion könnte sich
um 9 % auf 1,6 Mio.t erhöhen.
Prognose
Eine niedrigere EU-Ernte und infolge ein Abbau der Bestände
läßt Hoffnungen auf bessere Preise keimen. Sollte die unbeständige
Wetterlage anhalten und die Fallzahlprobleme zunehmen, ist
zu erwarten, daß hochwertige Qualitäten deutlich
anziehen könnten. Bei schwachen Qualitäten, die
nur noch über den Futtertrag oder die energetische
Verwertung Absatz finden können, könnte der Preis
einbrechen und damit auch das Preisniveau anderer Futtergetreide
nach unten ziehen. Abzuwarten bleibt, wie sich Witterung
und Weizenqualität entwickeln werden.
Für wirklich durchschlagende Preisimpulse
ist aus heutiger Sicht eine starke Belebung des Exportgeschäftes
erforderlich. Doch die Konkurrenz am internationalen Weizenmarkt
dürfte auch in der Saison 2005/06 - trotz einer günstigeren
Euro-Dollar-Parität - schwierig bleiben. Fazit: Nach
meiner Einschätzung sind in den kommenden Wochen bessere
Preise, jedoch kein Gipfelsturm der Kurse in Aussicht.