Backweizen: Der Markt wackelt
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 14.10.2002


In Deutschland gehen die Umsätze am Weizenmarkt immer weiter zurück. Rückläufiger Handel führt in der Regel auch zu rückläufigen Kursen. Was ist derzeit vom Markt zu erwarten?

Marktlage
Am Weizenmarkt in Deutschland sind die Umsätze auf dem Kassamarkt für Brotweizen fast zum Erliegen gekommen. Die auf den Höfen eingelagerte Ware ist zumeist für einen späteren Verkaufszeitpunkt bestimmt und die Hackfruchternte läßt vielen Erzeugern keine Zeit für neue Geschäftsabschlüsse.

Die Handels- und Verarbeitungsunternehmen hatten sich während der Erntezeit umfangreich bevorratet. Ergänzungsbedarf besteht bei Ware gesuchter Qualitäten, für die auch Zuschläge gewährt werden.

Aus der Schwarzmeer-Region wird Weizen mittlerer Qualität umfangreich angeboten, da man mit Einbruch des Winters Logistikprobleme befüchtet. Der Importdruck belastetet den EU-Binnenmarkt und begrenzt den Preisspielraum nach oben.

Fakten

  • Das amerikanische Landwirtschaftsministerium hat in seiner monatlichen Prognose vom 11.10.2002 die Produktionserwartung für die Weizen-Hauptexporteure (Argentinien, Australien, EU, Kanada) im Vergleich zur September-Prognose nochmals um 2,5 Mio. t auf 146,5 Mio. t zurückgenommen. Auch die erwarteten weltweiten Endbestände wurden nochmals auf 131,18 Mio. t zurückgenommen. Ursächlich sind die Trockenheit in Australien und Kanada sowie die Überschwemmungen in der EU insbesondere in Deutschland.

     
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Haupt- exporteure
    Welt
    Welt
    Haupt- exporteure
    1999/00
    585,93
    164,13
    591,62
    170,11
    26,08
    2000/01
    583,59
    171,58
    590,11
    168,84
    28,26
    2001/02
    578,64
    151,79
    587,92
    159,56
    21,15
    2002/03 Prognose vom:
    12.09.2002
    572,56
    148,80
    598,60
    135,45
    18,38
    14.10.2002
    569,77
    146,50
    598,16
    131,18
    18,98
    Quelle: USDA, Prognose vom 11.10.2002

Prognose
Ich bleiben bei meiner Auffassung vom 20.09.2002, daß die Weizenpreise in der EU wie auch in Deutschland aufgrund des starken Importdrucks aus der Schwarzmeer-Region noch nicht in vollem Umfang auf die internationale Kursentwicklung reagiert haben. Solange der Importdruck aus der Schwarzmeer-Region jedoch anhält, könnte die Preisspitze zunächst erreicht sein.

Der internationalen Markt wird aus meiner Sicht in der nächten Zeit rauf und runter gehen, da die Marktbeteiligten in ihrer Meinung zwischen "überbezahlt" und "mangelhaftem Risikozuschlag" schwanken werden.

Schwarzmeer-Angebote dürften in den späten Herbstwochen deutlich rückläufig sein, so daß der Marktdruck von dieser Seite schwindet. Erfahrungsgemäß kommt es in den Wintermonaten zudem zu Problemen bei der Verschiffung.

Qualitativ guter bis sehr guter Weizen wird in der EU nach meiner Meinung eine feste Preistenden bewahren. Bei Preisverhandlungen könnten auch Termingeschäfte zur Lieferung ab Januar 2003 von Interesse sein. Die Preisaussichten für Futterweizen haben sich basierend auf den aktuellen Daten zwar verbessert, sind aus heutiger Sicht jedoch deutlich begrenzter als bei Backqualitäten.

Derzeit deutet alles auf eine deutliche weltweite Anbauausweitung zur Ernte 2003 insbesondere in den USA hin. Es könnte daher angeraten sein - sobald die EU-Preise kräftiger anziehen - Terminkontrakte für die Weizen-Ernte 2003 abzuschließen ganz nach dem Grundsatz:

"Verkaufs-Geschäfte sollten dann abgeschlossen werden,
wenn der Markt eine Hausse-Phase durchläuft!"

Ich erwarte für das Frühjahr/Frühsommer 2003 einen rapiden Preissprung -  je nach Lage der Angebot-Nachfrage-Prognosen - nach oben oder unten.

 
 
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