Fast flächendeckender Regen und regionale Überschwemmungen
haben in weiten Bereichen Deutschlands die Ernteflächen in
unbefahrbare Sumpflandschaften verwandelt oder in trüben Wassermassen
untergehen lassen.
Marktlage
Die weltweiten Produktionserwartungen werden bei Weizen derzeit
laufend zurückgenommen. Während in Teilen der USA und
Kanadas die Ernte auf dem Halm verdorrt, wurden weite Regionen der
EU durch sintflutartige Niederschläge heimgesucht.
Große Unsicherheit prägt derzeit unsere Märkte.
Klar ist, daß die Ernte in Deutschland deutlich kleiner und
qualitativ schlechter ausfallen wird. Unklar ist jedoch noch, wie
hoch die quantitativen und qualitativen Einbußen letztendlich
ausfallen werden. Man kann jedoch bereits jetzt absehen, daß
die Qualitäten nicht nur durchschnittlich schlechter ausfallen
werden, sondern auch regional sehr stark auseinanderlaufen.
Aufgrund der weltweiten wie auch regionalen Ernteentwicklung legten
die Weizenkurse in den letzten Tagen an den Kassa- wie auch den
Warenterminmärkten deutlich zu. In den USA hat sich Weizen
zwischenzeitlich zum Boom-Markt entwickelt.
Fakten
-
Mit der Veröffentlichung der neuesten Prognose
des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) vom 12.08.2002 erhielten
die internationalen Märkte das lange erwartete Signal für
einen rasanten Preisauftrieb. Das USDA schätzt die weltweite
Produktion 2002/03 jetzt nur noch auf 572 Mio. t,
nachdem die Erwartung im Juli noch bei 581 Mio. t
gelegen hatte.
Aufgrund der regional äußerst ernsten Dürre
wird für die USA, Kanada und Australien eine erheblich
geringere Produktion erwartet. Das USDA prognostiziert jetzt
für den amerikanischen Markt Erzeugerpreise in Höhe
von 11,76-13,96 US-Dollar/dt Weizen, nachdem die Erwartungen
im Juli noch zwischen 10,10-12,31 US-Dollar/dt lagen. Das
sind 1,65 US-Dollar/dt bzw. umgerechnet nach derzeitigen
Dollarkurs
1,69 Euro/dt mehr als noch im Juli erwartet.
Hausse-Signal
- Nach Pressemitteilungen wurde der russische Hafen Noworossijsk
am Schwarzen Meer aufgrund der niederschlagsbedingten Überschwemmungen
für Getreide und andere Exportgüter auf unbestimmte Zeit
geschlossen. Somit ist unklar, ab wann wieder Verschiffungen aus
der osteuropäischen "Kornkammer" möglich sein
werden. Unklar ist derzeit noch, in welchem Ausmaß die Ernte
durch die sintflutartigen Niederschläge beeinträchtigt
wurde.
Hausse-Signal
- Weite Teile der USA warten immer noch auf ergiebige Regenfälle.
Betroffen sind auch Gegenden in den Hauptanbaugebieten der USA.
Die Pflanzenbestände sollen regional außerst schlechte
Erträge erwarten lassen.
Hausse-Signal
- Große Gebiete im Osten Kanadas werden derzeit von
der schlimmsten Dürre seit 130 Jahren heimgesucht. Das
Vieh verhungert und Rauhfutter aus dem Westen wird per Bahn in
den Osten verladen und dort verlost. Zudem scheint auf Bereiche
Kanadas jetzt zusätzlich eine Heuschreckenplage zuzukommen.
Hausse-Signal
- Der Monsoon-Regen in Indien geht seinem Ende entgegen.
Bis auf die nördlichen Regionen, fiel der Monsoon rund 30 %
geringer aus als in Normaljahren, so daß sich die Anbaubedingungen
enorm verschlechtert haben. Mit einem steigenden Importbdarf ist
zu rechnen.
Hausse-Signal
- Die Ernteerwartungen für Australien werden seit
Wochen laufend nach unten korrigiert. Inzwischen werden nur noch
17,1 Mio. t erwartet, nachdem in den vorausgegangenen
Jahren die Ernten in der Regel über 22 Mio. t lagen.
Hausse-Signal
- Die bisher sehr hoch liegenden Ernteerwartungen für die
EU wurden inzwischen deutlich nach unten korrigiert. Die
Ernte in Frankreich soll qualitativ recht gut ausgefallen sein.
Da jedoch ein großer Teil der französischen Backweizen-Ernte
in den Drittlandsexport geht, dürfte der Angebotsdruck auf
den deutschen Markt kleiner ausfallen als in den Vorjahren.
neutral
- In Deutschland soll der Weizenanbau nach Angaben des Statistischen
Bundesamtes mit 3,02 Mio. ha rund 4 % über
dem Vorjahresergebis (2,897 Mio. ha) liegen. Deutliche
Reduzierungen bei der Erntemenge sind aufgrund der Regenfälle
und Überschwemmungen jedoch zu erwarten. Hohe Trocknungskosten
machen zudem Preisanhebungen unumgänglich. Die Qualität
hat regional stark gelitten, so daß gute Backqualitäten
zurückgehalten werden.
Hausse-Signal
Prognose
Die Märkte scheinen derzeit zu drehen. Seit Monaten ist bekannt,
daß die globalen Endbestände aufgrund des wachsenden
weltweiten Verbrauchs beständig abnehmen. Bisher haben die
Märkte diesem Risikofaktor kaum Rechnung getragen. Infolge
der aktuellen Erntesituation scheinen die Marktbeteiligten in Windeseile
einer Preiskorrektur nachkommen zu wollen.
Nach meiner Meinung sollte qualitativ schlechterer Weizen verkauft
werden, wenn der gebotene Preis der neuen Angebotssituation entspricht.
Hier gehe ich für die nächsten Wochen, von eher stabilen
bis nur leicht verbesserten Preisen aus, da das Angebot recht umfangreich
sein dürfte.
Bei qualitativ gutem bis sehr gutem Backweizen solle aus meiner
Sicht, die Entwicklung der nächsten Tage unbedingt abgewartet
werden. Ich erwartet deutliche Preisanhebungen, da nicht nur für
die Inlandsverarbeitung und den EU-Markt entsprechende Ware unbedingt
benötigt wird. Auch der Exportmarkt dürfte für EU-Ware
zu einem höchst interessanten Absatzbereich werden und entsprechende
Ventilfunktion für das trotz der Ernteeinbußen noch immer
große EU-Angebot eröffnen.
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