Soja: Spekulationsblase


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 27.02.2014


In Südamerika ist die Sojaernte in vollem Gange. Doch trotz Rekordernte-Erwartungen kommt kein Preisdruck auf. Im Gegenteil: Soja hat seit Jahresbeginn um 7 % zugelegt. Doch die fundamentalen Daten sprechen für einen mittelfristig anderen Preistrend.

 

Marktlage
Allen Regeln eines Wettermarktes folgend ließen Hitzewellen, sintflutartige Niederschläge, Trockenheit und hohe Exporte in den letzten Wochen den Preistrend an den Sojamärkten wieder nach oben drehen.

Vor allem seit der letzten Woche haben die Sojakurse nicht nur an der Börse in Chicago einen ordentlichen Sprung nach oben gemacht. Zwar korrigieren immer mehr Analysten ihre Ernteprognosen für Südamerika nach unten, doch noch immer wird mit einer neuen Rekordernte gerechnet.

Auch auf Großhandelsebene notierte Sojaschrot nicht nur in Rotterdam, sondern auch an der Produktenbörse Hamburg zur prompten Lieferung am Dienstag mit 440 Euro/t netto zur prompten Lieferung um 20 Euro/t höher als in der Vorwoche. Am Montag war der Sojapreis an der Produktenbörse Mannheim im Vergleich zur Vorwoche sogar um 22 Euro/t in die Höhe geschnellt.


Nicht nur die Sojabohnen- und Sojaschrot-Notierungen haben kräftig zugelegt. Auch die Sojaölpreise sind gestiegen.

Angesichts der Prognosezahlen für die Ernte 2013/14 in Südamerika ist der anhaltende Preisanstieg recht untypisch. Immerhin konnte in Brasilien bereits ein Drittel der Flächen geerntet werden. Auch nach der Abwärtskorrektur vieler Ernteprognosen bewegen sich die Ernteerwartungen in der Spanne von 85 bis 92 Mio.t Sojabohnen. Im Vergleich zum Vorjahr würde Brasilien damit immer noch knapp 4 % bis 12 % mehr ernten.

Sollten die für die Hauptanbaugebiete im Süden und in der Mitte vorhergesagten Niederschläge und Gewitterstürme noch über mehrere Tage anhalten,
• würde dies die laufende Ernte verzögern,
• das Risiko witterungsbedingter Ernteeinbußen vergrößern,
• möglicherweise die Qualität des Erntegutes beeinträchtigen,
• zu weiteren Logistikproblemen in Richtung der Seehäfen führen und
• die Verladungen in den Exporthäfen behindern.

Bereits in den letzten Tagen hatten Überflutungen zu Logistik-Problemen geführt. Seit einem Dammbruch steht dem Verkehr auf der Hauptverkehrsroute im Bundessaat Mato Grosso nur noch eine Spur zur Verfügung und die Reparatur könnte mehrere Monate dauern. Zudem wird über einen Unfall im Hafen von Tergrasa berichtet, dessen Reparatur zwei Wochen dauern soll.

Da für den noch immer viel zu trockenen Nordosten Brasiliens jetzt ebenfalls leichte Niederschläge erwartet werden, dürften sich dort die Wachstums- und Erntebedingungen verbessern.

 

 

Prognose
Nicht nur die Ernteverzögerungen und Logistik-Probleme in Südamerika sorgen für Preisauftrieb an den Sojamärkten - trotz Rekordernteerwartungen. Auch die niedrigeren Palmölbstände in Malaysia und die derzeit steigenden Pflanzenölpreise stützen den latenten Aufwärtstrend.

Die steigende internationale Nachfrage verhindert zudem eine schnelle Entspannung der engen Versorgungssituation. Denn bis zur Verschiffung der südamerikanischen Ware bleibt das Sojaangebot knapp und auch die Importware für das Frühjahr muß derzeit teuer eingekauft werden.

Das bedeutet, daß Soja und damit letztendlich auch andere Eiweißkomponenten im Futtertrog derzeit ebenfalls kräftig im Preis zulegen. Eine Entspannung ist erst mit den ersten Schiffsankünften aus der neuen südamerikanischen Ernte in den europäischen Seehäfen zu erwarten - etwa ab der zweiten April-Hälfte. Die Logistik-Probleme könnten allerdings zu weiteren Verzögerungen führen.

Doch auch die fundamentalen Daten sollten nicht außer acht gelassen werden:
• Die globale Sojaernte 2013/14 dürfte 6 bis 7 % größer als im Vorjahr ausfallen.
• Auch die globale Nachfrage dürfte steigen, jedoch nur um 2 bis 4 %,
• Daher ist mit einem Anstieg der globalen Lagervorräte um 20 bis 25 % zu rechnen.
• Aktuell gibt es Gerüchte, daß die chinesischen Hafenläger bis zum Bersten voll sein.

Mit Blick auf die fundamentalen Daten gehe ich persönlich derzeit davon aus, daß sich am Sojamarkt inzwischen einen Spekulationsblase aufgebaut hat. Solle der Preistrend an den Sojabörsen nach unten drehen, werden die Investoren ihre Soja-Engagements wie eine heiße Kartoffel fallenlassen. Der Kursabsturz dürfte daher rasant sein, da die Investoren es dann sehr eilig haben werden.

Die Hausse dürfte sich nach meiner Einschätzung nur dann Bestand haben, wenn es zu gravierenden Ernteausfällen in Südamerika kommen sollte. Der aktuelle Marktausblick spricht dafür, Zukäufe für den späteren Bedarf zunächst noch hinauszuschieben.

 
 
 
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