Futtermittel: Soja - Regen kühlt die Kurse ab


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 18.12.2012


Wetterspekulationen ließen seit Mitte November an den Börsen neue Rendite-Hoffnungen keimen und die Sojapreise steigen. Jetzt kühlt Regen in wichtigen Anbauregionen Brasiliens die Kurse an den internationalen Börsen kräftig ab. Wird Eiweiß im Futtertrog bald wieder preisgünstiger?

 

Marktlage
Seit Mitte November setzten spekulativ eingestellte Marktteilnehmer auf steigende Sojapreise. Denn die Anbaubedingungen in Südamerika entwickelten sich zunehmend ungünstiger: Die Aussaat in Argentinien wurde durch Regen immer wieder unterbrochen, während es in den südlichen und mittleren Anbauregionen Brasiliens immer trockener wurde.

Jetzt hat der Markt erneut gedreht: In Brasilien hat es im Süden, Südosten und Westen geregnet und weiterer Regen wird für die kommenden Tagen prognostiziert. Nachdem die Aussaat in Brasilien in Kürze beendet ist, könnten sich die ursprünglichen Rekord-Ernteerwartungen doch noch bestätigen.

Nicht nur die wieder auf Rekordniveau erwartete Sojaernte in Südamerika bringt an den internationalen Börsen die Kurse in die roten Zahlen. Auch Stornierungen des chinesischen Importhandels haben die Baisse-Signale verstärkt und zeitweilig die Kurse regelrecht abrutschen lassen. China soll nach Angaben der staatlich organisierten Analyseorganisation CNGOIC Geschäfte über 600.000 t Bohnen - vor allem US-Herkünfte - storniert haben, die für die Verschiffung in der Saison 2012/13 eingeplant waren.

Doch trotz der Kursrückgänge erzielt Sojaschrot auf allen Handelsebenen weiterhin Rekordpreise.

Die Jahrhundert-Dürre in den USA ließ die Soja-Kurse in diesem Jahr auf ein neues Allzeit-Hoch klettern.
Anfang September erreichten die Sojabohnen-Kurse an der Warenterminbörse in Chicago/USA mit umgerechnet 517 Euro/t einen neuen Rekordstand. Im Kielwasser der transatlantischen Vorgaben schnellten auch die Endkundenpreise seit Jahresbeginn um 63 % in die Höhe. Erst seitdem im Herbst die Ernteschätzungen für die USA leicht nach oben korrigiert wurden, ist der Hausse-Trend gebrochen und der Kurstrend zeigt nach Süden.

 

Fakten

  • Welt: Bedarfsdeckende Soja-Produktion in den kommenden Jahren
    Der Internationale Getreiderat (IGC) prognostiziert für die laufende Saison 2012/13 - basierend auf den Rekord-Ernteerwartungen für Südamerika - eine bedarfsdeckende globale Ernte. Der Bedarf in Höhe von 261 Mio.t kann durch eine auf 264 Mio.t geschätzte Ernte problemlos gedeckt werden, so daß die weltweiten Soja-Lagervorräte um 3 Mio.t aut 26 Mio.t anwachsen würden.

    Für die kommende Saison 2013/14 wird sogar eine deutliche Erhöhung des weltweiten Angebotes an Sojabohnen um 5,1 % prognostiziert. Dann sollen die Lagerbestände sogar noch stärker anwachsen, denn die IGC-Analysten erwarten, daß die Nachfrage nur um 4 % wächst.

    In seiner Langzeitprognose bis zum Jahr 2017/18 geht der der IGC allerdings davon aus, daß die Nachfrage zum Ende des Prognosezeitraumes hin allerdings wieder stärker wächst als das Angebot.


    Die Prognose für die kommenden 5 Jahre geht von einer durchschnittlichen jährlichen Produktionssteigerung um 4,3 % aus, während der Verbrauch nur um 2,9 % pro Jahr wächst. Zum Ende des Prognosezeitraumes gehen die IGC-Analysten davon aus, daß die jährliche Produktionssteigerung auf 1,7 % zurückfällt, während noch mit einer Nachfragesteigerung von 2,0 % gerechnet wird.

    Prognostiziert wird damit ab 2016/17 ein Abbau der globalen Lagerbestände und eine engere Versorgungsbilanz.

     Baisse-Tendenz

 

  • Brasilien: Rekordernte-Erwartungen
    Nachdem es in Brasilien im Süden, Südosten und Westen geregnet hat und weiterer Regen wird für die kommenden Tagen prognostiziert wird, haben private Analysten die Schätzung für die kommende Ernte auf 82,2 Mio.t angehoben. Sollten sich dieses Erwartungen bestätigen, könnte Brasilien fast 24 % mehr ernten als im Vorjahr. Andere Ernteschätzungen liegen zwischen 79 und 81 Mio.t.

    Die Aussat ist in Kürze abgeschlossen. Inzwischen konnten 98 % der geplanten Sojafläche ausgesät werden (5-Jahres-Durchsachnitt: 96 %).

    Daß auch für die nächste Wochen günstiges Anbauwetter prognostiziert wird, läßt folglich die Knappheits-Thesen an den Börsen zerbröseln. Die Investoren gehen auf Nummer Sicher und nehmen - mit Blick auf ihre Jahresbilanz - zunächst einmal Gewinne mit. Das bringt die Kurse unter Druck.

     Baisse-Tendenz

 

  • Argentinien: Schwächere Ernteerwartungen - Paraguay: Rekordernte
    In Argentinien haben starke Niederschläge wochenlang die Aussaat der Sojabohnen immer weiter verzögert. In den letzten Tagen hatte trockeneres Wetter die Aussaat wieder begünstigt, inzwischen regnet es jedoch in einigen Regionen wieder heftig. Un für die kommenden Tage wird weiterer Regen vorhergesagt.

    Daher ist nicht auszuschließen, daß die Aussaatfläche doch kleiner ausfällt als ursprünglich erwartet. Daher fallen die Prognosen für die kommende Bohnenernte inzwischen sehr unterschiedlich aus. Aktuell liegen die Ernteerwartungen in der weiten Spanne von 45 bis 55 Mio.t. Damit würde die Ernte aber immerhin zwischen 10 bis 34 % größer als im Vorjahr ausfallen.

    In Paraguay lassen gute Anbaubedingungen eine neue Rekordernte erwarten. Private Analysten prognostizieren inzwischen mit 8,6 Mio.t Sojabohnen, eine Produktionssteigerung um 97 % (VJ: 4,4). Offizielle Schätzungen gehen derzeit noch von einer niedrigeren Ernte aus.

     Baisse-Tendenz

 

  • USA: Derzeit immer viel zu trocken
    In den USA hofft man, daß die Prognose weiterer Niederschläge eintrifft. Noch immer warten weite Regionen in der Mitte des Landes auf Regen. Für die sogenannten "Südlichen Ebenen" werden für die nächsten Tage begrenzte Niederschlagsmengen prognostiziert. Doch für die "Nördlichen Ebenen" ist in den nächsten 7-10 Tagen noch immer kein Regen in Sicht.


    Abzuwarten bleibt,

    ob in den Wintermonaten die Bodenfeuchte in den US-Sojaanbaugebieten wieder ausreichend aufgefüllt wird,
    ob Mais - mit Blick auf die hohen Preise - die Anbauentscheidung zu seinen Gunsten verschieben kann und
    wie sich das US-Anbauwetter im kommenden Jahr entwickelt.

     Hausse-Tendenz

 

 

Prognose
Im Sojahandel an den Börsen heißt es für die Investoren zunächst einmal: "Kasse machen!", um die Profite in die Jahresbilanz zu buchen. Denn der brasilianische Regen hat die die Rendite-Hoffnungen an den hinweg gespült.

Damit dominiert das inzwischen wieder gute Anbauwetter in Brasilien derzeit den Preistrend an den Sojamärkten. Für Baisse-Signale sorgen:
• die Rekordernte-Aussichten für Südamerika,
• Stornierung von US-Sojabohnen-Käufen durch China,
• der Preisrückgang am Palmölmarkt.

Doch das bedeutet nicht zwangsläufig, daß Soja und damit letztendlich auch andere Eiweißkomponenten im Futtertrag in Kürze preisgünstiger werden. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften daher die Preisrücknahmen am Kassamarkt mit dem Kurssturz an den Börsen zunächst nicht Schritt halten. Trotz des Schwächetrends an den Börsen dürfte Sojaschrot - insbesondere zur prompten Lieferung - vorerst teuer bleiben. Dafür sprechen aus meiner Sicht folgende Faktoren:

Der hohe Grad an Vorabverkäufen
insbesondere in Brasilien. 52 % der brasilianischen Sojaernte 2012/13 sollen bereits verkauft sein. Im letzten Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt erst 43 %.
Die Nachfrageentwicklung China's.
Alles deutet darauf hin, daß die chinesischen Importe in diesem Jahr neue Rekordstände erreichen könnten. Die staatlich organisierte Analyseorganisation CNGOIC prognostiziert für das Gesamtjahr einen Anstieg der chinesischen Sojaimporte auf ein neues Rekordhoch von 57 Mio.t und damit 8,3 % höhere Importe als im Vorjahr.
Der weltweit wachsende Verbrauchsanstieg.
Die prognostizierte Rekord-Ernte in Südamerika wird problemlos durch den steigenden Bedarf der Importländer "aufgesaugt". Der Bestandsaufbau bleibt mit geschätzten 3-4 Mio.t daher recht begrenzt.

Fazit: Die steigende internationale Nachfrage verhindert eine schnelle Entspannung der engen Versorgungssituation. Denn bis zur Ernte auf der Südhalbkugel bleibt das Sojaangebot knapp und auch die Importware für das Frühjahr muß derzeit teuer eingekauft werden.
Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die Sojapreise für vordere Liefertermine am Endkundenmarkt trotz des Schwächetrends an den Börsen erst allmählich bröckeln. Der aktuelle Marktausblick spricht dafür, Zukäufe für den späteren Bedarf zunächst noch hinauszuschieben.

Hinzu kommt: Bis zur Ernte sind es noch einige Wochen bzw. Monate. Abzuwarten bleibt, ob das Wetter im Dezember und Januar neue Überraschungen bringt.

 

 
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