Futtermittel: Soja - die Stimmung schlägt wieder um


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 19.02.2013


Der Sojabohnen-Markt hat heute einen Gang hochgeschaltet. Die Kurse klettern kräftig in die Höhe, nachdem sich die Überzeugung durchsetzt, daß es im internationalen Geschäft doch enger werden könnte als bisher erwartet.

 

Marktlage
Seit Wochen sorgt die Erwartung einer Rekordernte in Südamerika für Preisdruck am Sojamarkt. Doch jetzt dreht der Kurs an den Börsen wieder deutlich nach oben. Mit mehr als 1.444 US-Dollar je Scheffel (umgerechnet 397 Euro/t) wurden Sojabohnen an der Warenterminbörse in Chicago, USA rund 1,4 % höher gehandelt als noch am letzten Freitag.

Was bereits seit langem erkennbar ist, scheint jetzt auch an den Börsen der Welt Beachtung zu finden: Trotz Rekordernte bleibt die Versorgungsbilanz sehr eng. Die steigende internationale Nachfrage verhindert eine schnelle Entspannung der engen Versorgungssituation.

Für den aktuellen Preisauftrieb sind vor allem vier Hausse-Fakturen verantwortlich:

Das schleppende Sojageschäft in Argentinien
Das Sojageschäft in Argentinien, - immerhin die Nummer 3 unter den Exporteuren -, läuft derzeit auf Sparflamme. Denn die Verkaufsbereitschaft der argentinischen Landwirte läßt zu wünschen übrig. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums wurden bisher 35 % weniger Bohnen verkauft als im Vorjahr, da die Produzenten auf eine weitere Abwertung des Peso gegenüber dem US-Dollar spekulieren würden. Man rechnet daher mit steigenden Exporterlösen.

Noch immer zu wenig Regen in Argentinien
Die Niederschläge in Argentinien sind schwächer ausgefallen als noch in der letzten Woche erwartet. Jetzt wachsen die Befürchtungen, daß es zu Trockenschäden kommen könnte wieder an.

Erwarteter Nachholbedarf aus China
In China ist das Neujahrsfest zu Ende gegangen. Erwartet wird, daß China jetzt einen größeren Nachholbedarf hat und auch in den USA verstärkt als Käufer auftritt.

Hoher Verkaufsanteil in Brasilien
In Brasilien wurden bereits 59 % der neuen Bohnenernte verkauft. Ein Jahr zuvor waren es zu diesem Zeitpunkt erst 55 %. Damit stehen bereits fats zwei Drittel des Exportvolumens unter Vertrag. Dabei ist die Ernte bisher nur auf 19 % der Flächen abgeschlossen und auch bei den Logistikproblemen gibt es noch keine Entwarnung. In den Häfen warten immer noch reihenweise Schiffe auf Ladung.


 

 

 

Fakten

  • Welt: Keine echte Entspannung in Sicht
    Die Jahrhundert-Dürre im Sommer 2012 hat in den USA trotz einer kräftigen Ausweitung der Sojaanbaufläche hohe Ernteverluste verursacht. Mit nur 82 Mio.t wurde in den USA die niedrigste Ernte seit 2008/09 eingebracht.

    in Mio. t
    Sojabohnen
    Produktion
    Import
    Verbrauch
    USA
    Brasilien
    Argentinien
    EU-27
    China
    Welt
    2007/08
    72,9
    61,0
    46,2
    15,1
    37,8
    224,9
    2008/09
    80,8
    57,8
    32,0
    13,2
    41,1
    229,5
    2009/10
    91,4
    69,0
    54,5
    12,7
    50,3
    221,1
    2010/11
    90,6
    75,3
    49,0
    12,5
    52,3
    238,0
    2011/12
    84,2
    66,5
    40,1
    12,0
    59,2
    256,2
    2012/13 Prognose vom:
    11.01.2013
    82,1
    82,5
    54,0
    11,3
    63,0
    262,7
    08.02.2013
    82,1
    83,5
    53,0
    11,3
    63,0
    262,3
    Quelle: USDA


    Damit dürften die USA in der laufenden Saison 2012/13 von Brasilien überholt werden, daß mit prognostizierten 83,5 Mio.t zum größten Produzenten aufsteigt. Nicht nur Brasilien wurde damit sein Vorjahresergebnis um gut 25 % übertreffen. Auch für Argentinien, die Nummer 3 unter den Produzenten und Exporteuren, weist die Ernteprognose derzeit mit 53 Mio.t noch ein Plus von 32 % zum Vorjahr aus.


    Nach der Defiziternte des Vorjahres wird die südamerikanische Rekordernte dringend benötigt, um die leeren Lagerhallen wieder aufzufüllen. Rein rechnerisch gehen die Analysten des US-Landwirtschaftsministeriums zwar von einer um 30 Mio.t größeren Welt-Sojaernte aus, jedoch nur von einem Bestandsaufbau um 5 Mio.t.

    Der Jahr für Jahr kräftig steigende Soja-Verbrauch saugt beinahe die gesamte Mehrproduktion auf. Auch die Prognosen zur Versorgungsbilanz bis 2016/17 gehen davon aus, daß die Ausweitung der globalen Produktion in den kommenden Jahren nur knapp ausreichen wird, um den Mehrbedarf zu decken. Unerwartete Ernteausfälle dürften daher künftig starke Preisbewegungen nach oben auslösen.

     Hausse-Tendenz

 

 

Prognose
Auch die USA rücken jetzt stärker in das Blickfeld der Marktteilnehmer. Private Analysten gehen davon aus, daß die US-Farmer die Sojaanbaufläche auf 31,6 Mio. Hektar ausweiten könnten. Das wäre die größte Anbaufläche aller Zeiten. Das US-Landwirtschaftsministerium wird eine erste Schätzung zur US-Sojaproduktion am 21.02.2013 bekanntgeben.

Noch fehlt in weiten Anbaugebieten der USA der Regen und damit bleiben die Unsicherheiten, ob die US-Farmer in der kommenden Anbausaison den 1. Platz unter den Produzenten zurückerobern können.

Szenario 1: Sollten in den USA gute Anbaubedingungen eine Top-Ernte in den USA ermöglichen, dürfte dies die Sojakurse auf Talfahrt schicken. Preisrückgänge auf das Vor-Finanzkrisen-Niveau kann man aus heutiger Sicht allerdings nicht erwarten. Allein der steigende Bedarf an Planzenöl und darunter Sojaöl für die Biodiesel-Produktion dürfte starke Preisrückgänge verhindern.

Szenario 2: Sollten sich dagegen in den USA Anbauprobleme und Ernteeinbußen abzeichnen (Witterung, Krankheitsdruck ...) dann gehe ich davon aus, daß kein Spielraum für Preisrückgänge besteht. Der hohe Importbedarf vieler Länder dürfte dann - allerdings in Korrelation zum allgemeinen Trend am Agrarrohstoffmarkt - für deutliche Hausse-Signale sorgen.

 
 
 
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