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Weizen in der Winterstarre
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Nach den Höhenflug der Preise nach der Ernte 2003 brachte
die Weizen-Ernte 2004 die Wende. Der rasante Kursrutsch
beförderte die Preise in ein tiefes Preistal. Die Winterstarre
dauert an.
Marktlage
Mit der Rekordernte 2004 wurde nicht nur in Deutschland
sondern EU-weit ein rasanter Preisverfall an den Weizenmärkten
eingeleitet. Nachdem bereits seit den 90er Jahren die
Weizen-Preise - aufgrund des immer stärkenren
Einflusses durch den Weltmarkt - tendenziell rückläufig
waren, brachte das Dürrejahr 2003 in der EU eine noch
nie gekannte Ausnahmeerscheinung: Noch während der
Ernte zogen die Kurse steil an. Die hohen Verkaufspreise
ermöglichten den Landwirten trotz erheblich geringerer
Flächenerträge zumeist höhere Einnahmen pro
Hektar.
Mit der Ernte 2004 gerieten die Kurse in's
Rutschen und erreichten Anfang November 2004 ihren
niedrigsten Stand. Seitdem konnten sich die Preise leicht
stabilisieren.
Auf Großhandelsebene notierte Brotweizen an der Produktenbörse Hamburg
zur prompten Lieferung zuletzt bei 107-109 Euro/t netto
franko für die Lieferung im Dezember bis Januar. An
der Produktenbörse Mannheim
wurde der Brotweizen-Preis mit 100-101 Euro/t notiert.
An der Produktenbörse Frankfurt
lag Brotweizen unverändert bei 100-104 Euro/t.
Die schlechte Stimmung an den Kassamärkten macht sich
auch an den Warenterminmärkten bemerkbar. An den europäischen
Warenterminbörsen geben die Kurse seit Wochen weiter nach.
An der WTB/Hannover
notierte der Februar-Termin mit zuletzt 105 €/t rund
0,50 Euro/t unter dem Durchschnitt der Vorwoche.An
der MATIF/Paris
konnten sich die Kurse zuletzt stabilsieren, so daß
der Termin Januar 2005 mit zuletzt 107 Euro/t
rund 0,25 Euro/t über dem Durchnschnittskurs der
Vorwoche festgesetzt wurde.
Auch die späteren Termine bis Mitte des kommenden
Jahres entsprachen dem Kursverlauf des Front-Termines.
Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Weizen mittlerer
Backfähigkeit an der KCBT,
Kansas/USA nach dem Kurstief in der ersten Oktoberwoche
jetzt wieder etwas stabiler.
Fakten
- IGC und USDA erwarten jetzt noch
größere Welt-Weizen-Ernte
In seiner Prognose von 25.11.2004 hat der Internationale
Getreiderat (IGC) die weltweite Produktionsschätzung
für 2004/05 um 1 Mio.t auf 618 Mio.t im
Vergleich zum Vormonat nach oben korrigiert. Dmit läge
die Produktion rund 64 Mio.t über dem Ergebnis
der Saison 2003/04. Die Endbestände in Höhe
von 138 Mio.t (darunter Hauptexporteure: 50 Mio.t)
steigen im Vergleich zur Vorsaison um um 12 Mio.t.
In der neuesten Prognose des US-Landwirtschaftsministerium
(USDA) vom 10.12.2004 wurde die weltweite Produktionsschätzung
für 2004/05 um über 1,3 Mio.t auf 618,3 Mio.t
im Vergleich zum Vormonat angehoben. Größere Mengen sieht
das USDA in der EU und in Kanada. Eine kleinere Weizenernte
steht jedoch in Australien in Aussicht.
Vertraut man der neuen US-Schätzung würde die neue
weltweite Weizenernte 2004/05 den prognostizierten Verbrauch
von 606 Mio.t um fast 12 Mio.t übersteigen.
Damit übertrifft die Produktion zum ersten Mal seit
sechs Jahren den weltweiten Verbrauch, so daß es
zu einem Bestandsaufbau kommt. Nicht nur weltweit, sondern
auch bei den Hauptexporteuren wird jetzt ein deutlicher
Bestandsaufbau erwartet.
in Mio. t
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Produktion
|
Verbrauch
|
Endbestände
|
Welt
|
Haupt- exporteure
|
Welt
|
Welt
|
Haupt- exporteure
|
1999/00 |
585,9
|
226,7
|
591,6
|
170,1
|
51,9
|
2000/01 |
583,6
|
232,3
|
590,1
|
168,8
|
52,1
|
2001/02 |
580,8
|
204,2
|
585,1
|
202,3
|
47,9
|
2002/03 |
566,9
|
206,8
|
601,4
|
167,6
|
40,6
|
2003/04 |
551,4
|
232,2
|
588,0
|
131,0
|
36,5
|
2004/05 Prognose vom: |
10.06.2004
|
593,4
|
245,1
|
595,8
|
126,4
|
42,0
|
12.08.2004
|
608,6
|
250,5
|
598,6
|
142,3
|
46,9
|
10.12.2004 |
618,3
|
256,4
|
606,4
|
142,8
|
46,1
|
Hauptexporteure:
Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
Quelle: USDA |
Der weltweite Verbrauch bleibt nach wie vor auf einem
hohen Niveau. Das Wachstum der Weltbevölkerung läßt
auch in den nächsten Jahren einen steigenden Verbrauch
erwarten.
Baisse-Signal
- Weizen-Ernte in der EU
Die Weichweizenproduktion aus der Ernte 2004 übertrifft
in der EU-25 mit 124,5 Mio.t die Vorjahresernte (97,9
Mio.t) um rund 26,6 Mio.t. Die geht aus den Zahlen,
die der europäische Getreidehandelsverband Coceral jetzt
veröffentlicht hat. Von dem Zuwachs stammen 18,2 Mio.t
aus den Ländern der alten EU-15 und 8,4 Mio.t aus
den neuen EU-10-Ländern. Deutlich mehr Weichweizen gibt
es auch in den beiden EU-Beitrittsländern Rumänien und
Bulgarien, die 2004 mit zusammen 7,4 Mio.t eine um
rund 4,2 Mio.t höhere Weichweizen-Ernte als
im Vorjahr einbringen konnten.
Weizen-Produktion (in Mio. t)
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Deutsch-
land
|
EU-15
|
EU-10
|
EU-25
|
Rumänien
Bulgarien
|
Ernte 2002 |
20,79
|
93,96
|
20,54
|
123,59
|
7,80
|
Ernte 2003 |
19,29
|
81,91
|
15,97
|
97,88
|
3,11
|
Ernte 2004 |
25,35
|
100,11
|
24,40
|
124,51
|
7,35
|
In den alten EU-Ländern konnten die großen Weichweizenproduzenten
Frankreich und Deutschland die höchsten Zuwächse erzielen.
In den neuen EU-Ländern fällt insbesondere die höhere
Erzeugung in Tschechien, Polen und Ungarn ins Gewicht.
Baisse-Signal
Prognose
Die fundamentalen Daten des Weizen-Marktes lassen kaum Hoffnungen
auf eine Trendwende keimen. Die statistischen Daten erweisen
sich als genauso erdrückend für die Marktentwicklung
wie die real eingelagerten Weizen-Berge, die noch immer
auf besserere Zeiten warten.
Ich erwarte für die letzten Handelswochen des laufenden
Jahres keine gravierenden Änderungen mehr. Das Geschäft
verläuft in äußerst ruhigen Bahnen. E-Weizen
findet inzwischen wieder in stärkerem Maße Abnehmer
im EU-Binnenmarkt. E-Weizen und in bescheidenerem Umfang
auch A-, B- und C-Weizen können moderate Preisaufschläge
realisieren, die sich jedoch an der Dringlichkeit des Bedarfs
der Verarbeiter orientieren. Bis in den Januar hinein zeigen
sich Mühlen und Futtermittelwerke insgesamt gut versorgt.
Das derzeit einzige Ventil für eine echte, durchschlagende
Marktentlastung wäre ein umfangreicher Export in Drittländer.
Aufgrund des äußerst schwachen US-Dollars konkurriert
EU-Weizen am Weltmarkt mit einem großen und preisgünstigen
Angebot aus anderen Exportnationen. Die Exportbrache hofft
daher auf die Vergabe von EU-Exporterstattungen im kommenden
Jahr
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