Weizenmarkt verharrt in Lethargie
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 20.10.2004


Die Getreidemärkte treten weiterhin auf der Stelle. Die Preise stagnieren und der Handel kommt nicht in Gang.

Marktlage
Der Weizenmarkt verharrt in lethargischer Ruhe. Nachfrage besteht noch am ehesten für guten Aufmischweizen, wenngleich sich die Hoffnungen auf ein flottes überregionales Geschäft bislang nicht bestätigt haben. Die Preise setzen deshalb ihre Seitwärtsbewegung fort, die bereits seit Beginn der Ernte weitgehend anhält. Der leichte Anstieg der Weizennotierungen in den USA bleibt bisher ohne Auswirkungen auf den EU-Markt.

Franko Hamburg notierte Brotweizen zur prompten Lieferung zuletzt bei 107-108 €/t netto. An der Produktenbörse Mannheim wurde der Brotweizen-Preis auf Großhandelsebene mit 99-101 €/t notiert.

An den europäischen Warenterminbörsen geben die Kurse seit Wochen weiter nach. An der WTB/Hannover notierte der Dezember-Termin mit zuletzt 105 €/t rund 4 €/t unter dem Durchschnitt der Vorwoche.An der MATIF/Paris gaben die Kurse ebenfalls weiter nach, so daß der Termin November 2004 mit zuletzt 108,25 €/t rund 0,70 €/t unter dem Durchnschnittskurs der Vorwoche festgesetzt wurde.

Auch die späteren Termine bis Mitte kommenden Jahres mußten Kurseinbußen in Kauf nehmen. Die schlechte Stimmung an den Kassamärkten macht sich auch an den Warenterminmärkten bemerkbar.

Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Weizen mittlerer Backfähigkeit an der KCBT, Kansas/USA nach dem Kurstief in der ersten Oktoberwoche jetzt wieder etwas stabiler.

Fakten
Der Weizenexport der EU-25 leidet unter dem niedrigen Kurs des US-Dollars, der Verteuerung der Frachtraten (steigende Treibstoffpreise) und den niedrigen Getreidepreisen am Weltmarkt. Französischer Weizen findet derzeit gute Absatzmöglichkeiten in den nordafrikanischen Staaten insbesondere in Ägypten. Die Exporte haben zu einer Entspannung an den EU-Märkten geführt und die Marktverhältnisse stabilisiert.

Prognose
Bei den Weizenpreisen scheint die Talsohle ereicht zu sein. Da seitens der Verarbeiter die Nachfrage äußerst gering ist, kommen nur wenige Umsätze zustande. Entsprechend umfangreich sind nach wie vor die Lagervorräte beim regionalen Agrarhandel und bei den Erzeugern. Es ist damit zum rechnen, daß die Landwirte demnächst umfangreiche Erntemengen an den Markt bringen, so daß es erneut zu mit leichtem Preisdruck kommen könnte.

Lediglich gesuchte Partien und Qualitäten können derzeit leichte Preisaufschläge realisieren. Mit deutlichen Preissteigerungen ist nach meiner Einschätzung und basierend auf den derzeitigen fundamentalen Daten kurzfristig nicht zu rechnen. Möglicherweise eröffnen sich Ende November/Anfang Dezember etwas günstigere Verkaufstermine. Der weitere Preisverlauf im kommenden Jahr wird ganz im Zeichen der Entwicklung am Exportmarkt stehen.

 
 
 

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