Futtermittel: Soja - Kehrtwende nach oben


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 22.11.2012


Rekordpreise im September, Kursrutsch im Oktober, Baisse-Signale im November: Doch jetzt zeigt der Kurstrend am Sojamarkt wieder leicht nach oben. Standen in den letzten Wochen noch die Rekord-Ernteerwartungen für Südamerika im Vordergrund, so sind es jetzt die steigenden Zukäufe aus China.

 

Marktlage
Ob sich die Rekord-Ernteerwartungen für Südamerika erfüllen, ist seit Wochen eine Wetterfrage. Ende August 2012 kletterten Sojabohnen-Kurse an der Warenterminbörse CME, Chicago mit umgerechnet 519 Euro/t auf eine neues Rekordniveau, sind seitdem jedoch mit 399 Euro/t wieder auf den Stand von Juni 2012 zurückgefallen. Zuletzt sorgte an den Börsen für Enttäuschung, daß das US-Landwirtschaftsministeriums für 2012/13 eine neue globale Rekordernte prognostiziert hatte. [Siehe hierzu den Beitrag: "Futtermittel: Höhere Sojaernte - niedrigere Sojapreise".]

Die Renditehoffnungen an den Börsen verpufften und Fonds und andere Investoren stiegen aus dem Markt aus. Die Liquidationswelle ließ die Kurse bis zur Monatsmitte abrutschen. Seitdem hat die Einkaufs-Tour chinesischer Importeure den Kurstrend am Sojamarkt wieder nach oben drehen lassen.

Kurz vor dem "Thanksgiving"-Feiertag in den USA haben chinesische Importeure nochmals kräftig in den USA eingekauft. Noch vor Kurzem hatte China US-Lieferungen storniert. Jetzt haben Zukäufe von 120.000 t US-Sojabohnen und 20.000 t US-Sojaöl den Blick am Markt wieder auf die chinesische Importstatistik gerichtet. Allein im Zeitraum von Januar bis Oktober 2012 hat die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt 48,34 Mio.t Sojabohnen importiert, ein Plus von 16,6 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Sojaöl-Importe werden für 2012 auf 1,44 Mio.t geschätzt und lägen damit sogar 47,3 % höher.

Bei ihren Zukäufen dürften die chinesischen Importeure auch die weiterhin viel zu nassen Anbaubedingungen in Argentinien im Blick gehabt haben und sind vermutlich lieber "auf Nummer Sicher" gegangen. Nicht nur in Argentinien hat sich die Sojaaussaat regenbedingt stark verzögert. Das brasilianische Analystenhaus Celeres schätzt, daß Ende letzter Woche rund 64 % der Sojafläche in Brasilien bestellt waren im Vergleich zu 71 % vor einem Jahr. Auch die Nachricht, daß bereits ein höherer Anteil der brasilianischen Bohnen als in den Vorjahren verkauft sein sollen, zeigt, daß die globale Nachfrage weiter steigt.


Wie erwartet ist der Kursrückgang am Kassamarkt deutlich hinter den Kursvorgaben der Börsen zurückgeblieben. Zuletzt wurde Sojaschrot 44/45 zwar wieder zwischen 425 bis 440 Euro/t netto gehandelt. Wieder steigende Importpreise haben den Preisrückgang inzwischen jedoch wieder zum Stillstand kommen lassen.

 

Prognose
Die durch die Gewinnmitnahmen der Investoren ausgelöse Abwärts-Korrektur am Sojamarkt ist zunächst einmal beendet. Mehrere Analystenhäuser haben in den letzten Tagen ihre Ernteerwartungen für Südamerika nach unten korrigiert. So hat OilWorld seine Prognose für Argentinien um 2 Mio.t auf 54 Mio.t reduziert. Auch die Erwartungen für Brasilien wurden um 1 Mio.t auf 80 Mio.t zurückgenommen.

Der Schwächetrend an den Börsen ist vorerst zu Ende. Damit sind auch am Kassamarkt die Baisse-Signale verpufft. Zudem hat der Preisrückgang am Sojamarkt das internationale Geschäft wieder angeheizt.

Ich persönlich gehe davon aus, daß nicht nur die Preisdelle am internationalen Markt zunächst einmal durchlaufen ist. Dafür sprechen nach meiner Einschätzung drei Faktoren:
• leicht zurückgenommene Ernteerwartungen für Südamerika,
• der hohe Grad an Vorabverkäufen insbesondere in Brasilien,
• die infolge besserer Konjunkturerwartungen wieder stärkere chinesische Nachfrage.

Fazit: Sojaschrot - insbesondere zur prompten Lieferung - dürfte vorerst teuer bleiben.

 
 
 
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15.10.2012 Futtermittel: Kursrutsch am Sojamarkt 
22.08.2012 Futtermittel: Die Preise steigen weiter 
23.07.2012 Schweine: Preisexplosion am Futtermittelmarkt 
04.01.2012 Futtermittel: Es bleibt teuer 
   
 
 
 
 

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