Futtermittel: Kursrutsch am Sojamarkt


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 15.10.2012


Anfang September schnellten die Sojakurse auf ein neues Allzeithoch. Jetzt geraten die Kurse immer stärker ins Rutschen. Heute sind die Kurse in den USA erstmals seit Juli unter die Marke von 15 US-Dollar je Scheffel (umgerechnet 424 Euro/t) gerutscht.

 

Marktlage
Mit umgerechnet 529 Euro/t waren Sojabohnen an der Warenterminbörse CME, Chicago im Juli so teuer wie nie zuvor. Seitdem haben die Sojapreise den Rückwärtsgang eingelegt. Bis heute mittag waren die Kurse um rund 20 % abgerutscht.

Gewinnmitnahmen der Investoren, schwächere Rendite-Aussichten infolge besserer Anbaubedingungen in Südamerika und schwächere US-Sojaexporte waren die Auslöser der Abwärts-Korrektur.

Doch auf den Kassamarkt dürfte die aktuelle Schwächephase nur bedingt Wirkung haben.

Aktuell sorgen Gewinnmitnahmen an den Agrarrohstoffbörsen für rote Zahlen. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die Kursrückgänge an den Börsen jedoch nur von kurzer Dauer sein, denn die globale Versorgungsbilanz bleibt vorerst sehr eng.

Aktuell stützen die aktuellen fundamentalen Daten das Preisniveau:
Die Erntemenge in den USA liegt 7,5 % unter dem Vorjahresergebnis.
Das Verhältnis von Lagerbeständen zu Verbrauch fällt in den USA auf das niedrigste Niveau seit 47 Jahren.
Bis zur neuen Ernte in Südamerika ab Februar bzw. bis zum Beginn des südamerikanischen Exportgeschäftes bleiben die USA die Hauptanbieter am Weltmarkt.
Die stetigen und noch immer wachsenden Sojabohnen-Importe Chinas.


Doch inzwischen wird an den Börsen auch wieder auf Kursrückgänge spekuliert. Als Baisse-Signal wird die erwartete kräftige Ausweitung des Sojabohnen-Anbaus in Südamerika gewertet. Allerdings hat die Aussaat in Südamerika gerade erst begonnen und die aussaatbedingugen waren in vielen Anbauregionen bisher nicht optimal.

In Brasilien wurden bis zum Ende der letzten Woche rund 9 % der Sojabohnen-Anbaufläche bestellt. Die Aussaat verläuft bisher aber langsamer als im Vorjahr, als zu diesem Zeitpunkt bereits 13 % der Fläche ausgesät waren.

 

Prognose
Die Ernteerwartungen in Südamerika und die Importnachfrage Chinas sind derzeit die preisbestimmenden Faktoren an den Märkten.

Ob die Soja-Produktion in Südamerika tatsächlich so kräftig ausgeweitet werden kann, wie derzeit prognostiziert wird, bleibt abzuwarten. Die Jahr für Jahr steigende Nachfrage würde selbst eine deutlich größere Ernte problemlos "aufsaugen". Denn schwächere Sojapreise dürften auch den Verbrauch wieder stärker anheizen.

Das zeigt sich auch bei der Nachfrageentwicklung China's. Alles deutet darauf hin, daß die chinesischen Importe in diesem Jahr neue Rekordstände erreichen könnten. Die staatlich organisierte Analyseorganisation CNGOIC prognostiziert für das Gesamtjahr einen Anstieg der chinesischen Sojaimporte auf ein neues Rekordhoch von 57 Mio.t und damit 8,3 % höhere Importe als im Vorjahr. Für Oktober werden Importe von 4,25 Mio.t erwartet, 11,5 % mehr als 2011. Die leichte Preisdelle dürfte die Nachfrage aus China damit eher noch ankurbeln.

Fazit: Auch wenn die Importe der EU 2012/13 mit prognostizierten 10,7 Mio.t Sojabohnen und 8,7 Mio.t Sojaschrot sogar etwas kleiner als im Vorjahr ausfallen dürften, verhindert die steigende internationale Nachfrage eine Entspannung der engen Versorgungssituation. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte Soja trotz des Schwächetrends an den Börsen vorerst sehr teuer bleiben. Denn bis zur Ernte auf der Südhalbkugel bleibt das Sojaangebot knapp und auch die Importware für das Frühjahr muß derzeit teuer eingekauft werden.

 
 
 
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