Futtermittel: Höhere Sojaernte - niedrigere Sojapreise


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 12.11.2012


Die Partylaune an den Agrarbörsen ist empfindlich gestört. Schuld sind die Baisse-Signale der neuen US-Schätzung. Auch am Sojabohnenmarkt brachte die Aufwärtskorrektur der globalen Ernteprognose um 1,3 % die Kurse weiter ins Rutschen.

 

Marktlage
Viele Marktteilnehmer hatten erwartet, daß das US-Landwirtschaftsministerium in seiner am 09.11.2012 veröffentlichten Prognose seine Ernteerwartungen leicht reduzieren würde. Statt dessen schätzen die US-Analysten die globale Sojaernte mit 267,6 Mio.t jetzt 1,3 % höher ein als noch vor einem Monat. Damit prognostizieren die neuen US-Zahlen für 2012/13 eine neue globale Rekordernte.

Die globale Ernte soll knapp 7 Mio.t größer ausfallen als der weltweite Verbrauch. Erhöhte wurde daher auch die Schätzung für die globalen Lagerbestände um 4,3 % gegenüber der Oktober-Prognose.

Für die Investoren an den Börsen hatten die neuen Zahlen eine klare Aussage: Das Risiko, daß die Vorräte auf ein kritisches Niveau fallen könnten, ist sehr viel geringer geworden. Und damit entwickeln sich die Rendite-Chancen an den Börsen deutlich unattraktiver.

An den Börsen stehen die Kurse nicht erst seit der seit der Veröffentlichung der US-November-Prognose im Minus. Seit Anfang November haben die November-Bohnen an der Warenterminbörse CME, Chicago um 6,8 % auf umgerechnet 420 Euro/t am 09.11.2012 nachgegeben. Bis heute mittag waren die Kurse um rund 8,4 % abgerutscht.


Aktuell stehen damit die Gewinnmitnahmen der Investoren angesichts der schwächeren Rendite-Aussichten stehen derzeit im Zentrum der Abwärts-Korrektur. Damit stehen auch die Sojaschrot-Preise am Endkundenmarkt unter Druck.

 

Fakten

  • Welt: Welt-Rekordernte trotz Jahrhundertdürre in den USA
    Das US-Landwirtschaftsministerium hat seine globalen Ernteerwartungen bei Sojabohnen um 3,3 Mio.t auf 267,6 Mio.t nach oben korrigiert. Die Rekordernte-Erwartungen für Brasilien und Argentinien wurden unverändert mit 81 Mio.t bzw. 55 Mio.t bestätigt. Doch für die USA gehen die US-Analysten jetzt allerdings von höheren Ernteergebnissen für die diesjährige Ernte aus.

    In den USA lag die Sojafläche zur Ernte 2012 mit 30,6 Mio. Hektar nur 1,2 % unter der Rekordanbaufläche von 2010. Mit einer Produktion von nur 80,9 Mio.t Sojabohnen forderte die Jahrhundert-Dürre in den USA zwar ihren Tribut. Die Ernteverluste fielen jedoch geringer aus, als zunächst erwartet. Den neuen Zahlen zufolge blieb die US-Ernte nur 4 % hinter dem Vorjahresergebnis zurück, fiel jedoch fast 12 % niedriger als im Rekorderntejahr 2009 aus.


    Sollten sich die Ernteerwartungen für die wichtigen Exportländer in Südamerika bestätigen, rechnen die Analysten des US-Landwirtschaftsministeriums mit einer bedarfsdeckenden Ernte. Doch das ist derzeit noch nicht endgültig sicher. Nach Mitteilung der argentinischen Warenterminbörse in Rosario wurden in Argentinien infolge der anhaltenden Niederschläge bisher erst 10,8 % der Sojafläche ausgesät, während vor einem Jahr bereits 25 % der Flächen bestellt waren.

     Baisse-Tendenz

 

  • Welt: Welt-Lagerbestände steigen um 7,2 %
    Die Welt-Lagerbestände werden nach den Zahlen der November-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums im Vergleich zum Vorjahr leicht anwachsen. Vor allem die erwarteten Rekordernten in Argentinien und Brasilien sind für den globalen Bestandsaufbau um 7,2 % auf 60 Mio.t verantwortlich.


    Der globale Verbrauch an Sojabohnen steigt seit Jahren kontinuierlich an. Auch für 2012/13 rechnen die US-Analysten mit einem Anstieg des Bedarfs um 2 % auf 261 Mio.t. In den letzten 10 Jahren hat sich der weltweite Verbrauch um fast 37 % vergrößert und der Bedarf steigt weiter. Damit hängt die Endwicklung der globalen Lagerbestände in dieser Saison davon ab, ob die Ernte in Südamerika - wie bisher prognostiziert - wirklich Rekordniveau erreichen wird.

     Baisse-Tendenz

 

Prognose
Die November-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums bringt nicht nur den Sojakomplex an der Warenterminbörse in Chicago/USA in die roten Zahlen. Auch am Kassamarkt geraten die Sojapreise zunehmend unter Druck.

Der Preisrückgang am Sojamarkt dürfte den Verbrauch wieder stärker anheizen. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften daher die Preisrücknahmen am Kassamarkt mit dem Kurssturz an den Börsen zunächst nicht Schritt halten. Trotz des Schwächetrends an den Börsen dürfte Sojaschrot - insbesondere zur prompten Lieferung - vorerst teuer bleiben.

Letztendlich wird jedoch alles davon abhängen, ob die Soja-Produktion in Südamerika tatsächlich so kräftig ausgeweitet werden kann, wie derzeit prognostiziert wird.

 
 
 
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