Rapssaat im Sog sinkender Rapsöl-Preise
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 23.03.2007


Der Absatz von Biodiesel stockt. Jetzt ist auch Rapssaat in den Abwärts-Strudel von Rapsöl und Biodiesel geraten.

Marktlage
Der Höhenflug der Rapspreise ließ die Kurse bis zum Januar 2007 wöchentlich steigen. Die Anfang 2007 eingeführte Energiesteuer für Biodiesel läutete dann jedoch am Rapsmarkt eine Wende ein, denn seitdem ist Biodiesel gegenüber Mineraldiesel zu teuer. Für die Speditionen rechnet sich der Einsatz von Biodiesel nicht mehr und sie sind weitgehend wieder auf Mineralöldiesel umgestiegen.

Biodiesel kostet momentan an der Tankstelle etwa 1,02 Euro/Liter und mineralischer Diesel circa 1,12 Euro/Liter.

Viele Biodieselhersteller haben aufgrund der schlechten Absatzsituation ihre Produktion im Durchschnitt um die Hälfte zurückgefahren. Der geringere Bedarf an Rapsöl hat inzwischen zu deutlichen Preisrückgängen bei Rapsöl geführt. Die niedrigeren Gewinnmargen der Ölmühlen haben in der Folge zu niedrigeren Rapssaatenpreisen geführt. Jetzt ist Rapssaat vollends in den Strudel der sinkenden Rapsölpreise geraten.

Die Preise für raffiniertes Rapsöl sind am Hamburger Markt seit Jahresanfang von 720 auf 620 Euro/t FOB Hamburg gefallen. Rohes Rapsöl mußte sogar einen Preirückgang von 110 Euro/t in Kauf nehmen. Die Preisdifferenz von rohem Rapsöl zu Sojaöl beträgt nur noch 30 Euro/t, nachdem Anfang 2007 noch ein Aufgeld in Höhe von rund 110 Euro/t für Rapsöl bezahlt wurde.

Die Grafik zeigt nicht nur den deutlichen Kurverlust bei Rapsöl, sondern auch den preisdrückenden Einfluß der seit August 2006 rückläufigen Rohölnotierungen.

Die Kursverluste bei Rapsöl haben zwischenzeitlich auch die Marktlage bei Rapssaat verschlechtet. Die Ölmühlen haben den Zukauf des Rohstoffes Rapssaat - infolge der geringeren Rapsöl-Nachfrage der Biodiesel-Hersteller - gedrosselt. Nicht nur die Terminmärkte haben auf die schwächere Absatzsituation mit Kursverlusten reagiert, auch der Kassa-Markt gibt inzwischen nach.

Am 22.03.2007 notierte der Kurs für den Termin Mai 2007 an der MATIF, Paris/Frankreich nur noch bei 252,75 Euro/t und lag damit rund 24 Euro/t unter dem Kurs am Jahresanfang. Mit 9.132 Kontrakten in der vergangenen Woche fiel der Umsatz an der MATIF jedoch wieder etwas größer aus.

Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada für den Mai-Termin mit umgerechnet 234,69 Euro/t gestern rund 1,25 Euro unter dem Kurs Anfang des Jahres.

Franko Ölmühle Hamburg erzielte Food-Raps zur prompten Lieferung zuletzt 255 Euro/t netto. Franko mitteldeutsche Ölmühle liegen die Kurse derzeit bei 257-259 Euro/t netto. Für Liefertermine ab April werden Preisaufschläge von 3 bis 4 Euro/t gehandelt. Ex-Ernte-Termine werden von den Ölmühlen etwa auf dem derzeit aktuellen Preisniveau abgeschlossen.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam [Importhafen] und Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich die Baisse-Stimmung wider. Mit Erzeugerpreisen von 230-250 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 244-255 Euro/t netto ab Hof (Strecke) gaben die Kurse im Vergleich zur Vorwoche deutlich nach.

An der Produktenbörse Hamburg wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 256 Euro/t netto notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurden Rapssaaten auf Großhandelsebene mit 256-257 Euro/t netto zur prompten Lieferung gehandelt.

 

Fakten

  • Welt: Größere Anbaufläche - höhere Ernte
    Die weltweite Rapsanbaufläche für die kommende Saison 2007/08 übersteigt alle bisherigen Erwartungen. Die Analysten des Branchendienstes Oil World, Hamburg, prognostizieren eine weltweite Flächenausdehnung um mindestens 10 %. Die größten Zuwächse werden für Europa erwartet. Geht man von der prognostizierten Rapsfläche und einer durchschnittlichen Ernte aus, so könnte die weltweite Rapserzeugung 2007/08 nach Berechnungen von Oil World etwa 52,7-53,7 Mio.t erreichen und damit etwa 12 bis 14 % über dem Ergebnis der laufenden Saison liegen.

  • Baisse-Tendenz

 

  • EU: Starke Anbauausdehnung zur Ernte 2007
    Mit 6,1 Mio.ha könnte die Rapsanbaufläche in der EU-27 nach der neuesten Schätzung des EU-Dachverbandes des Getreide- und Futtermittelhandels (Coceral) die bisher höchste Ausdehnung erreichen (Vj.:5,3). In der EU-27 könnte das Plus damit bei 14 bis16 % liegen. Die Erntemenge würde bei normaler Bestandesentwicklung auf 18,5 bis 19,0 Mio. t ansteigen.

    Die Rapsbestände haben das kalendarische Frühjahr mit einem erheblichen Entwicklungsvorsprung erreicht. Nachhaltige Winter-Niederschläge haben für eine ausreichende Sättigung der Böden mit Wasser gesorgt, so daß mit einer weiterhin schnellen Frühjahrsentwicklung gerechnet werden kann.


  • Hausse-Tendenz

 

Prognose
Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die Raps-Preise in den kommenden Wochen weiterhin unter leichten Schwächetendenzen leiden. Hinzu kommt, daß die Marktaussichten des Biodiesel-Rohstoffes Raps derzeit durch die niedrigeren Kurse für fossile Treib- und Brennstoffe und die schlechte Absatzsituation bei Biodiesel gebremst werden.

Da das Angebot bis zur nächsten Ernte jedoch begrenzt bleibt, erwarte ich keine drastischen Preiseinbrüche.

 
 
 
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