GV-Raps-Import:
Entscheidung jetzt Sache der EU-Kommission
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 21.09.2006


Keine Einigung erzielte der EU-Agrarministerrat am 18.09.2006 über den von Bayer CropScience eingereichten Antrag für den Import von Gentech-Raps Jetzt kann die EU-Kommission im Alleingang über eine Zulassung entscheiden.

Saaten-Import von GV-Raps derzeit noch verboten
Bisher ist in der Europäischen Union noch keine Gentech-Rapssorte zum kommerziellen Anbau zugelassen. Gentech-Raps darf bis dato nur im verarbeiteten Zustand, das heißt als raffiniertes Rapsöl, Rapsschrot oder -mehl, in die EU eingeführt werden.

Auf der Sitzung des Agrarministerrats am 18.09.2006 wurde über die Zulassung der Einfuhr von Samen aus GV-Raps der Linien Ms8, Rf3 und den daraus abgeleiteten Hybriden Ms8xRf3 von Bayer CropScience beraten. Dreizehn EU-Mitgliedsländer stimmten dagegen, so daß es weder für noch gegen den Antrag eine "qualifizierte Mehrheit" gab.

Mit dem derzeit bei der EU vorliegenden Antrag will Bayer CropScience erreichen, daß seine drei verschiedenen, in den USA bereits angebauten Rapslinien auch als ganze Körner in die EU eingeführt und dann in den hiesigen Ölmühlen verarbeitet werden können. Die Rapssorten sind mit einer Resistenz gegen das Bayer-Herbizid Liberty Link ausgestattet und sollen über eine gentechnisch vermittelte männliche Sterilität verfügen. Ein Anbau in der EU ist nach Angaben von Bayer nicht geplant, der Zulassungsantrag beschränke sich auf die Einfuhr und Verarbeitung der Rapssaat.

Im Rückblick auf die illegalen Gentechnik-Maisimporte 2005 und hinsichtlich der Erkenntnisse im aktuellen GV-Reis-Skandal diskutieren derzeit die Gegner und Befürworter konträr.

 

EU-Entscheidung richtungsweisend für EU-Rapspreise
Die Entscheidung liegt jetzt bei der EU-Kommission. Man erwartet, daß sich die Kommission an der wissenschaftlichen Stellungnahme der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) orientieren wird.

Sollte die Kommission den Import der GV-Rapssaaten-Sorten zulassen, sind Verschiebungen am europäischen Rapssaatenmarkt zu erwarten. Zwar ist die EU weltweit die Nummer 1 unter den Rapsproduzenten, doch der Bedarf wächst seit 2004 überpropartional. Vor allem der zusätzliche Bedarf der Karftstoffindustrie hat die EU inzwischen wieder zum Nettoimporteur gemacht.

Inländische Rapssaat ist knapp und teuer. Ausländischer, GVO-freier Raps ist am Weltmarkt ebenfalls schwierig und nur mit Aufgeldern zu beschaffen. Dagegen ist das Angebot an GV-Ware vor allem aus Kanada groß. Derzeit darf kanadischer GV-Raps nur in verarbeiteter Form (Rapsöl, Rapsschrot) in die EU importiert werden.

Importraps und umfangreiche Rapsölimporte haben bereits in den letzten Monaten die Preisspitzen gekappt und den Preisauftrieb gebremst. Sobald das Importvolumen aus Drittländern nochmals größer wird, muß - dem Gesetz von Angebot und Nachfrage folgend - auch wieder mit stärkerem Preisdruck gerechnet werden.

 
 
 
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