Rapssaat: Zwischen Knappheit und Rohöl-Baisse
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 26.10.2006


Die Versorgung mit Rapsöl wie auch anderen Pflanzenölen fällt außerordentlich knapp aus. Daher steigen die Preise weltweit - trotz schwächerer Rohölpreise. Welches Hausse-Potential hat Raps noch?

Marktlage
Ein größeres Angebot am Kassamarkt und lebhafte Umsätze an der Warenterminbörse Matif, Paris brachten in der letzten Woche wieder Bewegung in den Rapsmarkt. Trotz des größeren Angebotes ließ die flotte Nachfrage der Käufer keinerlei Preisdruck aufkommen - im Gegenteil: Die Kurse zogen am Kassa- wie auch am Terminmarkt kräftig an.

Inzwischen hat sich die Marktsituation wieder leicht gewandelt. Zwar besteht nach wie vor große Nachfrage, doch die Verkäufer haben sich wieder leicht vom Markt zurückgezogen. Die erheblich schwächere Umsatztätigkeit an der Warenterminbörse MATIF dokumentiert dies: Von Montag bis Mittwoch wurden in der Vorwoche 6.225 Kontrakte, in dieser Woche jedoch nur 3.675 Kontrakte abgeschlossen.

Die Prämien am Kassamarkt gegenüber der MATIF fielen zuletzt etwas niedriger aus: Die Aufschläge liegen derzeit bei 3-5 Euro/t für zeitnahe Liefertermine und 6-8 Euro/t für Termine im kommenden Frühjahr.

Verkäufer mit freien Restpartien spekulieren auf weitere Preisanstiege. Unterstützung findet der Preisanstieg in der EU auch durch die internationalen Märkte.

In den letzten Tagen legte Rapssaat an den Warenterminbörsen wieder zu. Am 25.10.2006 notierten die Kurse für den Termin November 2006 an der MATIF, Paris/Frankreich bei 272,25 Euro/t und erreichen damit seit der letzten Woche den höchsten Stand seit Mai 2004. Mit 10.538 Kontrakten in der vergangenen Woche erzielte die MATIF einen neuen Umsatzrekord. Der rege Handel zeigt das große Interesse des Handels, der Ölmühlen und der Bioenergie-Branche an einer Absicherung ihrer Geschäfte.

Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada für den November-Termin mit umgerechnet 228,95 Euro/t rund 4 Euro über dem Durchschnitt der Vorwoche. Damit konnten sich die kanadischen Notierungen weiter verbessern, liegen jedoch nach wie vor deutlich unter den EU-Preisen.

Franko Ölmühle Hamburg notierte Food-Raps zur prompten Lieferung zuletzt bei 266 Euro/t netto. Franko mitteldeutsche Ölmühle liegen die Kurse derzeit bei 265-275 Euro/t netto für Oktober-Liefertermine. Für spätere Liefertermine werden Preisaufschläge von 2 bis 2,50 Euro/t gehandelt.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam [Importhafen] und Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich die Hausse-Stimmung wider. Mit Erzeugerpreisen von 240-253 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 248-263 Euro/t netto ab Hof (Strecke) zogen die Kurse im Vergleich zur Vorwoche leicht an.

An der Produktenbörse Hamburg wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 268 Euro/t netto für November 1 Euro höher als in der Vorwoche notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurden Rapssaaten auf Großhandelsebene mit 274-275 Euro/t netto zur prompten Lieferung sogar 9 Euro höher als in der Vorwoche notiert.

 

Fakten

  • Welt: Weniger Rapssaat - steigender Verbrauch
    Weltweit fällt die Rapsproduktion im WJ 2006/07 niedriger aus als in den Vorjahren. Mit 46,4 Mio.t liegt die Erzeugung nach letzten Schätzungen rund 5 % unter dem Vorjahreswert, während der Verbrauch um rund 2 % auf 48,6 Mio.t zunehmen dürfte. Rein rechnerisch wird daher mit einem Rückgang der Endbestände um 45 % auf nur noch 2,8 Mio.t gerechnet.

    Vor allem die Meldungen über drastische Ernteeinbrüche in Australien infolge der schlimmsten Dürre seit Menschengedenken haben die internationalen Preise zuletzt nach oben getrieben. Neueste Prognosen erwarten jetzt nur noch eine Ernte von 561.000 t Raps in Australien, das entspräche einem Minus von 61 % (!) im Vergleich zum Vorjahr.
    leichte Hausse-Tendenz

 

  • Welt: Marktverschiebungen beim Im- und Export
    Aufgrund des Produktionseinbruchs in Australien dürften die australischen Exporte um 50-60 % niedriger ausfallen als im Vorjahr.

    Kanadischer Raps ist weltweit gefragt und findet im Export flotten Absatz. Möglicherweise wird der Rekord-Export des letzten Jahres sogar noch übertroffen. Die Preise in Kanada konnten daher in den letzten Wochen spürbar anziehen.

    Da der Bedarf der EU seit Anfang 2004 (Beimischung von RME zu Mineraldiesel) deutlich angewachsen ist, sind die EU-Exporte weitgehend eingestellt worden, während die Importe an Rapssaat wie auch an Rapsöl erheblich gesteigert werden mußten.
    leichte Hausse-Tendenz

 

  • EU: Ernte kleiner als erwartet
    Mit nur noch 15,4 Mio.t fällt die Ernte in der EU-25 nach der neuesten Schätzung des EU-Dachverbandes des Getreide- und Futtermittelhandels (Coceral) etwas niedriger aus als im Vorjahr (Vj.: 15,5).
    Hausse-Tendenz

 

  • EU-Rapsöl: Niedriger Rohölkurs bremst Rapsöl-Hausse
    Keinerlei Unterstützung erfahren die Preise für Pflanzenöl derzeit durch den Rohölmarkt. Seit dem Preisrückgang im August konnte sich der Markt erst in den letzten Wochen wieder stabilisieren.

    Somit bleiben auch die Umsätze mit Rapsöl infolge der hohen Preise begrenzt. Dennoch wurden in den letzten Wochen die Tankbestände in Rotterdam - dem Leitmarkt in Nordeuropa - kräftig abgebaut. Importe aus Drittländern liefern Nachschub.

    Weltweit wächst der Bedarf an pflanzlichen Ölen, so daß die Produktion lediglich knapp bedarfsdeckend ausfällt. Die Kurse für alle pflanzlichen Öle ziehen daher seit Anfang Oktober - ungeachtet der Rohölpreise - deutlich an.

    Der steigende Bedarf der Bioenergiebranche in der EU und in anderen EU-Ländern macht Pflanzenöl zu einem knappen Gut. Die erwartete Beimischungspflicht von 4,4 % Biodiesel zu Mineraldiesel in Deutschland ab 01.01.2007 dürfte für einen stetigen Bedarf sorgen.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Rapssaat ist in Deutschland, der EU und weltweit knapp. Der Produktionseinbruch in Australien hat die Schwächephase der letzten Wochen vorerst beendet und für leichte Preissteigerungen gesorgt.

Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, daß Importraps und umfangreiche Rapsölimporte bereits in den letzten Monaten die Preisspitzen in der EU gekappt und den Preisauftrieb gebremst haben.

Hinzu kommt, daß die Marktaussichten des Biodiesel-Rohstoffes Raps derzeit durch die niedrigeren Kurse für fossile Treib- und Brennstoffe gebremst werden. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften sich durch die erwartete Beimischungspflicht auch in den kommenden Monaten ein glatter Absatz und ein gutes Rendite-Potential eröffnen.

Ich erwarte jedoch, daß das Preissteigerungspotential infolge schwächerer Rohölpreise begrenzt bleiben dürfte. Bei einem späteren Verkauf sollte daher bedacht werden, daß die anfallenden Kosten für Ein-/Auslagerung und monatliche Lagerung durch entsprechend höhere Erlöse abgefangen werden müssen.

 
 
 
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