Energie: ... und täglich grüßt ein neues Börsenhoch
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 25.08.2005


Der Aufschrei beim Überschreiten der magischen Preisschwelle von 50 US-Dollar je Barrel Röhöl ist längst verhallt. Jetzt bewegen sich die Kurse an den internationalen Rohölmärkten unaufhaltsam auf die 70 Dollar-Marke zu.

Marktlage
Der Ölpreis kletter unaufhaltsam. Die führende Nordseesorte Brent lag gestern um 55 Cent höher bei 66,56 US-Dollar je Barrel (rund 159 Liter). In den USA hat sich Öl weiter auf zeitweise über 67 US-Dollar verteuert. Der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) wurde zuletzt mit 59,90 US-Dollar rund 96 Cent über dem Durchschnitt der Vorwoche notiert.

Heute hat der Ölpreis in Asien die Rekordmarke von 68 Dollar (!) je Barrel geknackt. Begründet wird der Preisanstieg von Marktteilnehmern mit Sorgen über Versorgungsengpässe angesichts eines Rückgangs der US-Treibstoffvorräte. Auch ein Sturm im Golf von Mexiko in der Nähe von Ölproduktionsanlagen trug zur Besorgnis bei.

Tendenziell laufen die verschiedenen Rohöl-Sorten synchron. Der sogenannte Korbpreis (Basket-Preis) der Organization of Petroleum Exporting Countries (OPEC) lag am 24.08.2005 mit 58,90 US-Dollar/Barrel (umgerechnet 48,24 Euro/100 L) deutlich über dem sogenannten Korbpreis. Zielsetzung der OPEC ist es, den Korbpreis innerhalb einer Preisspanne (Grafik: "Preisband") von 22 bis 28 US-$/Barrel zu halten. Bereits seit Anfang 2004 liegt der OPEC-Preis dauerhalt über dieser angestrebten Zielvorgabe. Innerhalb der OPEC gibt es daher Überlegungen, den Korbpreis anzuheben.

Der OPEC-Basket umfaßt sieben Rohöl-Sorten einzelner Mitgliedsstaaten: Arab Light (Saudi-Arabien), Sahara Blend (Algerien), Minas (Indonesien), Fateh (Dubai), Tia Juana Light (Venezuela), Bonny Light (Nigeria) und Isthmus (Mexiko). Bei Brent Crude Oil (Brent, gehandelt an der IPE) handelt es sich um Nordseeöl. Obwohl Brent ein deutlich geringeres Handelsvolumen hat als andere Rohöl-Sorten, gilt es als weltweit übergeordneter Maßstab am Rohölmarkt. Bei West Texas Intermediate (WTI, gehandelt an der NYMEX) handelt es sich um die maßgebliche in den USA geförderte Rohöl-Variante).

 

Fakten

  • Verbraucher werden schwer zur Kasse gebeten 
    Betrachtet man die Preisentwicklung am Endkundenmarkt im Vergleich zum Kursverlauf an den Warenterminbörsen, so ist nicht allein der Preisanstieg an sich auffällig. Deutlich wird auch, daß der Preisanstieg für die Verbraucher deutlich höher ausfiel als an den preisbildenden Warenterminmärkten. Damit geht die Schere zwischen Rohöl- und Diesel-Preis immer weiter auseinander.


    Da viele Verbraucher mit dem Nachtanken in den Hoffung auf einen Preisrückgang gewartet haben, besteht derzeit ein hoher Nachholbedarf.
    Hausse-Tendenz

 

  • US-Vorräte: Plus bei Rohöl und Heizöl - Minus bei Benzin
    Die jüngsten Statistiken für die USA weisen Zuwächse bei den Lagervorräten von Rohöl (+1,8 Mio. Barrel) und Heizöl (+1,2 Mio. Barrel) aus. Zugleich zeigten die Daten einen stärkeren Rückgang der US-Benzinvorräte (- 3,2 Mio. Barrel) als erwartet. Die Reisefreudigkeit der Amerikaner in der Ferienzeit hat die Benzin-Bestände drastisch schrumpfen lassen. Die Vorräte bei Rohöl und Heizöl sind dagegen deutlich höher als in den Vorjahren. Unmittelbnar nach der Veröffentlichung der Zahlen durch das DOE (US-Department of Energy) und das API (American Petroleum Institute) schnellten die Notierungen an den internationalen Märkten rasant nach oben.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Allgemein geht man davon aus, daß die Ölpreise vorerst weiter steigen werden. Mit der zuende gehenden Ferienzeit beginnt üblicherweise die Heizöl-Einlagerungssaison auf der Nordhalbkugel. Da die Tanks in vielen Haushalten leer sind, besteht derzeit ein enormer Nachholbedarf seitens der Verbraucher.

Nach meiner Einschätzung dürften die Kurse auch in den kommenden Wochen bis in den Herbst hinein ihre Hausse-Tendenz fortsetzen. Da US-Händler inzwischen zunehmend als Käufer für Rohöl-Derivate am Weltmarkt auftreten, besteht hier ein weiterer Hausse-Faktor. Experten rechnen mit einer Zunahme des Rohölbedarfs durch China und Indien.

Dennoch ist zu berücksichtigen, daß das Spekulationspotential an den internationalen Märkten inzwischen ein extremes Ausmaß angenommen hat. Prognosen zum Markt sind daher mit erheblichen Risiken behaftet, da irgendwann der real stattfindende Bestandsaufbau die Spekulationsblase platzen lassen wird.

 
 
 

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