Energie: Allzeit-Hausse läßt die Spekulationsblase anschwellen
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 07.04.2005


Benzin, Diesel, Heizöl - die Energiepreise zogen nach den Preisanhebungen in der letzten Woche am Anfang der Woche nochmals drastisch an.

Marktlage
Nach der neuerlichen Preiserhöhung müssen die Autofahrer für Benzin rund 9 bis 10 Cent pro Liter mehr bezahlen als noch zum Jahresbeginn. Die Benzinpreise erreichen damit beinahe wieder das Rekordviveau vom vergangenen Herbst.

Die Mineralölkonzerne erhöhten am 04.04.2005 die Preise für Benzin nochmals um 4 Cent je Liter und für Diesel um 3 Cent je Liter. Superbenzin kostet an der Tankstelle im bundesweiten Durchschnitt rund 1,21 Euro und Diesel rund 1,07 Euro je Liter.

Begründet wird die Preisanhebung mit den Preissteigerungen auf den internationalen Rohölmärkten und vor allem am europäischen Großmarkt für Öl und Benzin in Rotterdam.

Tendenziell laufen die verschiedenen Rohöl-Sorten synchron. Der sogenannte Korbpreis (Basket-Preis) der Organization of Petroleum Exporting Countries (OPEC) lag am 06.04.2005 mit 52,10 US-Dollar/Barrel (umgerechnet 25,48 Euro/100 L) deutlich über dem sogenannten Korbpreis. Zielsetzung der OPEC ist es, den Korbpreis innerhalb einer Preisspanne (Grafik: "Preisband") von 22 bis 28 US-$/Barrel zu halten. Bereits seit Anfang 2004 liegt der OPEC-Preis dauerhalt über dieser angestrebten Zielvorgabe. Innerhalb der OPEC gibt es daher Überlegungen, den Korbpreis auf durchschnittlich 30 US-$/Barrel anzuheben.

Der OPEC-Basket umfaßt sieben Rohöl-Sorten einzelner Mitgliedsstaaten: Arab Light (Saudi-Arabien), Sahara Blend (Algerien), Minas (Indonesien), Fateh (Dubai), Tia Juana Light (Venezuela), Bonny Light (Nigeria) und Isthmus (Mexiko). Bei Brent Crude Oil (Brent, gehandelt an der IPE) handelt es sich um Nordseeöl. Obwohl Brent ein deutlich geringeres Handelsvolumen hat als andere Rohöl-Sorten, gilt es als weltweit übergeordneter Maßstab am Rohölmarkt. Bei West Texas Intermediate (WTI, gehandelt an der NYMEX) handelt es sich um die maßgebliche in den USA geförderte Rohöl-Variante).

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Fakten

  • Frankreich: Agrardieselvergünstigung verlängert
    In Frankreich können die Landwirte vorerst weiter Kraftstoffe und Heizgas steuerbegünstigt beziehen. Am 31.03.2005 entscheid die französische Regierung, den bis Ende 2004 gewährten Mineralölsteuernachlaß bis zum 30.06.2005 zu verlängern. Hintergrund dieser Entscheidung sind die anhaltend hochen Rohöl- und Energiepreise. Französische Landwirte bezahlen somit bis Mitte des Jahres lediglich 1,66 Cent Steuern je Liter Diesel. Der Normalsatz beläuft sich auf 5,66 Cent. Gas für die Beheizung von Treibhäusern soll bis Mitte 2005 noch mit 0,71 Euro/Mkwh bezuschußt werden.

    In Deutschland liegen die Steuern für Landwirte bei 25,56 Cent je Liter Diesel - jedoch nur für die ersten 10.000 Liter. Für die darüber hinausgehende Zukaufmenge fällt der Normalsteuersatz in Höhe von rund 47 Cent je Liter an.

 

Prognose
Rechnete man am Jahresanfag noch damit, daß der Preisgipfel überschritten sei, so melden die Öl-Börsen wieder Allzeithochs für die Rohölsorten West Texas Intermediate (WTI), und Brent sowie für Opec-Öl. Die Opec erwägt bereits wieder eine Erhöhung der Fördermenge - und das obwohl sich die Fachwelt einig ist, daß die Förderkapazitäten der Opec weitgehend ausgelastet sind. Nach meiner Einschätzung dürften die noch mobilisierbaren Fördermengen an den Märkten kaum in's Gewicht fallen.

Neben den fundamentale Marktdaten spielen derzeit primär spekulative Überlegungen eine Rolle. Nachdem die Bestände in den USA in den letzten Wochen deutlich aufgebaut werden konnten, spielt nach meiner persönlichen Einschätzung die Angst vor echten Engpässen kaum eine Rolle. Primär dürfte die Gier auf schnelles Geld den Ölpreis an den Terminbörsen nach oben treiben.

Mit Blick auf die Bestandsmengen in den Öllägern weltweit, verstärkt sich die Ansicht, daß der Markt inzwischen völlig überhitzt ist. Doch das bedeutet nicht, daß die Preise in Kürze die Talfahrt antreten. Analysehäuser informierten jüngst die Öffentlichkeit, Rohölpreise von 70 US-Dollar oder sogar 100 US-Dollar je Barrel zu erwarten.

Solche Nachrichten lassen die Spekulationsblase an den Märkten immer weiter anwachsen. Solange die Kurse nach oben gehen, machen die Marktteilnehmer keine Verluste - und die könnten, sobald sich der Markt dreht, äußerst schmerzhaft ausfallen. Wann die Blase platzt? Abwarten ..

 
 
 
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