Der Rohölpreis ist in der letzten Zeit auf neue Höchststände emporgeschnellt.
Die Produktionskosten werden durch die Preis-Hausse zunehmend belastet.
Marktlage
Am 25.10. und 26.10.2004 (Montag/Dienstag) gaben die Rohölnotierungen
an den internationalen Märkten leicht nach. Doch dann zogen
die Kurse gestern zum Börsenschluß wieder stark an. Dies könnte
darauf hin deuten, daß die US-Bestandszahlen, die am heutigen
Abend veröffentlicht werden sollen, abermals niedrig ausfallen.
Der sogenannte Korbpreis (Basket-Preis) der Organization of Petroleum
Exporting Countries (OPEC) ist inzwischen auf 45,49 US-Dollar/Barrel
(umgerechnet 22,38 /100 L) angestiegen. Zielsetzung der OPEC
ist es, den Korbpreis innerhalb einer Preisspanne (Grafik: "Preisband")
von 22 bis 28 US-$/Barrel zu halten. Bereits seit Anfang 2004 liegt
der OPEC-Preis dauerhalt über dieser angestrebten Zielvorgabe.
Der OPEC-Basket umfaßt sieben Rohöl-Sorten: Arab Light (Saudi-Arabien),
Sahara Blend (Algerien), Minas (Indonesien), Fateh (Dubai), Tia
Juana Light (Venezuela), Bonny Light (Nigeria) und Isthmus (Mexiko).
Seit Anfang des Jahres haben die Rohölpreise um über
70 % (!) angezogen. Die Preise der Verarbeitungsprodukte
Diesel, Heizöl, Gas wurden mit in die Höhe gezogen und
ließen auch die Preise für Biodiesel nach oben schnellen..
Dabei fällt die Teuerung insgesamt geringer aus, da der der
schwache Kurs des US-Dollars zu einer Dämpfung des Preisanstiegs
führt.
Fakten
- Niedrige Vorsorgungsrate bei den Verbrauchern
Die seit Monaten stetig steigenden Brenn- und Treibstoff-Preise
haben viele Verbraucher in Deutschland und weltweit dazu verleitet,
Zukäufe auf einen späteren Zeitpunkt hinauszuschieben.
Die Hoffnung auf rückläufige Preise hat sich bisher
nicht bewahrheitet. Mit der Winterzeit auf der Nordhalbkugel
steht die Saison mit dem höchsten Bedarf kurz bevor. Viele
Vorratstanks wurden bisher noch nicht aufgefüllt, so daß
hier ein höherer Nachholbedarf besteht als in den Vorjahren.
Trotz der über Europa eingebrochenen Welle neuer Sparsamkeit
ist in den kommenden Wochen mit einer wachsenden Nachfrage zu
rechnen.
Hausse-Signal
- USA: Niedrige Heizöl-Vorräte
Seit mehreren Wochen sind die US-Bestandszahlen rückläufig. Die
letzten statistischen Zahlen dokumentieren einen extrem niedrigen
Heizölbestand auf dem US-Ölmarkt. Die Öl-Reserven der USA umfassen
derzeit 670 Mio Barrel (ein Barrel = 159 Liter).
Dies entspricht den US-Importen von etwa 65 Tagen oder der
OPEC-Produktion von 22 Tagen. Die OPEC hat die USA jetzt
aufgefordert, ihre strategischen Öl-Reserven zur Senkung des Ölpreises
einzusetzen. In der Vergangenheit hat die US-Regierung jedoch
derartige Forderungen zur Ölpreissenkung zurückgewiesen. Die knappe
US-Versorgungslage dürfte daher die Preise weiter ansteigen
lassen.
Hausse-Signal
- Norwegen: Streik in der Ölindustrie
Der fast vier Monate währende Arbeiter-Streik einer Gewerkschaft
in der Ölindustrie in Norwegen findet keine Ende und beeinträchtigt
die gesamte Ölförderung in Norwegen ganz erheblich.
Norwegen ist nach Saudi-Arabien und Rußland der drittgrößte
Ölexporteur der Welt. Deutschland deckt 27 % seines
Ölbedarfs aus Norwegen. Die norwegische Regierung will jetzt
den Streik per Gesetz beenden. Das Recht gesteht ihr den Eingriff
bei einer Bedrohung der nationalen Sicherheit zu.
Hausse-Signal
- OPEC: Rohölförderung mit voller Kapazität
Die OPEC fördert auf einer Maximalkapazität von über 30 Mio.
Barrel pro Tag.
Die noch freien Förderkapazitäten des Ölkartells sind nach Einschätzung
von Marktbeobachtern nur noch gering.
Hausse-Signal
Prognose
Die fundamentalen Daten lassen weitere Preissteigerungen für
die Wintermonate erwarten. Die Versorgungslage ist zumindest statistisch
gesehen eng. Damit steigt die Gefahr weiterer Preissprünge
nach oben, sobald negative Nachrichten die Nervosität der Marktteilnehmer
steigen lassen. Nach meiner persönlichen Einschätzung
dürften Phasen der Markt- und Preisentspannung jeweils nur
von kurzer Dauer sein und durch weitere, noch krassere Preishochs
abgelöst werden.
Die Preise werden jedoch nicht nur von den fundamentalen Fakten,
sondern auch auch durch den Hausse-Trend getrieben. Bedenken hinsichtlich
der Heizölverknappung zum Winter, Befürchtungen bezüglich
der noch nicht beendeten Yukos-Krise, die Bewertung der Terrorgefahr
für irakische und saudische Produktionsanlagen oder der Energiehunger
der VR China sind Faktoren die derzeit für einen stabilen
Aufwärtstrend bei den Preisen sorgen.