Brennstoffe-Preise weiter im Hausse-Fieber
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 27.10.2004


Der Rohölpreis ist in der letzten Zeit auf neue Höchststände emporgeschnellt. Die Produktionskosten werden durch die Preis-Hausse zunehmend belastet.

Marktlage
Am 25.10. und 26.10.2004 (Montag/Dienstag) gaben die Rohölnotierungen an den internationalen Märkten leicht nach. Doch dann zogen die Kurse gestern zum Börsenschluß wieder stark an. Dies könnte darauf hin deuten, daß die US-Bestandszahlen, die am heutigen Abend veröffentlicht werden sollen, abermals niedrig ausfallen.

Der sogenannte Korbpreis (Basket-Preis) der Organization of Petroleum Exporting Countries (OPEC) ist inzwischen auf 45,49 US-Dollar/Barrel (umgerechnet 22,38 /100 L) angestiegen. Zielsetzung der OPEC ist es, den Korbpreis innerhalb einer Preisspanne (Grafik: "Preisband") von 22 bis 28 US-$/Barrel zu halten. Bereits seit Anfang 2004 liegt der OPEC-Preis dauerhalt über dieser angestrebten Zielvorgabe. Der OPEC-Basket umfaßt sieben Rohöl-Sorten: Arab Light (Saudi-Arabien), Sahara Blend (Algerien), Minas (Indonesien), Fateh (Dubai), Tia Juana Light (Venezuela), Bonny Light (Nigeria) und Isthmus (Mexiko).

Seit Anfang des Jahres haben die Rohölpreise um über 70 % (!) angezogen. Die Preise der Verarbeitungsprodukte Diesel, Heizöl, Gas wurden mit in die Höhe gezogen und ließen auch die Preise für Biodiesel nach oben schnellen.. Dabei fällt die Teuerung insgesamt geringer aus, da der der schwache Kurs des US-Dollars zu einer Dämpfung des Preisanstiegs führt.

Fakten

  • Niedrige Vorsorgungsrate bei den Verbrauchern
    Die seit Monaten stetig steigenden Brenn- und Treibstoff-Preise haben viele Verbraucher in Deutschland und weltweit dazu verleitet, Zukäufe auf einen späteren Zeitpunkt hinauszuschieben. Die Hoffnung auf rückläufige Preise hat sich bisher nicht bewahrheitet. Mit der Winterzeit auf der Nordhalbkugel steht die Saison mit dem höchsten Bedarf kurz bevor. Viele Vorratstanks wurden bisher noch nicht aufgefüllt, so daß hier ein höherer Nachholbedarf besteht als in den Vorjahren. Trotz der über Europa eingebrochenen Welle neuer Sparsamkeit ist in den kommenden Wochen mit einer wachsenden Nachfrage zu rechnen.
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  • USA: Niedrige Heizöl-Vorräte
    Seit mehreren Wochen sind die US-Bestandszahlen rückläufig. Die letzten statistischen Zahlen dokumentieren einen extrem niedrigen Heizölbestand auf dem US-Ölmarkt. Die Öl-Reserven der USA umfassen derzeit 670 Mio Barrel (ein Barrel = 159 Liter). Dies entspricht den US-Importen von etwa 65 Tagen oder der OPEC-Produktion von 22 Tagen. Die OPEC hat die USA jetzt aufgefordert, ihre strategischen Öl-Reserven zur Senkung des Ölpreises einzusetzen. In der Vergangenheit hat die US-Regierung jedoch derartige Forderungen zur Ölpreissenkung zurückgewiesen. Die knappe US-Versorgungslage dürfte daher die Preise weiter ansteigen lassen.
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  • Norwegen: Streik in der Ölindustrie
    Der fast vier Monate währende Arbeiter-Streik einer Gewerkschaft in der Ölindustrie in Norwegen findet keine Ende und beeinträchtigt die gesamte Ölförderung in Norwegen ganz erheblich. Norwegen ist nach Saudi-Arabien und Rußland der drittgrößte Ölexporteur der Welt. Deutschland deckt 27 % seines Ölbedarfs aus Norwegen. Die norwegische Regierung will jetzt den Streik per Gesetz beenden. Das Recht gesteht ihr den Eingriff bei einer Bedrohung der nationalen Sicherheit zu.
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  • OPEC: Rohölförderung mit voller Kapazität
    Die OPEC fördert auf einer Maximalkapazität von über 30 Mio. Barrel pro Tag.
  • Die noch freien Förderkapazitäten des Ölkartells sind nach Einschätzung von Marktbeobachtern nur noch gering.
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Prognose
Die fundamentalen Daten lassen weitere Preissteigerungen für die Wintermonate erwarten. Die Versorgungslage ist zumindest statistisch gesehen eng. Damit steigt die Gefahr weiterer Preissprünge nach oben, sobald negative Nachrichten die Nervosität der Marktteilnehmer steigen lassen. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften Phasen der Markt- und Preisentspannung jeweils nur von kurzer Dauer sein und durch weitere, noch krassere Preishochs abgelöst werden.

Die Preise werden jedoch nicht nur von den fundamentalen Fakten, sondern auch auch durch den Hausse-Trend getrieben. Bedenken hinsichtlich der Heizölverknappung zum Winter, Befürchtungen bezüglich der noch nicht beendeten Yukos-Krise, die Bewertung der Terrorgefahr für irakische und saudische Produktionsanlagen oder der Energiehunger der VR China sind Faktoren die derzeit für einen stabilen Aufwärtstrend bei den Preisen sorgen.

 
 
 
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