Energie wird immer teurer, da das Angebot mit der rasch wachsenden
Nachfrage nicht Schritt hält und bei ber Schlüsselenergie Erdöl
das Fördermaximum in Sichtweite gelangt.
Marktlage
Nachdem die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC - Organization
of Petroleum Exporting Countries) am 05.08.2004 angekündigt
hatte, eine erneute Anhebung der Fördermenge um 1,5 Millionen Barrel
pro Tag (1 Barrel = 159 Liter) zu planen, gaben
die Preise am Weltmarkt zunächst nach.
Doch jetzt geht es wieder munter aufwärts an den Märkten
für Rohöl und seine Verarbeitungsprodukte. Zuletzt stiegen
die Kurse für das Barrel Rohöl der Nordseesorte Brent
wieder auf 45 US-Dollar an, leichtes US-Öl wurde mit 48,60 US-Dollar
gehandelt. Damit kommt die 50 $-Marke immer mehr in Sicht.
Als Ursachen für die Entwicklung werden mal die unsichere Lage
im Irak, dann wieder die Anhebung des Leitzinses durch die US-Notenbank
FED oder die Terrorangst und ein anderes Mal die Krise des russischen
Ölkonzerns Yukos ausgemacht. Nicht wegzudiskutieren ist jedoch auf
jeden Fall, daß sich an den Ölmärkten inzwischen
ein hohes Potential an spekulativen Engagements entwickelt hat,
die die Preise extrem in die Höhe treiben.
Unter starkem internationalen Druck hatte die OPEC bereits im Juni
eine Anhebung der Förderquote um 2 Mio. Barrel auf 25,5 Mio. Barrel
täglich beschlossen und ab Anfang August eine weitere Anhebung um
500.000 Barrel auf 26 Millionen Barrel pro Tag. Diese Steigerungen
der Fördermengen konnten die Preisentwicklung jedoch nur vorübergehend
abschwächen.
Prognose
Prognosen zur künftigen Ölpreisentwicklung sind heute
kaum noch möglich. Fragen Sie zehn Fachleute und sie erhalten
zehn verscheidene Antworten. Heute ist der Ölpreis nicht mehr nur
ein Resultat aus Angebot und Nachfrage, aus Reserven und Engpässen.
Heute haben sich neben der Gier auch Faktoren wie Angst und Unsicherheit
als Antriebskräfte an der Börse etabliert.
Angesichts des immer weiter steigenden Ölpreises stellt sich die
Frage: Wie wird es am Ölmarkt weitergehen? Der Ölpreis hat
sich inzwischen auch für die Landwirtschaft zu einem nicht
zu unterschätzenden Risikofaktor hinsichtlich der Kalkulierbarkeit
der Produktionskosten entwickelt.
Für weiter steigende Preise sprechen:
die hohe Nachfrage in boomenden Ländern wie China und USA,
der bevorstehende Winter und die jetzt beginnende Einlagerungssaison
auf
der Nordhalbkugel,
die Endlichkeit der Weltölreserven, die nach derzeitiger
Einschätzung
allenfalls noch vierzig Jahre reichen.
Für sinkende Preise sprechen:
der hohe Anteil spekulativer Engagements, die demnächst
ihre
Gewinnmitnahmen realisieren dürften,
die Erwartung der IEA eines Rückganges des Wachstums
der weltweiten
Nachfrage im kommenden Jahr auf 1,8 Mio. Barrel
pro Tag (2004:
2,5 Mio. Barrel/Tag).
Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfe der
OPEC-Beschluß höherer Fördermengen nur wenig am
Markt auswirken. Die aktuelle Nachrichtenlage (Naher Osten, Irak,
Zerstörung von Pipelines, Bedarf Chinas) steuert derzeit die
Kursentwicklung stärker als die Daten zu Förderung, Produktion,
Lagerbestand und Verbrauch.
Im Windschatten des Ölpreisanstiegs ziehen zudem die Preise anderer
Energien (Diesel, Heizöl, Flüssiggas, Strom ...)
drastisch an. Dies wirkt sich auf die Produktionskosten in der Landwirtschaft
und in anderen Sektoren, die unter starkem Marktdruck stehen, dramatisch
aus.