Die Futtergersten-Preise haben ein neues, seit Jahren nicht gekanntes
Rekordniveau erreicht. Welche Aussichten hat Futtergerste am Markt?
Marktlage
Nachdem die Preise für Futtergerste am Jahresanfang noch auf
einem historischen Tiefststand vor sich hin dümpelten, begann
bereits in der Erntezeit ein beispielloser Höhenflug der Kurse.
Seitdem konnten sich die Kurse wöchentlich weiter verbessern
und haben inzwischen im bundesdeutschen Durchschnitt das Niveau
von 127 €/t netto franco Landhandelslager erreicht. Die
Spanne streut in den Regionen Deutschlands mit 114-133 €/t
sehr weit. An den Seehafenstandorten bewegen sich die Kurse auf
Großhandelsebende derzeit bei etwa 145 €/t netto.
Der Markt für Futtergetreide und Futtergerste ist nach wie
vor knapp versorgt. Die Erzeuger und der regionale Landhandel bieten
nur wenig Ware an und spekulieren auf weitere Preiserhöhungen.
Aufgrund der in der Vorweihnachtszeit etwas geringeren Nachfrage
konnte sich die Lage in den letzten Tagen jedoch etwas entspannen,
so daß die Kurse derzeit auf dem erreichten Niveau verharren.
Fakten
- Wachsender Verbrauch - sinkende Endbestände
Obwohl sich die Produktion nach den enormen Ernteausfällen
2002/03 in Kanada und Australien wieder erholen konnte, sinken
die Endbestände aufgrund des stark wachsenden Verbrauchs.
Lagen die Endbestände im Jahr 2000/01 noch bei knapp 17 %
des jährlichen Bedarfs, so sind sie inzwischen auf nur noch
12 % des Bedarfs abgesackt.
Gerste-Produktion und Endbestände
(Mio. t)
|
|
2000/01
|
2001/02
|
2002/03
|
2003/04
|
EU-15 |
51,55
|
48,03
|
48,02
|
47,00
|
-Deutschland |
12,20
|
13,49
|
10,93
|
10,68
|
Kanada |
13,17
|
10,85
|
7,49
|
12,15
|
Australien |
7,20
|
7,46
|
3,71
|
8,00
|
Türkei |
7,40
|
6,90
|
7,40
|
7,00
|
USA |
6,94
|
5,43
|
4,93
|
6,01
|
Welt Produktion |
133,67
|
140,57
|
133,09
|
137,11
|
Welt Verbrauch |
134,83
|
135,91
|
133,79
|
145,53
|
Welt Endbestände |
22,42
|
28,30
|
27,59
|
17,74
|
*) vorläufige Zahlen
basierend auf letzter Prognose
Quelle: Abare, COCERAL, FAO, StB, USDA |
Hausse-Signal
- Knappes Angebot in Deutschland und der EU
Die Sommertrockenheit in weiten Regionen der EU hat die Ernte
nochmals kleiner ausfallen lassen als in den Vorjahren. In Deutschland
wurde zum zweiten Mal in Folge mit 10,7 Mio. t eine
sehr geringe Erntemenge eingebracht. Aufgrund der bereits während
der Erntezeit steigenden Preise wurde seitens der Landwirtschaft
inzwischen mehr Futtergerste verkauft als in den Vorjahren üblich.
Damit steht auch für das kommende Jahr bis zur nächsten
Ernte weniger Ware zur Verfügung.
Das knappe Angebot am Markt und der hohe Bedarf der Mischfutterindustrie
haben die Kurse auf das höchste Preisniveau seit Jahren getrieben.
Bis zur nächsten Ernte bleibt das Angebot knapp.
Hausse-Signal
- Australien's Gerstenernte wieder auf Rekordniveau
Die Gerstenernte in Australien fällt doch besser aus als
bisher erwartet. Nach der neuesten Prognose des Australia Bureau
of Statistics (ABS) wurden die Produktionserwartungen seit
der Vormonatsschätzung um 1 Mio. t (+14 %)
auf 8,0 Mio. t angehoben. Nach dem Dürrejahr 2002/03
wird jetzt mit einer 116 % (!) höheren Produktion als
im Vorjahr (3,7 Mio. t) gerechnet. Die Ausweitung des
Anbaus, höhere Erträge und bessere Wachstumsbedingungen
haben haben zu der höheren Ernte geführt. Traditionell
findet die australische Ernte im Export vorrangig Absatz im asiatischen
Raum. Folglich schmälern sich hier die Exportmöglichkeiten
der EU.
Baisse-Signal
Prognose
Die Geschäftstätigkeit läßt in den letzten
Tagen vor Weihnachten merklich nach. Mit der schwächeren Nachfrage
verharren die Kurse auf dem erreichten Niveau. Dennoch bleiben die
Futtergetreidemärkte bis auf weiteres knapp versorgt. Die Mischfutterindustrie
- in den letzten Wochen ein preisbestimmender Käufer -
scheint bis zum Februar nächsten Jahres ausreichend mit Ware
versorgt zu sein. Ab Februar ist jedoch wieder mit Anschlußbedarf
zu rechnen.
Nach meiner Einschätzung dürften sich die Preise in den
nächsten Wochen seitwärts bewegen bzw. eine leichte Schwäche
aufgrund niedrigerer Umsätze aufweisen. Ab Mitte Februar erwarte
ich eine erneute Stablisierung des Marktes