Gute Exportaussichten für EU-Futtergerste
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 08.10.2002


Die Kurse für Futtergetreide tendieren stabil. Während die Umsätze insgesamt begrenzt bleiben, ist Gerste trotz der hohen Erntemenge gefragt. EU-Gerste profitiert von dem geringeren Angebot am Weltmarkt.

Marktlage
Die Preise für interventionsfähige Futtergerste konnten seit dem Preiseinbruch auf 82 €/t netto in der Erntezeit inzwischen wieder auf 88 €/dt ab Erzeugerlager anziehen.

Franko Seehafen Hamburg liegen die Kurse bei 105 €/t für prompte Ware. Spätere Termine bis Dezember 2002 werden zu 110 €/t gehandelt. Vor allem die aufwärts gerichtete Preisentwicklung an den Seehäfen spiegelt die Versorgungssituation mit neuerntiger Ware am Weltmarkt wider. Die Ernteeinbußen in einigen Exportländern lassen an den dortigen Märkten die Kurse in die Höhe schießen. Entsprechend bewegen sich auch die Weltmarktpreise nach oben.

Fakten

  • Die Ernten der großen Futtergersten-Exporteure Kanada und Australien fallen aufgrund der anhaltenden Trockenheit in diesem Jahr deutlich geringer aus. Somit stehen auch erheblich geringere Mengen aus diesen Ländern für den Export zur Verfügung. Von dieser Situation dürfte der Export der EU - immerhin der weltweit größte Futtergersten-Produzent und -Exporteur - profitieren.

     
    Gerste-Produktion in Mio. t
    2000/01
    2001/02
    2002/03 *)
    EU-15
    51,55
    48,38
    49,60
    Deutschland
    12,20
    13,59
    12,76
    Kanada
    13,45
    10,85
    7,88
    Australien
    9,82
    7,46
    4,60
    Türkei
    8,00
    6,60
    7,50
    USA
    6,94
    5,43
    4,94
    Welt
    134,70
    140,90
    133,61
    Quelle: Abare, FAO, StB, USDA

    In den USA wird die Gerste-Produktion mit 4,9 Mio. t veranschlagt, 9  % niedriger als die Vorjahresernte. Das bedeutet, daß die diesjährige Produktion die niedrigste seit 1937 ist.

    Auch in Kanada erwarten die Analysten erhebliche Ernteeinbußen. Man geht davon aus, daß die Ernte 2002/03 mit 7,9 Mio. t die niedrigste seit 34 Jahren sein wird.

    Die Trockenheit in Australien kappt die zu einem großen Teil für den Export bestimmte Gersteernte auf ein neues Rekordtief.
    Hausse-Signal
  • Die Türkei, der weltweit fünftgrößte Produzent von Futtergerste hat in den letzten Jahren wachsende Mengen am Weltmarkt verkauft. Vor allem die traditionellen Absatzgebiete der EU in Nordafrika wurden als Kunden "abgeworben".
    Baisse-Signal
  • In der EU ist die Gerstenernte 2002 mit 48,3 Mio. t trotz der Verluste durch Überschwemmungen erneut hoch ausgefallen. Einer Ernte von 48,3 Mio. t steht ein Inlandsverbrauch in Höhe von rund 40 Mio. t gegenüber. Der Export in Drittländer erreichte im Jahr 2000 mit 10,5 Mio. t eine Rekordmarke, die im Folgejahr nicht mehr erreicht werden konnte.
    Baisse-Signal


  • Die deutlich über der Produktion liegende Erzeugung in der EU bindet die Preisentwickluing im Binnenmartkt eng an die Entwicklung des Export-Geschäftes.

    Die geringeren Ernten in einigen Hauptanbauländern und höhere Weltmarktpreise eröffnen der EU bessere Exportaussichten. Die EU-Kommission hat jedoch die sogenannten Exporterstattungen auf 0 € zurückgeschraubt, so daß EU-Gerste jetzt direkt mit dem Weltmarktangebot konkurriert.

    Derzeit sind es vor allem günstige Angebote aus der Schwarzmeerregion, die das EU-Exportgeschäft belasten. Mit dem herannahenden Winter wird in diesen Gebieten jedoch mit zunehmenden Logistik-Problemen gerechnet, so daß sich die Exportaussichten für die EU dann wieder verbessern dürften.

    Australien tritt in Normaljahren jeweils mit Jahresbeginn wieder stark als Anbieter in Erscheinung. In dieser Saison dürfte das Angebot aufgrund der schlechten Ernte jedoch nur sehr bescheiden ausfallen.
    Hausse-Signal

  • Den stärksten Einfluß auf den Futtergerstenpreis am Weltmarkt hat die Entwicklung des Maispreises. Nach den erntebedingten Kurseinbußen der letzten Wochen konnten sich die Kurse am 07.10.2002 wieder erholen. Die USA erwarten einen verstärkten Mais-Export innerhalb der NAFTA (Nordamerikanische Freihandelszone) insbesondere nach Kanada, so daß weniger US-Mais am Weltmarkt angeboten werden dürfte.
    Hausse-Signal

Prognose
Obwohl die EU-Ernte kleiner als erwartet ausgefallen ist, bleibt das Angebot in der EU umfangreich. Die Kursentwicklung hängt wie in den Vorjahren vollkommen vom Abfluß der Ware über den Drittlands-Export ab. Basierend auf den derzeit vorliegenden internationalen Versonrgungsbilanzen erwarte ich im weiteren Verlauf des Jahres eine deutliche Belebung der Ausfuhr über die Seehäfen. Nach meiner Meinung sollte daher der Preis bis Ende November schubweise nochmals leicht anziehen.

 
 
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