Die Kurse für Futtergetreide tendieren stabil. Während
die Umsätze insgesamt begrenzt bleiben, ist Gerste trotz der
hohen Erntemenge gefragt. EU-Gerste profitiert von dem geringeren
Angebot am Weltmarkt.
Marktlage
Die Preise für interventionsfähige Futtergerste konnten
seit dem Preiseinbruch auf 82 €/t netto in der Erntezeit
inzwischen wieder auf 88 €/dt ab Erzeugerlager anziehen.
Franko Seehafen Hamburg liegen die
Kurse bei 105 €/t für prompte Ware. Spätere
Termine bis Dezember 2002 werden zu 110 €/t gehandelt.
Vor allem die aufwärts gerichtete Preisentwicklung an den Seehäfen
spiegelt die Versorgungssituation mit neuerntiger Ware am Weltmarkt
wider. Die Ernteeinbußen in einigen Exportländern lassen
an den dortigen Märkten die Kurse in die Höhe schießen.
Entsprechend bewegen sich auch die Weltmarktpreise nach oben.
Fakten
- Die Ernten der großen Futtergersten-Exporteure
Kanada und Australien fallen aufgrund der anhaltenden Trockenheit
in diesem Jahr deutlich geringer aus. Somit stehen auch erheblich
geringere Mengen aus diesen Ländern für den Export zur
Verfügung. Von dieser Situation dürfte der Export der
EU - immerhin der weltweit größte Futtergersten-Produzent
und -Exporteur - profitieren.
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Gerste-Produktion in Mio. t
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2000/01
|
2001/02
|
2002/03 *)
|
EU-15 |
51,55
|
48,38
|
49,60
|
Deutschland |
12,20
|
13,59
|
12,76
|
Kanada |
13,45
|
10,85
|
7,88
|
Australien |
9,82
|
7,46
|
4,60
|
Türkei |
8,00
|
6,60
|
7,50
|
USA |
6,94
|
5,43
|
4,94
|
Welt |
134,70
|
140,90
|
133,61
|
Quelle: Abare, FAO, StB,
USDA |
In den USA wird die Gerste-Produktion mit 4,9 Mio. t veranschlagt,
9 % niedriger als die Vorjahresernte. Das bedeutet, daß
die diesjährige Produktion die niedrigste seit 1937 ist.
Auch in Kanada erwarten die Analysten erhebliche Ernteeinbußen.
Man geht davon aus, daß die Ernte 2002/03 mit 7,9 Mio. t
die niedrigste seit 34 Jahren sein wird.
Die Trockenheit in Australien kappt die zu einem großen
Teil für den Export bestimmte Gersteernte auf ein neues Rekordtief.
Hausse-Signal
- Die Türkei, der weltweit fünftgrößte Produzent
von Futtergerste hat in den letzten Jahren wachsende Mengen am
Weltmarkt verkauft. Vor allem die traditionellen Absatzgebiete
der EU in Nordafrika wurden als Kunden "abgeworben".
Baisse-Signal
- In der EU ist die Gerstenernte 2002 mit 48,3 Mio. t
trotz der Verluste durch Überschwemmungen erneut hoch ausgefallen.
Einer Ernte von 48,3 Mio. t steht ein Inlandsverbrauch
in Höhe von rund 40 Mio. t gegenüber. Der
Export in Drittländer erreichte im Jahr 2000 mit 10,5 Mio. t
eine Rekordmarke, die im Folgejahr nicht mehr erreicht werden
konnte.
Baisse-Signal

- Die deutlich über der Produktion liegende Erzeugung in
der EU bindet die Preisentwickluing im Binnenmartkt eng an die
Entwicklung des Export-Geschäftes.
Die geringeren Ernten in einigen Hauptanbauländern und höhere
Weltmarktpreise eröffnen der EU bessere Exportaussichten.
Die EU-Kommission hat jedoch die sogenannten Exporterstattungen
auf 0 € zurückgeschraubt, so daß EU-Gerste
jetzt direkt mit dem Weltmarktangebot konkurriert.
Derzeit sind es vor allem günstige Angebote aus der Schwarzmeerregion,
die das EU-Exportgeschäft belasten. Mit dem herannahenden
Winter wird in diesen Gebieten jedoch mit zunehmenden Logistik-Problemen
gerechnet, so daß sich die Exportaussichten für die
EU dann wieder verbessern dürften.
Australien tritt in Normaljahren jeweils mit Jahresbeginn wieder
stark als Anbieter in Erscheinung. In dieser Saison dürfte
das Angebot aufgrund der schlechten Ernte jedoch nur sehr bescheiden
ausfallen.
Hausse-Signal
- Den stärksten Einfluß auf den Futtergerstenpreis
am Weltmarkt hat die Entwicklung des Maispreises. Nach
den erntebedingten Kurseinbußen der letzten Wochen konnten
sich die Kurse am 07.10.2002 wieder erholen. Die USA erwarten
einen verstärkten Mais-Export innerhalb der NAFTA (Nordamerikanische
Freihandelszone) insbesondere nach Kanada, so daß weniger
US-Mais am Weltmarkt angeboten werden dürfte.
Hausse-Signal
Prognose
Obwohl die EU-Ernte kleiner als erwartet ausgefallen ist, bleibt
das Angebot in der EU umfangreich. Die Kursentwicklung hängt
wie in den Vorjahren vollkommen vom Abfluß der Ware über
den Drittlands-Export ab. Basierend auf den derzeit vorliegenden
internationalen Versonrgungsbilanzen erwarte ich im weiteren Verlauf
des Jahres eine deutliche Belebung der Ausfuhr über die Seehäfen.
Nach meiner Meinung sollte daher der Preis bis Ende November schubweise
nochmals leicht anziehen.