Während die Prognose höherer US-Erntevorräte durch das US-Landwirtschaftsministeriums
am 10.01.2003 zu Kursverlusten am internationalen Getreidemarkt
führte, konnten sich die Preise für Gerste deutlich verbessern.
Marktlage
An den Seehafenstandorten kommt das Exportgeschäft langsam
wieder in Schwung. so konnten sich die Kurse in Norddeutschland
zuletzt leicht verbessern. Die neuen EU-Importregelungen haben zu
einer deutlichen Reduktion der Getreideimporte aus Osteuropa geführt.
Der geringere Importdruck läßt die Kurse wieder anziehen.
Das frostige Wetter behindert zudem die Verladungen in den Schwarzmeerhäfen.
Die Preise für interventionsfähige Futtergerste konnten
seit dem Preiseinbruch auf 82 €/t netto in der Erntezeit
inzwischen wieder auf 95 €/dt frei Landhandelslager anziehen.
Franko Seehafen Hamburg liegen die
Kurse bei 113 €/t für prompte Ware. Spätere
Termine erzielen deutliche Preisaufschläge. Vor allem die aufwärts
gerichtete Preisentwicklung an den Seehäfen spiegelt die knappe
Versorgungssituation mit neuerntiger Ware am Weltmarkt wider. Die
Ernteeinbußen in einigen Exportländern lassen an den
dortigen Märkten die Kurse in die Höhe schießen.
Entsprechend bewegen sich auch die Weltmarktpreise nach oben.
Fakten
- Die Ernten der großen Futtergersten-Exporteure
Kanada und Australien fallen aufgrund der anhaltenden Trockenheit
in diesem Jahr deutlich geringer aus. Somit stehen auch erheblich
geringere Mengen aus diesen Ländern für den Export zur
Verfügung. Von dieser Situation dürfte der Export der
EU - immerhin der weltweit größte Futtergersten-Produzent
und -Exporteur - profitieren.
|
Gerste-Produktion in Mio. t
|
2000/01
|
2001/02
|
2002/03 *)
|
EU-15 |
51,55
|
48,03
|
47,89
|
Deutschland |
12,20
|
13,49
|
10,97
|
Kanada |
13,17
|
10,85
|
7,28
|
Australien |
7,20
|
7,46
|
3,26
|
Türkei |
7,40
|
6,90
|
7,50
|
USA |
6,94
|
5,43
|
4,94
|
Welt |
133,67
|
140,57
|
132,21
|
*) vorläufige Zahlen
basierend auf letzter Prognose
Quelle: Abare, COCERAL, FAO, StB, USDA |
In den USA fiel die Gerstenernte 2002/03 mit 4,9 Mio. t rund
9 % niedriger als die Vorjahresernte. Das bedeutet, daß
die niedrigste Erntemenge seit 1937 eingebracht wurde.
Auch in Kanada brachte die schlimmste Dürre seit 130 Jahren
erhebliche Ernteeinbußen. Die Ernte 2002/03 ist mit 3,26 Mio. t
die niedrigste seit 34 Jahren.
In Australien fällt die zu einem großen Teil für
den Export bestimmte Gerstenernte aufgrund der größten
Dürre seit 100 Jahren auf ein neues Rekordtief. Nach
Angaben des australischen Landwirtschafsministeriums (ABARE) wird
mit einem Rückgang der Gerstenexporte auf 1,6 Mio. t
im Wirtschftsjahr 2002/03 (Okt./Sept.) gerechnet, nachdem die
Exporte im vergangenen Jahr noch bei 4,8 Mio. t lagen.
Hausse-Signal
- Die Türkei, der weltweit fünftgrößte Produzent
von Futtergerste hat in den letzten Jahren wachsende Mengen am
Weltmarkt verkauft. Vor allem die traditionellen Absatzgebiete
der EU in Nordafrika wurden als Kunden "abgeworben".
Baisse-Signal
- Die in der FUS zusammengeschlossenen osteuropäischen
Staaten und die Ukraine konnten in den letzten Jahren ihren
Export bei Gerste deutlich steigern:
Futter-Gerste: Export (WJ Okt./Sept.)
in Mio. t
|
Region |
1998/99
|
1999/00
|
2000/01
|
2001/02
|
2002/03
|
FUS |
0,09
|
0,39
|
1,03
|
2,66
|
3,50
|
Ukraine |
0,97
|
0,79
|
1,48
|
3,15
|
4,00
|
Bereits für das kommende Wirtschaftsjahr ist eine weitere
Steigerung des Exportgeschäftes und der Ausbau der Verlademöglichkeiten
an den Hafenstandorten geplant.
Baisse-Signal
- In der EU ist die Gerstenernte 2002 mit 47,9 Mio. t
trotz der Verluste durch Überschwemmungen erneut hoch ausgefallen.
Einer Ernte von 47,9 Mio. t steht ein Inlandsverbrauch
in Höhe von rund 40 Mio. t gegenüber. Der
Export in Drittländer erreichte im Jahr 2000 mit 10,5 Mio. t
eine Rekordmarke, die im Folgejahr nicht mehr erreicht werden
konnte. Die traditionellen Exportländer der EU wie z.B. die
arabischen Staaten kaufen 8in den letzten Jahren verstärkt
osteuropäische Herkünfte.
Baisse-Signal
- Die deutlich über der Produktion liegende Erzeugung in
der EU bindet die Preisentwickluing im Binnenmartkt eng an die
Entwicklung des Export-Geschäftes.
Die derzeit über den EU-Preisen liegenden Kurse am internationalen
Markt werden durch die die Schwäche des US-Dollar gegenüber dem
Euro und durch die Gewährung von höheren Exporterstattungen (23.01.2003: 15
€/t) in ihrer Auswirkung gedämpft.
Australien tritt in Normaljahren jeweils mit Jahresbeginn wieder
stark als Anbieter in Erscheinung. In dieser Saison wird Australien
jedoch Probleme haben, eingegangene Lieferverpflichtungen überhaupt
zu erfüllen.
Hausse-Signal
Prognose
Obwohl die EU-Ernte kleiner als erwartet ausgefallen ist, bleibt
das Angebot in der EU umfangreich. Die Kursentwicklung hängt
wie in den Vorjahren vollkommen vom Abfluß der Ware über
den Drittlands-Export ab.
Die weltweite Versorgung mit Futtergerste fällt im WJ 2002/03 knapper
aus als in den Vorjahren. Da nicht nur die weltweite Produktion
niedriger ausfällt als im Vorjahr, sondern auch die Endbestände
der 5 größten Exporteure deutlich geschrumpft sind, erwarte ich,
daß der EU-Export in den nächsten Wochen zunehmend in Schwung kommen
wird. Dies sollte sich auch bei den Erzeugerpreisen bemerkbar machen.