Kann das sein - nur mickrige 70 € je Tonne werden den
Gerstenerzeugern teilweise für die neue Ernte geboten?! In
der Spitze liegen die Preisvorstellungen
des Agrarhandels bei 90 €/t ab Erzeugerlager in der Strecke
- immerhin eine Differenz von 20 €/t, bei der es sich
lohnt, vor dem Verkauf Angebote einzuholen.
Auch Gerstenflächen mit guten Erträgen erbringen bei
70 €/t gerade 'mal einen Marktwert der Ernte von 550 bis
650 € je ha. Fazit: Der Erlös wird durch die variablen
Kosten einfach "aufgefessen", von den Kosten für
Arbeitserledigung, Pachten usw. 'mal ganz zu schweigen. Bei solchen
Preisen legen auch gute Gerstenproduzenten 'drauf. Daß zudem
die Ausgleichszahlungen - allgemein als Subventionen bekannt -
in der Diskussion stehen, kann einem dann die letzte Vergnüglichkeit
nehmen.
Marktlage
Doch ist es wirklich so, daß der Markt nicht mehr hergibt?
Betrachtet man die Notierungen an der europäischen Warenterminbörse
LIFFE, London, zu zeigt der Kursverlauf deutlich die Erwartung einer
Rekordernte für das EU-Gebiet auf. Anderes die Situation am
internationalen Markt, hier wurden die neuesten Prognosen im Vergleich
zum Vormonat leicht zurückgenommen.
Für "altes" Getreide interessiert sich kaum noch
jemand, denn die Ernte hat begonnen. Die ersten Ernteergebnisse
fallen so uneinheitlich hinsichtlich der Erntemengen und Qualitäten
aus, daß Zweifel aufkommen, ob das niedrige Preisniveau angemessen
ist.
Fakten
- Weltweit wird eine größere Futtergerteideernte erwartet,
die jedoch auf einen wachsenden Verbrauch stößt, so
daß die Endbestände allmählich rückläufig
sind (Prognose 2002/03: 145 Mio. t, 1999/00: 191 Mio. t).
Für die EU wird nach wie vor eine Rekordernte bei Gerste
erwartet, während die Produktion in Deutschland leicht rückläufig
eingeschätzt wird.
|
Deutschland
Gerste
|
EU
Gerste
|
Welt
Futtergetreide
|
2001/02
|
2002/03
|
2001/02
|
2002/03
|
2001/02
|
2002/03
|
Anbaufläche |
Mio.ha |
2,11
|
2,02
|
10,64
|
10,31
|
|
|
Erntemenge |
Mio.t |
13,50
|
12,76
|
48,10
|
49,60
|
891,0
|
905,0
|
Quelle: Coceral, IGC, StB |
- Die regnerische Witterung hat zunächst einmal die Ernte
in Deutschland unterbrochen. Das bedeutet, daß Verarbeiter
mit Warenbedarf bis zur Wetterbesserung tiefer in die Tasche greifen
müsse, um Anschlußware zu beschaffen. Sobald das Wetter
eine Forsetzung der Ernte zuläßt, wird jedoch erneut
das bekannte Tiefpreisphänomen während der Erntezeit
den Markt bestimmen.
- In Frankreich wurde diue Ernte ebenfalls durch Regen unterbrochen.
Für Gerstenlieferungen im September wurden Preise um 97 €/t
ab Handelslager genannt.
Prognose
Während der Erntezeit ist mit anhaltendem Preisdruck zu rechnen.
Aus meiner Sicht sollte die Lage am Weltmarkt wie auch die Situation
in der EU als Signal für eine vorläufige Einlagerung gewertet
werden. In der zweiten Septemberhälfte sollte der Markt sorgfältig
beobachtet werden. Dann steht die Entscheidung an, ob der Verkauf
bis Ende November oder erst ab Mitte Februar nächsten Jahres
erfolgen soll.
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