Weizen: Trotz sinkender Vorräte im Schatten der Rezession
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 06.12.2001

Die Umsätze am Wezenmarkt bleiben seit Wochen sehr gering mit der Folge, daß wenig Bewegung in den Preisen ist und die Kurse überwiegend auf bisherigem Niveau bleiben.

Marktlage
Futterweizen läuft nach wie vor sehr schleppend, während B- und A-Qualitäten fest bewertet werden. E-Weizen findet inzwischen besseren Absatz, da der Export inzwischen wieder zügig läuft. Die Kurse konnten sich daher an den Hafenstandorten um rund 1 DM/dt franko verbessern.

Der Kursverlauf am EU-Binnenmarkt ist stabil, bietet jedoch keine besonderen Preisimpulse. Die Signale vom internationalen Markt bieten erheblich mehr Spielraum für Preisphantasien: Analysten stufen die Weizenbestände in Argentinien jetzt schlechter ein, so daß mit schlechteren Qualitäten und geringeren Erntemengen gerechnet wird. Zudem behindert ungünstige Witterung die Aussaat zur nächsten Ernte.

E-Weizen wird von den Häfen in Rostock und Hamburg beispielsweise in die Türkei verschifft. Geringere Mengen A-Weizen werden von den Benelux-Staaten nachgefragt. Beim B-Weizen rechnen einige Händler mit Liefermöglichkeiten nach Nordafrika. Die sogenannten Magreb-Staaten signalisieren teilweise umfangreichen Bedarf. Algerien hat 100.000 t Weizen ausgeschrieben, für die sich Deutschland gute Chancen ausrechnet. Vereinzelt wird etwas B-Weizen Richtung Polen versandt.

Fakten

  • Die Importzölle für Getreide aus Osteuropa wurden am 9. November 2001 um 10 Euro/t gesenkt. Mit Blick auf die EU-Osterweiterung möchte die EU-Kommission über verstärkte Importe einen Druck auf die Getreidepreise in der EU ausüben.

  • Der Internationale Getreiderat (IGC) bestätigt mit seiner Prognose vom 28.11.2001 insgesamt seine Einschätzung vom Vormonat. Mit eine weltweiten Weizenproduktion in Höhe von 574 Mio. t (2000/01: 583) und einem jährlichen Verbrauch von 600 Mio. t (2000/01: 595) sinken auch im Wirtschaftsjahr 2001/02 die Endbestände weiter auf 120 Mio. t ab. Ein wachsender Importbedarf bei Futter- und Backweizen seitens der asiatischen Staaten - vor allem aus China, Indonesien und Südkorea - läßt die internationalen Vorräte weiter schrumpfen. Der Importbedarf aus Südamerika, Nordafrika und dem Nahen Osten wird dagegen geringer als im Vorjahr eingeschätzt.

  • Diese Einschätzung wurde ebenfalls seitens des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums geteilt. Vor dem Hintergrund der erwarteten Entwicklung des Verbrauchs liegen die Vorräte auf einem historisch niedrigen Niveau. Weitere spürbare Einschnitte z. B. durch Ernteausfälle sind nach Meinung vieler Analysten mit Preissteigerungen verbunden.

  • Die weltweite Rezession läßt den Preisen kaum einen Spielraum nach oben. Der rückläufige Umsatz an den Märkten erhöht auch an den Märkten für Agrargüter die Anfälligkeit für Absatz- und Preisschwankungen.

Prognose
Bisher konnte sich die internationale Versorgungslage nur bedingt preissteigernd auswirken. Allgemein ist vorerst keine größere Preisbewegung zu erwarten. Allerdings wird Weizen regional fester bewertet. Der Umfang der Witterungsschäden an der aufwachsenden Ernte in Argentinien und die Anbauentwicklung auf der Nordhalbkugel zur Ernte 2002/03 werden ausschlaggebend sein für die weitere Entwicklung der Preise.

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