Energie: Kategorie 1-Hurrikan unterbricht die Ölpreis-Rallye


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 29.08.2012


Seitdem Hurrikan "Isaac" zu einem Tropensturm herabgestuft wurde, fehlen neue Hausse-Signale am Ölmarkt. Jetzt stehen wieder die randvollen globalen Lagerbestände im Fokus. Sollte man jetzt die Diesel- und Heizöl-Tanks auffüllen?

 

Marktlage
Hurrikan "Isaac" wurde von den US-Behörden zuletzt in der niedrigsten von fünf Stärke-Kategorien für Hurrikane eingestuft. Die Zerstörungskraft des Kategorie 1-Hurrikans wird damit als begrenzt eingestuft.

Vor dem Eintreffen von "Isaac" wurden zwar mehr als 90 % der Öl-Förderanlagen vor der Südküste der USA im Golf von Mexiko stillgelegt, so daß die US-Förderung derzeit niedriger ausfällt. Doch in den USA und weltweit sind die Öltanks randvoll, so daß die US-Verknappung keine Preisreaktion nach sich zieht.

Entsprechend gaben die Ölpreise in den letzten Tagen etwas nach. Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Oktober wurden gestern mit 96,33 Dollar auf Vorwochemniveau notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 112,58 Dollar festgesetzt. Damit hat sich der Preisabstand zwischen WTI und Brent zuletzt wieder etwas verringert.

Aktuell bremsen zudem die laufenden Wartungsarbeiten an mehreren Ölförderanlagen und die daher niedrigere Ölförderung in der Nordsee einen stärkeren Preisrückgang bei Brent.


Für Preisdruck sorgt zudem, daß die Öl-Lagerbestände in den USA, dem weltgrößten Ölverbraucher, in der vergangenen Woche um 5,5 Mio. Barrel gestiegen sind. Die gestern veröffentlichten Zahlen des American Petroleum Institute (API) sind die US-amerikanischen Rohöl- und Mitteldestillatsbestände (Heizöl, Diesel) in der vorangegangenen Woche erstmals seit Wochen wieder gestiegen. Abgenommen haben dagegen die US-Benzin-Vorräte.
An den Märkten wartet man allerdings heute ab, ob die als verläßlicher geltenden Zahlen des US-Energieministeriums diesen Trend bestätigen.

 

Prognose
Wer mit seine leeren Diesel- und Heizöltanks auffüllen muß, fragt sich, wann dafür der richtige Zeitpunkt ist, um Angebote einzuholen. Angesichts der Preis-Explosion der letzten Wochen haben viele Landwirte ihre Zukaufbedarf hinausgeschoben.

Aktuell ist der Aufwärtstrend am Ölmarkt unterbrochen. Hausse-Faktoren wie der Iran-Konflikt sind etwas in den Hintergrund getreten. Wie lange der Preisdruck anhält, bleibt jedoch abzuwarten - auch wenn derzeit zahlreiche Baisse-Faktoren den Wetten auf steigende Ölpreise an den Börsen den Boden entziehen:

Sofern größere Sturmschäden durch den Hurrikan "Isaac" ausbleiben, dürfte sich die Ölproduktion in den USA schnell normalisieren und damit den Preisdruck weiter verstärken.
Komfortable Ölversorgung der Weltwirtschaft.
Erneuter Lagerbestandsaufbau in den USA.
Schwächere globale Konjunkturentwicklung und damit ein langsamerer Anstieg der Ölnachfrage.
Die Ferienzeit auf der Nordhalbkugel (hohe Treibstoffnachfrage) geht allmählich zu Ende.
Auch in der Debatte über eine Öffnung der strategischen Öl-Notfallreserven - insbesondere in den Vereinigten Staaten, Frankreich und Großbritannien - sorgt für Preisdruck, nachdem seitens der Internationalen Energieagentur (IEA), der zentralen Interessenvertreterin der vom Öl besonders abhängigen Industrienationen, sind inzwischen eher kritische Töne zu hören.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte die Phase der Kurskorrektur am Ölmarkt zunächst anhalten. Diesel und Heizöl dürften damit noch einmal in einen leichten Abwärtssog geraten.
Doch Vorsicht: Produktionsausfälle, neu aufflammende geopolitische Konflikte oder die Prognose eines kalten Winters könnten den Preistrend schnell wieder nach oben drehen lassen.

 
 
 

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