Weizen: Rallye nach dem Jahreswechsel

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 02.01.2012


Erst sorgte Weihnachtsstimmung für eine kleine Jahresend-Rallye. Auch am ersten Handelstag des neuen Jahres setzt sich die Rallye an den europäischen Börsen fort. In den letzten drei Wochen summiert sich das Plus bei Weizen in Paris auf 13 % - und die Kurse steigen weiter.

 

Marktlage
2011 bewies sich bis zum Schluß als sehr bewegtes Marktjahr. Auch für das das neue Jahr 2012 ist nicht zu erwarten, daß es an den Agrarmärkten ruhiger und überschaubarer zugehen wird.

Zwar verliefen die letzten Wochen "ruhig", denn zwischen den Jahren blieben die Umsätze nicht nur am Kassamarkt, sondern auch an den Börsen auf einem traditionell sehr niedrigen Niveau. Viele Händler und Verarbeiter hatten ihre Bücher geschlossen und auch die institutionellen Börsenaktivisten beließen es oftmals bei reiner Kurskosmetik.

Eine Kursrakete wurde auch am ersten Handelstag des Jahres nicht abgefeuert, doch die Rallye setzt sich an den Börsen weiter fort. Der Handel startet ruhig, zumal die Börsen in Übersee feiertagsbedingt geschlossen blieben.

Die Wettermärkte sorgen wie erwartet am Jahresanfang für gute Laune und steigende Kurse (siehe auch Beitrag "Wettermarkt läßt Kurse steigen" vom 29.12.2011). Bedenken, daß die südamerikanische Ernte Schaden nimmt, sorgen für Preisauftrieb. Denn auch für die nächsten Tage werden für Argentinien Trockenheit und Hitze, für Brasilien regional fehlende Niederschläge und für die Ukraine eine hinweg schmelzende Schneedecke prognostiziert.

Seit drei Wochen zeigt der Kurstrend an der Warenterminbörse in Paris nach oben. Weizen zur Januar-Fälligkeit hat seitdem um 13 % auf gestern 202,5 Euro/t zugelegt. Der Termin August 2012 zog auf 182,25 Euro/t an. Bis heute nachmittag legte Weizen nochmals um zeitweilig 4,25 Euro im zu.

 

 

Prognose
Wie erwartet setzt sich die Jahresend-Rallye nach dem Jahreswechsel weiter fort. Jetzt dreht sich alles um die Wettersorgen. In den kommenden Tagen dürfte der Preisauftrieb nach meiner persönlichen Einschätzung noch für Kursgewinne - auch am Kassamarkt - sorgen, zumal der Anschlußbedarf der Verarbeiter in den kommenden Wochen für eine stärkere Nachfrage sorgen dürfte.

Letztendlich werden die weiteren Preisaussichten einerseits davon abhängen, wie die Wintergetreidebestände in Nordamerika, West- und Osteuropa in die Vegetationsphase 2012 starten werden.

Andererseits wird auch der Preistrend an den anderen Rohstoffmärkten das Preispotential am Agrarrohstoffmarkt begrenzen. Noch ist das dominierende Thema an den Märkten die Euro-Schuldenkrise. Während rund um den Globus die Haushaltssünden der PIGS-Staaten (PIGS = Portugal, Italien, Griechenland, Spanien) diskutiert werden, sollten vielmehr die Konjunkturerwartungen und Inflationsraten in den Schwellenländern unsere Aufmerksamkeit wecken.

Die Markttrends am Weizenmarkt sprechen keinesfalls für eine Baisse - weder angesichts der fundamentalen Daten, noch aus charttechnischer Sicht. Angesichts der schwachen Konjunkturaussichten befürchte ich jedoch, daß bereits Mitte Januar erneut latenter Preisdruck den Weizenmarkt belasten könnte. Dennoch spricht aber vieles für ein weiterhin hohes Preisniveau. Mit zeitweilig starken Preisschwankungen aufgrund der hohen Volatilität an den Börsen muß auch weiterhin gerechnet werden.

 
 
 
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