Weizen: Freundlichere Stimmung trotz fehlender Impulse

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 04.11.2011


Schuldenkrise, Bankenpleiten und Korrekturen der Ernteerwartungen lassen die Weizenpreise an den Börsen Achterbahn fahren. Am Kassamarkt blieb der Preisdruck bisher begrenzt und inzwischen konnten sich die Preise sogar wieder leicht stabilisieren.

 

Marktlage
Seit Mitte Februar sind die Weizenpreise am Kassamarkt um 29 % abgesackt. Mit 170 bis 195 Euro/t netto franko Landhandelslager bewegen sich die Preise je nach Region etwa auf dem Niveau zum Zeitpunkt des Erntestarts. Exportorientierte Standorte können sich inzwischen preislich wieder nach oben absetzen. Streckengeschäfte erzielen Preisaufschläge von 5 bis 8 Euro/t. Qualitätsweizen wird mit 7 bis 10 Euro/t honoriert.

Vor allem die Verunsicherung an den Finanzmärkten hat die Kurse an den Börsen in den letzten wochen deutlich unter Druck gebracht. Die Anhebung der Ernteerwartungen in mehreren Anbauregionen der Welt hat die Preisphantasien der Investoren eingetrübt, so daß jetzt der Blick auf die fundametalen Daten des Realmarktes stärker zum Tragen kommen.

Für bessere Laune an den Börsen sorgte der Ansteig der Exportzahlen für EU-Weichweizen im Vergleich zu den Vorwochen. Die EU-Kommission hat für diese Woche Exportlizenzen für 525.000 Tonnen Weichweizen erteilt. Hier lag Deutschland mit Exportlizenzen über 349.000 Tonnen gut im Rennen. Damit summieren sich die EU-Weichweizenexporte in der laufenden Vermarktungssaison auf gut 5 Mio.t. Die EU-Exporte haben damit etwas aufgeholt, liegen jedoch noch immer rund ein Drittel unter dem Vorjahresiveau.

 

Prognose
Die Preislinie im internationalen Handel wird weiterhin durch die günstigen Export-Offerten aus Rußland und der Ukraine vorgegeben. Denn weltweit und in der EU fällt das Weizenangebot insgesamt komfortabel aus. Die durch das ungünstige Anbauwetter verursachten Mengen- und Qualitätsprobleme in Deutschland können daher im überregionalen Handel problemlos ausgeglichen werden.

Daher sind es derzeit vorrangig das Ende der Talfahrt an den Börsen und der flottere EU-Weizenexport, die für eine Stabilisierung der Preise am Kassamarkt sorgen. Hinzu kommt, daß die Produzenten bereits einen großen Teil der Ernte verkauft haben, so daß die frei verfügbaren und qualitativ einwanfreien Lagervorräte geringer als in anderen Jahren ausfallen. Angesichts der rückläufigen Preise sind die Anbieter zumeist nicht an Verkäufen interessiert und warten die weitere Preisentwicklung ab.

Der Blick der Marktbeteiligten richtet sich daher auf den Erntestart in Australien. Während es im Südosten des Kontinentes weitgehend trocken ist, mehren sichvor allem in den Weizenanbaugebieten Westaustraliens Befürchtungen, daß anhaltende Niederschläge zu Ernteverzögerungen und Qualitätseinbußen führen könnten.

Angesichts der Turbulenzen an den Rohstoffmärkten bleiben jedoch große Preisrisiken. Der Preisspielraum nach oben ist nach meiner persönlichen Einschätzung derzeit begrenzt. Dennoch spricht aber vieles für ein weiterhin hohes Preisniveau. Mit zeitweilig starken Preisschwankungen aufgrund der hohen Volatilität an den Börsen muß auch weiterhin gerechnet werden.

 
 
 
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