Wettermarkt läßt Kurse steigen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 29.12.2011


Fehlender Regen im Süden Brasiliens, Trockenheit in Argentinien, regional trockeneres Erntewetter Australiens und in einigen Landesteilen der Ukraine das Schmelzen der schützenden Schneedecke: Das sind die Wetterereignisse, die derzeit den Kurstrend an den Börsen bestimmen.

 

Marktlage
In den letzten Wochen hat ein Marktfaktor erneut an Gewicht gewonnen: das Wetter.
Erst war es die anhaltende Trockenheit in der Ukraine, die zu Bestandsschäden bei Wintergetreide und Winterraps führte oder das Auflaufen des Saatgutes verhinderte. Ein Drittel der Aussaatfläche wird inzwischen als "schwach" bewertet, regional sind es bis zu 50 % der Flächen.

Die Ernte in Australien startete zunächst mit Volldampf und bewies, daß die australischen Farmer in dieser Saison eine neue Rekordernte einbringen. Dann verzögerten anhaltende Niederschläge den Fortgang der Ernte und sorgten dafür, daß die Qualität späterer Drusche immer weiter abgestuft werden mußte. Inzwischen bessert sich das Wetter im Westen und Südosten des Riesenkontinentes etwas, so daß die Ernte forgesetzt werden kann.

Inzwischen verstärkt das Niederschlagsdefizit in Südamerika die Wetterspekulationen. In den wichtigen Anbaugebieten im Süden Brasiliens und im Norden Paraguays ist es viel zu trocken. Regen in den zentralen Anbaugebieten Brasilien macht dagegen vor allem den Sojaproduzenten große Sorgen. In Argentinien sorgen in den zentralen Anbauregionen seit Wochen Trockenheit und inzwischen auch Hitze für Dauerstreß bei den Pflanzenbeständen.


Das Trockenheits-Risiko in Südamerika wächst weiter. Auch für die kommenden Tage werden keine großräumigen bzw. stärkeren Niederschläge prognostiziert. Für den Westen Argentiniens wird eine neue Hitzewelle erwartet, während die östlichen Regionen weniger betroffen sein sollen. Auch im Süden Brasilien werden für die nächsten 10 Tage zu geringe Niederschläge vorhergesagt.

Der aufkommende Wettermarkt hat an den internationalen Agrarrohstoffbörsen wenige Tage vor dem Jahreswechsel eine kleine Preis-Rallye ausgelöst.
Seit Anfang Dezember hat Weizen an der Warenterminbörse in Paris zur Januar-Fälligkeit um 10 % auf zuletzt 200,5 Euro/t zugelegt. Der Termin August 2012 zog auf 181,50 Euro/t an.
Der Rapssaaten-Future an der Warenterminbörse in Paris zur Februar-Fälligkeit erreichte seit Anfang Dezember nur einen Kursanstieg um 3,6 % auf 438,50 Euro/t. Der August-Termin blieb mit zuletzt 406,75 Euro/t bzw. einem Plus von 2,9 % deutlich hinter der Kursanstieg am Getreidemarkt zurück.

 

 

 

Prognose
Die kleine Jahresend-Rallye eröffnet erstmals seit Monaten nicht nur den Investoren an den Börsen wieder Renditechancen. Auch den Produzenten am Kassamarkt ermöglicht das Plus an den Börsen entspanntere Verkaufsgespräche und bessere Preischancen.

Dennoch bleicht festzustellen: Auch wenn sich der latente Preisdruck angesichts der globalen Wetterrisiken abgeschwächt, ist der Baisse-Trend an den Rohstoffmärkten bzw. am Agrarrohstoffmarkt aktuell noch ungebrochen. Nach meiner persönlichen Einschätzung könnte die Jahresend-Rallye auch nach dem Jahreswechsel noch für Preisauftrieb sorgen. Sollten Anfang des Jahres die Wettermeldungen aus Südamerika an Dramatik verlieren, sind weitere Negativ-Meldungen aus anderen Teilen der Welt notwendig, um eine echte Trendwende einzuleiten.

Die Mühlen und Mischfutterhersteller haben zwar spätestens ab Mitte Januar durchaus Anschlußbedarf, doch nach den aktuellen globalen Statistiken ist die Versorgungslage - weltweit betrachtet - bei vielen Feldfrüchten durchaus komfortabel.

Sollte der Wettermarkt an Einfluß verlieren, befürchte ich persönlich, daß bereits Mitte Januar erneut latenter Preisdruck aufkommen könnte. Letztendlich werden die weiteren Preisaussichten einerseits davon abhängen, wie die Wintergetreidebestände auf der Nordhalbkugel in die Vegetationsphase 2012 starten werden. Andererseits wird der Preistrend an den anderen Rohstoffmärkten das Preispotential am Agrarrohstoffmarkt begrenzen.

 
 
 
Vorhergehende Beiträge
---  
   
 
 
 
 

Seitenanfang