Rapssaat: Neue Trendsignale

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 25.03.2011


Seit zwei Wochen beherrschen die Katastrophen-Meldungen aus Japan Medien und Märkte. Noch immer sind die havarierten Atom-Reaktoren im japanischen Fukushima nicht unter Kontrolle. Und noch immer verunsichern die Militäraktion in Libyen wie auch die Proteste im Nahen Osten die Märkte. Doch allmählich rückt die vergleichsweise enge Versorgungsbilanz wieder in den Vordergrund.

Marktlage
Die 2010er Rapsernte ist in Deutschland und in der ganzen EU weitgehend verkauft. Nur noch kleine Restbestände werden in Erwartung wieder anziehender Preise noch zurück gehalten. Die Verarbeiter haben für die nächste Zeit ausreichend Ware in den Büchern - für spätere Anschlußtermine sieht die Versorgung mit Vertragsware jedoch merklich knapper aus.

Doch nicht die fundamentalen Daten von Angebot und Nachfrage steuerten in den letzten Wochen den Preistrend. Auch Rapssaat geriet in den Abwärtsstrudel der Gewinnmitnahmen an den Rohstoffbörsen.

Seit Anfang des Jahres gaben die Erzeugerpreise für prompte Ware am hiesigen Kassamarkt um rund 11 % nach. Mit aktuell 440 bis 470 Euro/t netto ab Hof (Strecke) hat sich die Preisspanne in Deutschland in Abhängigkeit von der Marktnähe enorm vergrößert. Nachdem in den Monaten Dezember bis Februar hohe Preisaufschläge "über Matif" gezahlt wurden (siehe Grafik), um zusätzliche Ware aus den Lägern zu locken, schrumpften die Preisaufschläge in der letzten Zeit deutlich. Inzwischen werden teilweise wieder Prämien bis zu 10 Euro/t "über MATIF" für prompte Ware gewährt, wenn dringender Anschlußbedarf gedeckt werden muß.

Auch die Großhandelspreise zogen kräftig an. Die Hamburger Getreidebörse meldete für prompte Lieferungen am Dienstag einen Preis von 465 Euro/t, was im Vergleich zur Vorwoche einen Aufschlag um 15 Euro/t (!) bedeutet.

Die Kurse für Liefertermine in der Zukunft haben sich dem aktuellen Preis in den letzten Monaten immer weiter angenähert (siehe Grafik). So konnen sich die Preisgebote für Raps ex Ernte 2011 nach dem vorherigen Kurssturz ebenfalls wieder verbessern. Mit 400 bis 425 Euro/t netto bei Streckenvermarktung ab Hof fiel hier der Kursanstieg zuletzt jedoch etwas schwächer aus. Lag Ende letzter Woche der Preisabstand zwischen alter und neuer Ernte an der Börse in Paris noch bei 33 Euro, so hat sich der Preisabstand inzwischen auf 45 Euro/t erweitert.

 

Prognose
Aktuell stärkt ein bunter Strauß an Unsicherheiten den Preistrend bei Rapssaaten:
• Stabile Sojapreise infolge des regnerischen Erntewetters in Südamerika.
• Unklare Soja-Anbaubedingungen in den USA  (zu kalt und Naß im Norden, zu trocken im Süden).
• Nach starken Niederschlägen durchweichte Böden in Kanada.
• Auf und Ab an den Rohölmärkten infolge der geopolitischen Unsicherheiten in Nordafrika und im
  Nahen Osten.
• Gefahr der Ausweitung der Unruhen auf Saudi Arabien und Iran (18 % der globalen Ölproduktion).
• Teilweise schwachen Rapsbestände in Deutschland und anderen EU-Ländern.
• Niedrigere Rapssaaten-Anbauflächen in Osteuropa.

Nach den Kursrückgängen der vergangenen Tage deutet sich nach meiner persönlichen Einschätzung jetzt eine Trendwende an. Nicht nur die Versorgung mit nachhaltig zertifiziertem Raps bleibt bis zur nächsten Ernte äußerst knapp. Auch die Aussichten für den nächste Saison bleiben begrenzt.

Bei weiter steigendem Verbrauch an Rapssaaten, einer lediglich bedarfsdeckenden Produktion von Sojabohnen und dem nach oben gerichteten Preistrend bei Rohöl erwarte ich persönlich zunächst weitere leichte Kurskorrekturen nach oben. In den kommenden Wochen werden die Entwicklung der Ernteerwartungen zur Ernte 2011, der Kursverlauf des Euro im Vergleich zum Dollar, die weltweite Konjunkturentwicklung und die Energiepreise die Hauptfaktoren für die weitere Preisentwicklung sein.

 
 
 
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