Ölsaaten: Rückkehr zu den Fundamentals

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 25.08.2010


Mit teilweise starken Preisschwankungen reagiert der Rapssaatenmarkt auf das Ausbleiben immer neuer Erntekatastrophen-Meldungen. Aktuell folgen die Preise einem Seitwärtstrend. Jetzt richtet sich das Interesse auf die Aussaatbedingungen zu nächsten Ernte.

Marktlage
Immer neue Erntekatastrophen-Meldungen ließen wochenlang nicht nur an den Terminbörsen, sondern auch am Kassamarkt die Kurse in die Höhe klettern. Seit Anfang Mai verteuerten sich die Rapssaatenpreise um über 20 %.

Doch nachdem jetzt für Kanada geringere Produktionseinbußen als bisher erwartet prognostiziert wurden, gerät der Rapssaatenmarkt erstmals wieder stärker unter Druck. Da auch die witterungsbedingt schwache EU-Rapsernte längst in den Notierungen eingepreist ist, komme keine neuen Hausse-Phantasien auf.

An der europäischen Warenterminbörse Euronext, Paris notierte der November-Termin gestern mit 358,75 Euro/t rund 3 % niedriger als im Durchschnitt der Vorwoche. Auch der Rohölmarkt mit seinem anhaltenden Abwärtstrend belastet seit Anfang August den Rapsmarkt zusätzlich.

Mit teilweise starken Preisschwankungen ging es dagegen am Rohölmarkt seit Anfang Mai um rund 10 % nach unten. Der Abstand zwischen Rohölkurs und Rapssaatenpreis (siehe Grafik) ist seit April um fast 60 % geschrumpft.

Auch der Kassamarkt kann sich dem Schwäche-Trend der Börse nicht gänzlich entziehen, zumal die globalen Ernteeinbußen mittlerweile eingepreist sind. Der Handel verläuft in ruhigen Bahnen und seitens der Produzenten bleibt das Angebot äußerst überschaubar.

 

Fakten

  • Welt: Defizitäre Produktion - schrumpfende Lagerbestände
    Immer wieder wurden die globalen Ernteprognosen für Rapssaat in den letzten Monaten nach unten korrigiert. Nicht nur in der EU, sondern weltweit fällt die Rapssaatenernte kleiner aus als im Vorjahr. Die Lagerbestände schrumpfen daher bereits in der laufenden Saison wieder deutlich, da vor allem der hohe Bedarf der Energiebranche für eine stetige, hohe Nachfrage sorgt.

    in Mio. t
    Rapssaaten
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    EU-27
    Welt
    Welt
    EU-27
    2003/04
    39,4
    11,2
    39,1
    1,9
    0,3
    2004/05
    46,1
    15,4
    43,7
    4,6
    1,7
    2005/06
    48,7
    15,5
    47,0
    5,5
    1,7
    2006/07
    45,1
    16,1
    46,3
    4,7
    1,4
    2007/08
    48,5
    18,4
    49,1
    3,6
    1,0
    2008/09
    57,8
    19,0
    54,8
    6,7
    1,8
    2009/10
    59,9
    21,5
    59,7
    6,5
    1,7
    2010/11 Prognose vom:
    12.08.2010
    56,7
    20,0
    58,5
    4,9
    0,9
    Quelle: USDA

    Neueste Prognosen gehen inzwischen davon aus, daß die Rapsernte in der EU-27 sogar unterhalb der 20 Mio.t-Marke bleiben wird.

    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Weiterhin dominieren das Wetter in den wichtigen Anbauländern, der Rohölkurs und die lebhafte Nachfrage nach pflanzlichen Ölen die Preisentwicklung bei Rapssaaten.

Neben der Defizitproduktion 2010/11 haben nach meiner persönlichen Einschätzung auch die derzeit problematischen Aussaatbedingungen in West- und Osteuropa starken Einfluß auf die Preisentwicklung. Während hierzulande in vielen Regionen Regen den Abschluß der Ernte und damit die Rapsaussaat verzögert, haben die Niederschläge in Rußland noch längst nicht alle wichtigen Anbaugebiete erreicht. Sollte sich herausstellen, daß die Aussaat deutlich beeinträchtigt wird, würde sich erneut ein Preisspielraum nach oben entwickeln.

Für den Rohölmarkt erwarte ich, daß das Kursniveau vorerst schwach bleibt und damit von dieser Seite neue Preisimpulse für den Rapssaatenmarkt ausbleiben. Die stetige und hohe Nachfrage nach Pflanzenölen dürfte diesen Baisse-Faktor allerdings überlagern und für stabile Rapssaatenpreise sorgen.

Ich persönlich erwarte, daß die Rapssaatenpreise an unserem heimischen Markt weiterhin ihr hohes Preisniveau behaupten können. Rapide Preisschwankungen nach unten wie auch nach oben müssen nach meiner Einschätzung dennoch einkalkuliert werden - zum Beispiel durch Meldungen über steigende Rohöl-Lagerbestände, günstigere Wachstumsbedingungen in wichtigen Produktionsländern oder einen höheren Pflanzenöl-Importbedarf beispielsweise durch Pakistan.

Es gilt daher, die Marktentwicklung zu beobachten, um rechtzeitig auf neue Markttrends reagieren zu können.

 
 
 
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