Ölsaaten: Herbst-Hausse am Rapssaatenmarkt

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 30.09.2010


Die globale Defizitproduktion, problematischen Aussaatbedingungen in ganz Europa und entsprechend begrenzte Produktionserwartungen für die Ernte 2011 und eine neue Rohöl-Rallye sorgen erneut für Preisauftrieb am Rapssaatenmarkt.

Marktlage
Nicht nur an den Warenterminbörsen wird inzwischen auf eine weitere Defiziternte im kommenden Jahr (2011/12) spekuliert. Auch die Produzenten spekulieren auf steigende Kurse und zögern Verkäufe weiter hinaus. Die zusätzliche Angebotsverknappung verstärkt den derzeitigen Preisauftrieb. Seit Anfang Juni verteuerten sich die Rapssaatenpreise um über 23 Prozent und haben inzwischen ein
2-Jahres-Hoch erreicht.

In den letzten Tagen schickten Gewinnmitnahmen der Investoren die Kurse an den Warenterminbörsen auf Talfahrt. Nicht nur Gewinnmitnahmen zwecks Schönung der Bilanzzahlen für das dritte Quartal, sondern auch bessere Soja-Erntebedingungen in den USA und günstigere Soja-Aussaatmöglichkeiten in Südamerika haben die Rapssaatenpreise unter Druck gesetzt.

Seit dem Höchststand des Front-Termins am 20.09.2010 mit 388,50 Euro/t büßte der November-Termin rund 12 Euro ein.

An der europäischen Warenterminbörse Euronext, Paris notierte der November-Termin gestern mit 376,50 Euro/t mehr als 2 % niedriger als im Durchschnitt der Vorwoche. Auch die steigenden Preise am Rohölmarkt konnten den Preisdruck nicht verhindern. Doch noch ist der Aufwärtstrend ungebrochen.

Äußerst stabil entwickelt sich seit Wochen auch der Kassamarkt. Der Handel verläuft in ruhigen Bahnen und seitens der Produzenten bleibt das Angebot außerordentlich überschaubar. Weder Landwirte noch die aufnehmend Hand haben derzeit Interesse am Verkauf der eingelagerten Ware. Man spekuliert darauf, daß bald die 400 Euro-Marke geknackt wird und wartet mit Verkäufen ab.

 

Fakten

  • Schwierige Aussaatbedingungen in Europa - geringere Ernteerwartungen
    Die niederschlagsreiche Witterung der letzten Wochen hat in Deutschland, Polen und Tschechien die Rapsaatsaat verzögert oder sogar verhindert. Frühe Schätzungen gehen von einer um bis zu 10 % geringeren Aussaatfläche in Deutschland aus. EU-weit wird derzeit eine um 5 % kleinere Anbaufläche prognostiziert.

    Auch in wichtigen Anbaugebieten Rußlands und der Ukraine bleiben die Aussaatflächen deutlich hinter den ursprünglichen Planungen zurück.

    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Die roten Zahlen der letzten Tage sind inzwischen Vergangenheit. Die Rapssaatenkurse haben im heutigen Handelsverlauf an der Warenterminbörse in Paris bereits wieder ins Plus gedreht. Am frühen Nachmittag wurde der November-Termin rund 2,00 Euro/t über der Preisfestsetzung des Vortags gehandelt. Der Kontrakt-Termin August 2011 erzielte Kursgewinne von 3,25 Euro/t.

Der Markt nimmt erneut Anlauf auf die 400 Euro-Marke. Nicht nur die geringeren Anbauflächen in West-, Zentral- und Osteuropa, sondern auch die heutige Preisrallye bei Rohöl und die weiterhin lebhafte Nachfrage nach pflanzlichen Ölen sorgen für erneute Preissteigerungen bei Rapssaaten.

Die Versorgungsbilanz in der EU dürfte bis auf weiteres äußerst eng bleiben, zumal Importe die Fehlmengen nicht decken können. Nach den Ernteeinbußen in der Ukraine und in Weißrußland, bleiben die Lieferungen aus diesen beiden wichtigen Lieferländern äußerst bescheiden.

Ich persönlich erwarte, daß die Rapssaatenpreise an unserem heimischen Markt auf eine Herbst-Hausse zusteuern, zumindest solange, wie die Rallye durch den Aufwärtstrend bei Rohöl getragen wird. Zeitweilig rapide Preisschwankungen nach unten wie auch nach oben müssen nach meiner Einschätzung allerdings einkalkuliert werden.

 
 
 
Vorhergehende Beiträge
25.08.2010 Ölsaaten: Rückkehr zu den Fundamentals
13.07.2010 Ölsaaten: Rapssaat setzt Preisrallye fort
17.06.2010 Ölsaaten: Rapssaat steigt auf 20-Monatshoch
10.06.2010 Rapssaat setzt Rallye fort
06.05.2010 Ölsaaten: Frühlingserwachen am Rapssaaten-Markt
   
 
 
 
 

Seitenanfang