Nachdem die NRW-Schweine am Markt fehlen, bieten die Schlachtbetriebe
Preisaufschläge, um ausreichend schlachtreife Schweine zukaufen zu können.
Kommt nächste Woche bereits der Preisknick?
Schweinepest:
Marktwirksame EU-Beschränkungen
Die EU-Kommission hat Handelsbeschränkungen
gegen die Ausbreitung der Schweinepest erlassen, die seit dem 07. April zunächst
befristet bis zum 15. Mai gelten, am 13. April jedoch vorab überprüft
werden.
In Nordrhein-Westfalen (NRW) sind derzeit Handel,
Transport oder Schlachtung von Schweinen komplett gesperrt. Nach Ablauf des sogenannten
„Stand-Still“ – also dem totalen „Bewegungsverbot“ – ist eine Schlachtung
in NRW vorgeschreiben oder – nach vorheriger Untersuchung und Genehmigung –
kann auch eine Schlachtung in einem anderen Bundesland erfolgen.
Die
EU-Maßnahmen gehen über das Gebiet NRW hinaus: Aus ganz Deutschland
dürfen Schweine nur dann in andere EU-Mitgliedsländer gebracht werden,
wenn sie zuvor 60 Tage im gleichen Bebrieb gewesen sind, während dieser
Frist keine Schweine zugekauft wurden und die Tiere klinisch untersucht wurden.
Schweine aus anderen Bundesländern oder aus anderen Ländern dürfen
nur direkt auf festgelegten Korridoren zu Schlachtbetrieben in NRW gebracht werden.
Marktlage
Die
von der EU-Kommission erlassenen Transportbeschränkungen für NRW und Deutschland
wirbeln den Schlachtschweinemarkt durcheinander. Bis zum Inkrafttreten des Transportverbotes
in NRW wurden alle verfügbaren Transportkapazitäten zum Einsatz gebracht. Derzeit
haben NRW-Schweine "Stall-Arrest" und fehlen am Markt.
Das
fehlende Angebot aus NRW bringt anderen deutschen Vermarktungsregionen ein Preis-Plus.
Die Nord-West-Notierung zog leicht an. Die
Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch in Nordwest- und Ostdeutschland
legte den mittleren Basispreis für den Zeitraum von Freitag, 07.04. bis Donnerstag,
13.04.2006 mit 1,52 Euro/kg SG um 4 Cent über dem Vorwochenpreis
fest. Die Preisspanne wurde mit 1,48-1,55 Euro/kg SG im unteren Ppannenbereich
unverändert und im oberen Spannenbereich um 6 Cent/kg SG über
der Vorwochen-Notierung festgesetzt. Die genannten Preise sind Basispreise für
Schweine mit 56 % MFA, frei Schlachtstätte und beziehen sich auf die
sogenannte Euro-Referenzmaske.
Bei
der Internet Schweinebörse Nordwest AG
am 05.04.2006 konnten die Schweinepreise ihr Preisniveau im Vergleich zur Vorwoche
weitgehend halten. 460 deutsche Schweine wurden zu einem Durchschnittspreis
von 1,54 Euro/kg SG verkauft. Die Vermarktung erfolgte in der Preisspanne
von 1,53-1,55 Euro/kg SG. Damit lag der Preis um 0,01 Euro unter
der Notierung vom 22.03.2006.
Die Warenterminmärkte zeigen
sich eher pessimistisch. An der Warenterminbörse Hannover
büßte der Fronttermin seit ihrem Höchstand in der ersten April-Woche
rund 6 Cent und notierte am 11.04.2006 mit 1,46 Euro/kg SG. Auch
der Mai-Termin notierte mit 1,50 Euro schwächer, wenn auch nur um 3 Cent.
Damit liegen die Terminnotierungen unter dem Kassapreis-Niveau.
In den europäischen "Schweineregionen"
tendierten die Notierungen im Zuge der EU-Schweinepest-Maßnahmen uneinheitlich.
Während es in einigen EU-Ländern
noch zu Preisanhebungen kam, gaben die Kurse in Ländern wie z.B. Niederlande
, für die Deutschland ein wichtiger Exportmarkt ist, deutlich nach.
Der
Schlachtschweinemarkt ist kein lokaler Markt mehr. Daher kann es infolge der EU-Maßnahmen
auch zu krassen Einkommensausfällen kommen: Wer z.B. NRW-Schlachthöfe
beliefert oder NRW durchqueren muß, sieht sich mit erheblichen "NRW-Import-Auflagen"
und Transporterschwernissen konfrontiert.
Fakten
Ab 15.04.
dürfen Schweine in NRW wieder zum Schlachthof
In ganz NRW dürfen
ab Samstag Schlachtschweine wieder zum Schlachthof gebracht werden. Dies gilt
nicht für das Beobachtungsgebiet, also im
Bereich von zehn Kilometern um die von der Schweinepest betroffenen Höfe.
Eine
erste Erleichterung gibt es für das Beobachtungsgebiet allerdings auch: Innerhalb
dieser Zone dürfen für die Mast bestimmte Ferkel in leer stehende Ställe verbracht
werden. Diese Entscheidung der EU muss noch in nationales Recht umgesetzt werden,
voraussichtlich ab Samstag dürfen die Tiere dann in innerhalb dieses Gebietes
transportiert werden.
Die EU-Kommission hat eine Lockerung des Verbots
für den Transport von Zuchtschweinen und Ferkeln aus NRW von einem weiteren Untersuchungsprogramm
abhängig gemacht. So müssen bis Mitte nächster Woche rund 800 Betriebe überprüft
werden, die Kontakt zu Höfen aus den Kreisen Recklinghausen, Coesfeld, Wesel und
Borken sowie den Städten Bottrop und Gelsenkirchen hatten. Diese Kreise und Städte
liegen ganz bzw. teilweise in der Pufferzone, die um die von der Schweinepest
betroffenen Betriebe gezogen wurde.
Baisse-Tendenz
Schweinepest: Rückblick
Am 3. März 2006
wurde in einem Betrieb im Kreis Recklinghausen ein Schweinepest-Fall festgestellt,
in den beiden Folgetagen zwei Weitere in unmittelbarer Umgebung. In den betroffenen
drei Beständen wurden alle 650 Schweine getötet. Nach einer Risikoeinschätzung
im Nahbereich mußten in weiteren sechs Betrieben vorsorglich etwa 2.700 Schweine
getötet werden.
Nachdem am 27. und am 31. März 2006 im
Kreis Recklinghausen erneut zwei Seuchen-Fälle verzeichnet werden mussten, wurden
nicht nur in den beiden Betrieben, sondern im gesamten Sperrbezirk – also
im Umkreis von 3 km – alle Schweine getötet.
Rot: Sperrgebiete Blau: Beobachtungsgebiet Grün:
Pufferzone Quelle: MUNLV-NRW |
Der letzte Schweinepest-Ausbruch ereignete sich am
1. April 2006 in einem Mastbetrieb im angrenzenden Kreis Borken. Auch
hier wurden die Schweine dieses Betriebes als auch alle Schweine von Höfen in
Umkreis von 1.000 m getötet. (Quelle: Ministerium für
Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen)
Prognose
Die
Zahl der am deutschen Markt angebotenen Schlachtschweine hat sich seit dem 07.04.2006
schlagartig verringert. Die erneute Angebotsverknappung treibt die Auszahlungskurse
weiter in die Höhe. Doch bereits in der kommenden Woche wird das Angebot
innerhalb von NRW nach der Lockerung der Transportbeschränkungen wieder erheblich
höher ausfallen.
Auch aus den Niederlanden und aus
Dänemark ist in der kommenden Woche mit einem wieder größeren
Export in Richtung Deutschland zu rechnen.
Nach meiner Einschätzung
dürfte daher der VP-Preis wieder spürbar nach unten korrigiert werden.
Ich erwarte eine Preisrücknahme in Höhe von 3 bis 5 Cent.