Gerste: Exportaussichten als Marktimpuls?


S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 26.02.2001


Dem Futtergetreidemarkt fehlt seit Wochen der nötige Schwung, der dem Kursverlauf die nötigen Impulse für Preisverbesserungen verleiht. So dümpelt der Markt - obwohl sich das Exportgeschäft wieder verbessert - vor sich hin und beschert den Erzeugern schwächere Preise und damit Frust.

Marktlage
Die Verkaufspreise der Erzeuger waren nach den Preisverbesserungen im Januar in den letzten Wochen wieder rückläufig. Die Freigabe von Futtergerste aus der Intervention, der Rückkehr Australiens an den Weltmarkt und eine schwächere internationale Nachfrage haben den Export verlangsamt und infolge die Kurse gedrückt.

Betrachtet man den Preisverlauf der HEMIS-Geschäftsabschlüsse seit 1996, so werden die jährlich zu kompensierenden Erlöseinbußen deutlich (siehe Grafik). Auch in dem laufenden Wirtschaftsjahr setzte sich der seitens der EU-Kommission forcierte Trend zu nachgebenden Preisen fort. Zielsetzung der EU ist die langsame Rücknahme der Kurse auf Weltmarktniveau.

Daß EU-Gerste bereits seit längerem am internationalen Markt konkurrenzfähig ist, wird auch in den seitens der EU-Kommission seit über fünf Monaten nicht mehr gewährten Exporterstattungen (Nullerstattung) deutlich. Die internationalen Kurse konnten sich bis zum November 2000 kontinuierlich verbessern, geben seitdem jedoch laufend nach.

Niedrigere internationale Kurse bedeuten schwierigere Exportbedingungen und wirken sich nachteilig auf unser hiesiges Preisniveau aus. Die Weltmarktpreise gaben auch in der letzten Woche nochmals leicht nach. An den US-Börsen fiel die Futtergerste von 118 US-$ fob Golf in der 7. Woche auf 116 US-$ in der letzten Woche (8. Woche).

Fakten

  • Export: Im ersten Halbjahr des Wirtschaftsjahres hat die EU mit 12 Mio. t Getreide erheblich weniger exportiert, als in den Vorjahren. Die restriktive Exportpolitik der EU-Kommission mit der Zielsetzung niedrigerer Gerstenpreise hat den Preisauftrieb in der EU erheblich gebremst, ohne die Exportzahlen des Vorjahres erreichen zu können.

    Seit Jahresbeginn läuft der Export nun wieder etwas flotter. Auch der Gerstenmalzexport konnte im Februar an Tempo zulegen. Dennoch steht zu befürchten, daß der durch die WTO vorgegebene Exportrahmen im laufenden Wj nicht ganz ausgeschöpft werden wird.

    EU-Export- und Importlizenzen für Gerste in 1.000 t
    Stand: 30.01.2001 im Vergleich zu den Vorjahren (Wj. 01.07. - 30.06.)
    Gerste
    1998/99
    1999/00
    2000/01
    Export
    Import
    Export
    Import
    Export
    Import
    insgesamt
    8.922
    36
    8.619
    62
    4.706
    21
    darunter Körner
    5.864
    29
    5.816
    59
    3.676
    19
    darunter Malz (Körneräquivalent)
    3.058
    7
    2.803
    3
    1.030
    2
    Quelle: BLE

  • Handel: Jordanien hat kürzlich für durchschnittlich 134 US-$ incl. Frachtkosten EU-Gerste gekauft. Algerien, Lybien und der Irak haben Kaufabsichten signalisiert. Auch Polen hat erneut Interesse an EU-Weizen, Gerste und Roggen. Die Getreideerzeugung in Polen ging im laufenden Wj  2000/01 aufgrund der Trockenheit im April/Mai letzten Jahres um 13,2 % auf 22,3 Mio. t zurück. Händler erwarten, daß bis zu 500.000 t Getreide bis Ende März 2001 importiert werden müssen.

Prognose
Die Verarbeiter zeigen sich noch recht gut versorgt, so daß die von dieser Seite zu erwartenden Marktbelebung begrenzt bleibt. Beim Export sind dagegen keine Störungen zu erwarten. Ich gehe davon aus, daß sich der Gerstenmarkt in den nächsten Tagen wieder leicht befestigen wird.

Die erwartete Nachfrage am Markt für Braugerste aus Ost- und Südosteuropa hat eingesetzt, so daß das etwas größere Angebot in der EU zügig vom Markt aufgenommen wird. Es bleibt abzuwarten, ob die zu beobachtenden Qualitätsprobleme weiter zunehmen werden.

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